Alice Wittmann begleitet und verantwortet als Head of Design bei Wittmann ab sofort die Entwicklung neuer Modelle vom Brief bis zur Präsentation des fertigen Möbels. In dieser Rolle wird sich die Tochter von Ulrike Wittmann und Heinz Hofer-Wittmann intensiv mit der Modellpolitik ihres Familienunternehmens auseinandersetzen und die Entwicklungsabteilung bei allen Designprozessen und in Zusammenarbeit mit Designern unterstützen.
Arthur Arbesser unterstützt Wittmann seit letztem Jahr in den Bereichen Präsentation, Branding und Kommunikation. Mit ihm arbeitet Alice Wittmann seither eng an der Präsentation und visuellen Darstellung der Wittmann Möbel, wobei ihr die Einhaltung der „Wittmann-DNA“ besonders wichtig ist. Mit der Modellentwicklung übernimmt Alice Wittmann die Führung eines weiteren spannenden und zentralen Bereiches des Traditionsunternehmens.
BUN Sessel von Federica Biasi
Haben Sie durch die Nähe zur Möbelfertigung eine besondere Leidenschaft für Möbelherstellung und -design entwickelt?
Meine Leidenschaft für Möbel ist sicher viel größer als bei anderen. Ich krieche schon mal unter ein Möbel, um zu sehen, von welchem Hersteller es ist. Andere schmunzeln darüber, für mich ist es normal.
Wie war Ihr beruflicher Werdegang? Inwiefern hat er Sie auf die Arbeit im Familienunternehmen vorbereitet?
Ich habe Betriebswirtschaft und Architektur studiert und in mitunter ganz anderen Branchen gearbeitet. Überall habe ich etwas für jetzt gelernt. Am meisten aber hilft mir, dass ich im Unternehmen groß geworden bin: Ich muss das was wir tun nicht erst begreifen.
Wie kam es zu der Entscheidung, in das Familienunternehmen einzusteigen?
Ich bin vor fünf Jahren ins Unternehmen gekommen, kurz nachdem sich meine Eltern zurückgezogen hatten. Es war wichtig, dass wieder jemand aus der Familie präsent ist. Ein Familienunternehmen ohne Familie im Unternehmen ist für die Mitarbeiter und Kunden nicht dasselbe.
BLOCKS Sofa von Neri&Hu | CLUB Sessel von Josef Hoffmann
Was genau sind Ihre Position und Ihre Aufgaben im Unternehmen?
Als Head of Design bin ich für die Kollektion verantwortlich, und zwar von der Idee für ein Möbel bis hin zur Präsentation. Ich arbeite dabei eng mit unserer Entwicklungsabteilung, mit dem Marketing und unserem Creative Counsil Arthur Arbesser zusammen.
Worauf legen Sie bei Ihrer Tätigkeit den Fokus?
Wir wollen uns auf unser Handwerk konzentrieren. Designer, die für uns arbeiten, müssen wissen, wer wir sind und was wir können. Aus diesem Grund lehne ich Entwürfe von Designern, die niemals einen Schritt in unsere Manufaktur gesetzt haben, lieber ab.
Wie wird Nachhaltigkeit der Manufaktur insbesondere im Design/der Modellpolitik gelebt – wo sehen Sie künftige Prioritäten?
Wir eilen keinen Trends hinterher. Dazu sind unsere Möbel zu kostbar. Kein Kunde würde sich ein Wittmann Möbel kaufen, um es schon nach zwei Jahren gegen ein anderes einzutauschen. Deshalb achten wir auch in der Zusammenarbeit mit Designern darauf, dass das Möbel unsere Sprache spricht und zeitlos elegant ist. Ein Vorzeigebeispiel: Die Entwürfe von Josef Hoffmann sind mehr als hundert Jahre alt und noch immer Bestseller.
ATRIUM von Wittmann Workshop | Kissenstoff FLOWERS von Arthur Arbesser
Was ist Ihr Favorit unter den Wittmann Möbelmodellen und wie sieht Ihr Zuhause aus?
Ich brenne für das, woran wir gerade arbeiten. Aktuell ist das eine Reedition unseres Atrium Sofas aus 1971, die wir auf dem Salone in Mailand zeigen: ein Entwurf mit großem Potenzial für die Gegenwart. In meinem Zuhause stehen Prototypen neben Geschenken und Möbeln, die nie in die Kollektion aufgenommen wurden. Eine Designerin, die kürzlich zu Besuch war, meinte, es ist wie eine kleine Möbelausstellung. Der Prototyp eines Atrium Sofas steht bereits im Gästezimmer.
Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Wittmann Creative Council Arthur Arbesser vorstellen?
Arthur Arbesser und ich besprechen uns in allen kreativen Fragen. Wir planen Fotoshootings, Präsentationen und besprechen Stoffe für unsere Kollektion, um nur einige Punkte zu nennen. Die Zusammenarbeit ist sehr fruchtbar und ich schätze sein hohes Maß an Sinn für Ästhetik. Er verstand Wittmann und was uns ausmacht von Beginn an, was keine Selbstverständlichkeit ist. Manche brauchen dafür Jahre.
Wo sehen Sie die Stärken eines Familienunternehmens wie Wittmann?
Die Möbelbranche hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Familienunternehmen wie Wittmann sind eine Seltenheit geworden. Gleichzeitig schätzen Menschen den persönlichen Kontakt und intensive, ehrliche und freundschaftliche Geschäftsbeziehungen. Das ist unser Vorteil als Familienunternehmen.
MORTON Stuhl von Sebastian Herkner | Alice Wittmann | Arthur Arbesser
Wo sehen Sie die Chancen in der Design Roadmap von Wittmann?
In unserer Kollektion bestehen moderne organische Formen neben klassischen Modellen von Hoffmann und Kiesler. Das erlaubt uns, mit vielen Kreativen an sehr unterschiedlichen Entwürfen zu arbeiten und Überraschendes auszuprobieren. Am Ende ist jedes neue Möbel immer eine schöne Erweiterung einer eklektischen Kollektion.
Welchen Werten folgend agieren Sie im Unternehmen?
Ich habe wie schon meine Eltern und meine Großeltern eine große Verbundenheit zu unseren Mitarbeitern, Kunden und Designern. Wir haben einen wertschätzenden Umgang und teilen die Freude für schöne Möbel.
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