Die Garderobe von Winzer Markus Kirnbauer ist genauso vielfältig wie sein Beruf. Worauf es ihm jetzt ankommt, welche Werte in seinem Weingut „K+K Kirnbauer“ hochgehalten werden und wem er trotzdem eine Absage erteilt.
Interview: Nina Prehofer
Herr Kirnbauer, wie sieht die derzeitige Situation für die Winzer aus?
Markus Kirnbauer: Sehr viele Winzer haben leider sehr wenig Absatz aufgrund der Einbußen in der Hotellerie und des Tourismus. Es wird von den Hotels eindeutig weniger gekauft, weswegen der Markt von Aktionen getrieben ist, bei denen der Wein regelrecht rausgeschmissen wird.
Wie sieht das bei Ihnen aus?
MK: Wir beteiligen uns daran nicht. Das hat mehrere Gründe. Wir wollen uns nicht sehend in eine Abwärtsspirale begeben, der Wert der Marke und des Winzereinsatzes wird bei uns hochgehalten. Außerdem setzen wir im Vertrieb auf Partnerschaften, was bedeutet, dass es uns auch in Zeiten wie diesen nicht im Lebensmitteleinzelhandel gibt. Für uns bedeutet die Partnerschaft mit der Hotellerie auch, dass wir die Einbußen mittragen zugunsten des Werts unseres Produktes.
Was macht den Wert einer guten Partnerschaft aus?
MK: Dort, wo es lange und ausgefeilte Verträge benötigt, um eine Partnerschaft auf die Beine zu stellen, stimmt etwas nicht.
Uns geht es um Handschlagqualität, Vertrauen, gegenseitigen Respekt und Befruchtung und dass man nicht nur in guten Zeiten zusammensteht.
Dieses Jahr ist sehr herausfordernd, aber wir halten unseren Partnern die Stange und setzen nicht auf alternative Vertriebswege. Und das obwohl die Einkäufer aus dem Lebensmittelhandel wöchentlich bei uns vor der Tür stehen!
Wie steht es um den Wert des Weines?
MK: Wenn wir sehen, dass einer unserer Weine im Grauhandel bei einem Online-Shop auftaucht, dann kaufen wir ihn selbst zurück – nur um den Wert des Weines zu erhalten. Ansonsten macht den Wert des Weines zuallererst das Herzblut des Winzers aus.
Ein guter Wein ist wie ein Kunstwerk, ein besonderes Musikstück, es entsteht im Kopf, bevor es da ist.
Bevor wir überhaupt die Trauben ernten, haben wir den Wein schon im Kopf. Es geht um das Gedankengut und die Philosophie, die optimale Lage des Weinbergs, die richtige Sorte und die Rebstöcke, die den Wert des Weines ausmachen. Und dann denken wir natürlich an das Preis-Genuss-Verhältnis – so wie wir es nennen – das passen muss.
Wie wichtig ist Wertschätzung bei der Herstellung von Wein?
MK: Bei uns wird enorm viel in die einzelne Traube investiert, denn wir befinden uns bei den Flächenerträgen am untersten Rand. Wir tragen die Traube sozusagen auf Händen in das Weingut.
Sie haben sich ganz der nachhaltigen Bewirtschaftung verschrieben. Wie wirkt sich das auf den Boden, die Arbeit im Keller und schließlich den Wein aus?
MK: Nachhaltigkeit beginnt mit der Sortenwahl und bei der Anlage des Weingartens. Es geht dabei um das Ökosystem des Weingartens, in das man so wenig wie möglich eingreift. Darum, dass man so viele Arbeitsschritte wie möglich gleichzeitig erledigt, keine Klimaanlage hat und sich der sozialen Verantwortung seiner Mitarbeiter gegenüber bewusst ist. Für uns ist Nachhaltigkeit ein ganzheitlicher Ansatz der Traubenherstellung, bei dem alle profitieren sollen. Die Umwelt, der Boden, der Wein, die Menschen. Seit zwei Jahren bewirtschaften wir zusätzlich auch noch biologisch.
Wie experimentierfreudig kann man bei der Weinherstellung sein?
MK: Man muss immer hart am Wind segeln um den besten Wein zu produzieren. Bei uns im „Blaufränkischland“ ist jeder Jahrgang anders. Somit ist man täglich am experimentieren und auslosten, was am besten für das Jahr und den aktuellen Wein ist. Die Jahrgänge 2018, 2019 und 2020 sind absolute Top-Jahrgänge – der Klimawandel hat das Seine zur Reife der Trauben beigetragen.
Der Winzerberuf ist sehr vielseitig. Welchen Aufgaben kommen Sie am liebsten nach?
MK: Die Abwechslung bietet einen enormen Vorteil, denn man wird keiner Aufgabe überdrüssig. Außerdem hat man vom Gummistiefel bis zum feinsten Zwirn jede nur erdenkliche Arbeitskleidung.
Was macht Ihre Weine unverwechselbar?
MK: Der Spannungsbogen von der Nase mit der Frucht, der Würze und der Klarheit, die sich am Gaumen fortsetzt und dann in ein sehr langes Finish übergeht.
Es ist die Gesamtharmonie, die es ausmacht.
Markus Kirnbauer
Markus Kirnbauer ist Winemaker und Geschäftsführer des Weinguts Weingut K+K Kirnbauer im „Blaufränkischland“ im Burgenland. Die Trauben für seinen Wein kommen alle aus den besten Weinried in Deutschkreuz und werden dreimal sortiert, bevor sie zur Vergärung gelangen. Die Weine reifen in ausgesuchten Barrique-Fässern und sind nachhaltig zertifiziert. Die Cuvee „Das Phantom“ gilt als Weinikone in Österreich.
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