Im Jahr 2004 hatten Patrick und Robyn eine Vision: die Antarktik für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen – und das auf möglichst angenehme Art und Weise. Seitdem gibt es White Desert und sein erfolgreiches Abenteuer- und Ökotourismus-Angebot. Patrick verrät uns, wie das alles funktioniert.
Was macht White Desert, welche Mission steckt dahinter und wie hat alles begonnen?
Patrick: Als Teenager hörte ich die Rede von Sir Ran Fiennes bei der Royal Geographical Society. Die Worte des britischen Forschers und Entdeckers erweckten in mir den Wunsch nach einem außergewöhnlichen Leben. Ich verließ die Universität mit einem klaren Weg vor Augen und begab mich im darauffolgenden Jahrzehnt auf unzählige Expeditionen. Im Jahr 2002 stellte ich in der Antarktis dann einen Weltrekord auf. Was mich antrieb, war der Nervenkitzel, der einen begleitet, wenn man Neuland betritt, anstatt sich an etablierte Routen zu halten. Meine zweite Polarexpedition 2004 bestritt ich gemeinsam mit Robyn. Damals entstand die Idee, auch anderen die Möglichkeit zu geben, das unberührte Innere der Antarktis zu erkunden. Während einer unglaublich anstrengenden, über 3000 Kilometer langen Durchquerung der Antarktis kam uns das Konzept für White Desert. Wir waren damals in einem kleinen Zelt gefangen und stellten uns einen luxuriösen Rückzugsort mit Gourmetspeisen und Privatjets vor. Und wir fassten den Plan, die atemberaubende Schönheit des tiefen Inneren der Antarktis – einen Ort, der sonst Entdecker- und Forscherteams vorbehalten ist – mit der Menschheit zu teilen. Ein Camp sollte entstehen, in dem Besucher dieser außergewöhnlichen Welt ein gewisses Maß an Luxus genießen.
Welche einmaligen Erfahrungen und welches Know-how bringen Sie im Bereich des Ökotourismus und der Abenteuerreisen mit?
Ich habe drei Weltrekorde aufgestellt und auch Robyn hat viel Erfahrung mit Polarexpeditionen. Unser Unternehmen wurde also von zwei leidenschaftlichen und versierten Reiseführern und Entdeckern gegründet. Zudem stellte uns die Arbeit in der unberührten Natur der Antarktis vor immer neue Herausforderungen, die uns anspornten, weitere innovative Methoden zu entwickeln. Unter allen öffentlichen und privaten Antarktisunternehmern waren wir zum Beispiel die ersten, die nachhaltigen Flugzeugtreibstoff (Sustainable Aviation Fuel, SAF) testeten. Darüber hinaus reduzierten wir Verpackungsmaterialien und schälen sowie kompostieren unsere Kartoffeln in Kapstadt, um den Rücktransport aus der Antarktis zu minimieren. Wir möchten mit Maßnahmen wie diesen zum Vorbild werden und die Zusammenarbeit fördern. Die Antarktis ist ein Ort, an dem keine Menschen leben. Verwaltet wird das Gebiet über den Antarktisvertrag, den 56 Staaten unterzeichnet haben. Dieses Dokument ist der Inbegriff globaler Zusammenarbeit. Seit knapp zwei Jahrzehnten ist White Desert Teil der IAATO (International Association of Antarctic Tourism Operators), also der internationalen Vereinigung von Antarktis-Reiseveranstaltern. Und seit fünf Jahren macht sich Robyn als leitendes Mitglied der IAATO für nachhaltige Initiativen in der gesamten Branche stark.
Wie stellen Sie sicher, dass die Expeditionen von White Desert umweltschonend und nachhaltig sind und einen minimalen Einfluss auf das empfindliche Ökosystem der Antarktik haben?
Wir haben eine ganze Liste von Systemen und Protokollen, die unseren Betrieb Jahr für Jahr effizienter machen sollen. Außerdem sind wir stets auf der Suche nach neuen Unternehmenspartnern, die moderne grüne/saubere Technologie nutzen. Unser Echo Camp haben wir zum Beispiel auf Schlitten gebaut, damit wir das gesamte Camp entfernen können, ohne Spuren zu hinterlassen. Wir haben Logistiksysteme, die den Abtransport von Abfall (inklusive menschlichem und biologischem) zwischen dem Kontinent und der Antarktis optimieren. Darüber hinaus haben wir in neue elektrische Schneemobile von Ski-Doo investiert und waren, wie schon erwähnt, die Ersten, die nachhaltigen Treibstoff für Flugzeuge testeten. Wir heizen die Pods in unserem Camp mit Solarenergie und seit 2007 sind wir klimaneutral. Zudem investieren wir in neue Blue-Carbon-Projekte wie das Anlegen von Seegraswiesen, die Kohlenstoff 35 Mal effizienter speichern als Wälder.
Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft des Ökotourismus und der Abenteuerreisen aus und wie behält White Desert bei all den Trends seine Vorreiterrolle?
Als Spezies müssen wir Menschen unsere Entscheidungen im Alltag bewusster treffen und darauf achten, wie sie sich auf die Biodiversität und die Zukunft unseres Planeten auswirken. Die Antarktis spielt in Sachen Klimaschutz eine zentrale Rolle: Hier befinden sich 70 % der weltweiten Süßwasserreserven und eine einzigartige Biodiversität. Ökotourismusreisen sollten in Zukunft nicht so schnelllebig, nicht so häufig und nicht so invasiv, dafür umso bereichernder sein. Veranstalter wie wir müssen in Sachen Nachhaltigkeit auf laufende Innovation setzen und sowohl die Antarktik-Forschung als auch die verantwortungsvolle Verwaltung des Gebiets fördern. Nur so können wir diesen Ort besser hinterlassen, als wir ihn vorgefunden haben. Unser Seegrasprojekt ist ein Schritt in diese Richtung. Das Entdecken mag in unserer Natur liegen, doch wir müssen es mit einem besonders hohen Umweltbewusstsein machen. Reisen ist ein Privileg, das den Erhalt der Orte, die wir besuchen, als Verantwortung mit sich bringt. Wir haben nur einen Planeten und müssen für den Schutz der Natur Opfer bringen. Grüne Technologien wie nachhaltige Luftfahrttreibstoffe kosten mehr, sind aber essenziell für die Minimierung unseres Fußabdruckes. Damit dabei nicht die Kosten explodieren, erforschen wir aktuell die Möglichkeit, nachhaltige Treibstoffe mit herkömmlichen zu mischen.
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