Ein Highlight im Kinsky
Mit einem Kaufpreis (KP) von €249.600 (Hammerpreis HP €195.000) waren „Die Kegler“ von Werner Berg das Top-Lot der März-Auktion. Der „deutsche Kärntner“ hält damit zuverlässig sein hohes Preisniveau.
Werner Berg: Vita
Werner Berg wurde am 11. April 1904 in Elberfeld (Wuppertal) in Deutschland geboren, er starb am 7. September 1981 in Kärnten.
Berg studierte von 1927-29 an der Akademie der bildenden Künste in Wien; 1931 zog er mit seiner Frau Amalie auf den Rutarhof, einen Bergbauernhof im Kärntner Unterland; wo er bis zu seinem Tod lebte. Die Lebensverhältnisse dort waren karg, bis in die 60-er Jahre gab es weder Elektrizität noch fließendes Wasser. Der Plan des Paares war, dass die Landwirtschaft den Maler vom Kunstbetrieb unabhängig machen sollte, was aber nur durch harte Arbeit möglich war:
Berg, seine Frau und später die fünf Kinder führten genau das primitive Leben des bäuerlichen Alltags, das in dem knappen Stil seiner Bilder immer wieder vorkommt.
„Entartete Kunst“
Diese stießen bei den Nationalsozialisten auf Unverständnis; ein Werk Berg’s wurde sogar in der „Entartete Kunst“ Wanderausstellung 1939 gezeigt. Nach dem Krieg, während dem er als Landschaftsmaler nach Skandinavien beordert worden war, kam Berg auf den Rutarhof zurück und beobachtete die Veränderungen der archaischen, kleinbäuerlichen Welt durch Industrialisierung und Wandel der Arbeitswelt.
Die wichtigsten künstlerischen Erfahrungen sammelte Berg nicht in anderen künstlerischen Positionen oder Bewegungen, sondern in der Auseinandersetzung mit sich selbst und der Welt des ländlichen Lebens. In seinem Bilderkosmos ist das Existenzielle immer präsent..
Hans-Peter Wipplinger, Geleitwort, in Katalog zur Ausstellung Werner Berg zum 100. Geburtstag, S. 6, Hg Franz Smola, Verlag Johannes Heym, Klagenfurt 2015.
Ein schwieriger Zeitgenosse
Obwohl Berg immer wieder Gäste auf dem Rutarhof empfing (Ende der 40-er Jahre etwa eine junge Maria Lassnig mit Arnulf Rainer, später auch Dichter wie Thomas Bernhard), so waren seine Freundschaften doch meist nur von kurzer Dauer. Mit Emil Nolde und vor allem mit Herbert Böckl verkrachte er sich, letzterer erschwerte Berg‘s Erfolg in Wien erheblich.
Eine Liebesbeziehung zu der Kärntner Dichterin Christine Lavant in den 50-er Jahren wiederum belastete seine Ehe schwer, nach dem Ende der Affäre führte Berg‘s Selbstmordversuch zu einem langen Krankenhausaufenthalt. In der darauffolgenden Schaffensphase stiegen aber sein künstlerisches Ansehen und seine Verkäufe, was die schwere wirtschaftliche Lage auf dem Hof endlich erleichterte.
Der Chronist der Landbevölkerung
Seine Themen blieben die eines Chronisten der Landbevölkerung; Bauern, Jahrmarktbesucher, Kirchgänger, Eisschützen, Busreisende, Wartende und natürlich Kegler tauchen immer wieder in seinem Werk auf. Berg ging es um formale Reduktion und Einfachheit der Bildgestaltung: Ordnung und Gliederung, Strenge, dabei doch eine ruhige Grundstimmung und Harmonie charakterisieren sein Werk. (vgl Hans-Peter Wipplinger, Geleitwort, in Katalog zur Ausstellung Werner Berg zum 100. Geburtstag, S. 6, Hg Franz Smola, Verlag Johannes Heym, Klagenfurt 2015.).
Bekannt ist Berg auch für seine Holzschnitte, die sein Prinzip der flächigen Darstellung perfekt illustrieren. Thomas Bernhard bemerkte dazu: „Werner Berg leistet seit Jahrzehnten Vorzügliches auf dem Gebiet des modernen Holzschnittes, er darf als Bahnbrecher auf ein geradezu österreichisches abstraktes Element angesehen werden und nimmt europäischen Rang ein.“ (aus Website Werner Berg Museum, http://www.wernerberg.museum/de/biographie/1953-1961/)
„Die Kegler“
Im vorliegende Bild „Die Kegler“ beobachtet Berg wiederum die Menschen in seiner Umgebung; an Kirch- und Festtagen wurde oft gekegelt. Den Künstler interessierte dabei der Ernst der wie Statuen aufgereihten Akteure; nicht selten wurden hohe Summen verspielt. Während in den ersten Kegler- Bildern noch eine der Figuren, die Kugel stoßend, hervortritt, fällt in den letzten, konzentriertesten der Serie jeder äußerlich erkennbare Anlass weg.
Die auf diesem Bild dargestellten Kegler standen auf einem Damm über der Straße (beim Gastwirt Edelbauer in EInersdorf, nahe Bleiburg), von wo aus Berg sie beobachtete. Der durch eine Bergsilhouette bereicherte Horizont lag tief unter ihnen. Dies und die, lange Schatten werfende, sinkende Sonne verleihen den deutlich überlagerten Figuren monumentale Größe.
Zum Thema wird deren schicksalsergebene Vereinsamung in einer verlöschenden Welt. Mit der Summe seiner Lebenserfahrung und am Höhepunkt seiner Malkunst schildert Werner Berg seine eigene existentielle Situation. (vgl Harald Scheicher in Auktionskatalog im Kinsky, Auktion 4. März 2020, Hg und Verleger Auktionshaus im Kinsky GmbH).
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