Werk der Woche: Mario Dalpra, „il momento della verita“ // im Kinsky Auktionshaus

Mario Dalpra „Harmonic couple in Red“ um € 12.800 (HP: € 10.000); „White Lady“ (KP: € 21.760, HP: € 17.000); „Talking Lady in pink“ (KP: € 20.480, HP: € 16.000)

Mario Dalpra, Text: Alexandra Markl

The moment of truth:
„We will manage.“

Mario Dalpra

Es ist, als ob Mario Dalpra bereits 2017 unsere Gegenwart vorweggenommen hätte: Seine Skulptur „il momento della verita“, bei der 125. Auktion im Kinsky um einen Kaufpreis (KP) von € 23.040 (Hammerpreis (HP) € 18.000) versteigert – Weltrekord für diesen Künstler –  schlägt auf unheimliche Weise einen Bogen zum aktuellen Geschehen.

Auch für Dalpra selbst ist nun “der Moment der Wahrheit“ gekommen. Ein Moment, mit dem wir umzugehen lernen müssen, eine Zeit, die uns vor Herausforderungen stellt. Dalpra weiter: „Da ist aber auch eine positive Nachricht versteckt. Weil wir es jetzt wissen. Und zwar: Wir schaffen das.“ 

Der Künstler in Krisenzeiten

Mario Dalpra wurde 1960 in Feldkirch, Vorarlberg, geboren. Er studierte ab 1982 bei Arnulf Rainer und arbeitet als Maler, Zeichner, Bildhauer, Filmer und Performancekünstler. In den letzten Jahren machte er sich vor allem mit der Bildhauerei einen Namen. Ideenreichtum, Originalität, Spannung und Entspannung sind typisch für Dalpra‘s bewegtes und bewegendes Werk, das großes Schauvergnügen bietet. Er ist ein Künstler, der sichtlich aus dem Vollen schöpft, der seine ganz eigene Handschrift hat. Diszipliniert misstraut er gelegentlichen Geniestreichen; denn seine künstlerischen Erträge beruhen auf regelmäßiger Arbeit. (vgl Peter Baum, 102. Auktion, Katalog im Kinsky, 2014)

Optimismus ist ein weiteres wichtiges Charakteristikum dieses Künstlers und seines Werks, und durchdringt wenig überraschend auch seine Sichtweise auf die Bedeutung von Kunst in der aktuellen Situation.

In dieser Krise sind Künstler immens wichtig, da sie durch ihre Sensibilität und Wachsamkeit Eindrücke, die momentan durch die Krise im Alltag in Erscheinung treten, aufsaugen und verarbeiten.

Dalpra ist überzeugt, dass uns wunderbare neue Kunstwerke und Kompositionen erwarten, die unseren neuen Alltag verschönern werden. Und vor allem: „Die Menschen werden feststellen, wie wichtig die Kultur für das Leben ist.“

Ein optimistischer Blick nach vorne

Was seine Arbeit betrifft, wird der Künstler auch in Zukunft den im letzten Jahrzehnt selbstgewählten Schwerpunkt der Plastik weiter vertiefen. Mit gestalterischem Elan schafft er Werke, die ausgewogen und höchst lebendig erscheinen. Wie zuvor arbeitet er in abgegrenzten Werkgruppen; derzeit entsteht die Serie „’Hang Over Sculptures‘, die eigentlich gut zu dieser Krise passen.“ Nicht nur der Titel ist vielversprechend – es soll hier um Figuren gehen, die mit einer Last zu kämpfen haben, die sie in sich tragen, und mit dieser Last ihr Dasein meistern. Wiederum eine mehr als adäquate Beschreibung unserer Lage.

Und so ist auch Dalpras’s Blick auf die Welt ein anderer geworden, wenngleich ein unverändert optimistischer:

Ich sehe in dieser Krise auch Vorteile, die mir helfen, meinen Umgang mit der Umwelt zu verbessern.

Er lasse sich mehr Zeit, um Dinge zu erledigen. Unverändert bleibt allerdings sein bereits erwähnter Elan, wenn es um die Kunst geht: „Ich arbeite wie immer voller Tatendrang.“

„In der Krise ist Kunst nicht wegzudenken“

In ruhigeren Momenten überlegt der Künstler aber natürlich auch, auf welche Art die aktuelle Krise Einfluss auf den Wert, beziehungsweise die Wertigkeit von Kunst im Alltag nehmen wird.

Ich denke, dass die Menschen, die in Zukunft Kunst kaufen, wieder auf den Namen und die Bedeutung eines Künstlers ihr Augenmerk legen werden und daher vermehrt in sichere Kunstkäufe investieren werden.

Eine Überlegung, die vor allem für Kunden von Auktionshäusern von Bedeutung ist. Für Künstler, die allerdings erst am Beginn ihrer Karriere stünden, würde es „ein harter Kampf“ werden.

Umso mehr betont Dalpra die Bedeutung von guter Kunstvermittlung, von der Möglichkeit, Kunst auch im freien Raum auszustellen. Der Künstler bedauert:

Man sieht leider im Alltag viel zu wenig Kunst.

Es gäbe ja kaum Skulpturen im öffentlichen Raum, dabei wäre dies ein wunderbarer Stimulans für das Stadtbild.

In der Krise ist Kunst in jeder Form nicht wegzudenken.

Mario Dalpra

imkinsky