Schaufenster zur Blauen Lagune
Das Retreat Hotel, Islands erstes Fünfstern-Hotel, liegt in einem bemoosten Lavafeld und wurde bereits für sein herausragendes Design ausgezeichnet.
Das milchig-blaue Wasser hat perfekte Badetemperatur. Zwischen 38 und 39 Grad Celsius. Dort, wo das Thermalwasser auf das bemooste Lavagestein trifft, hat sich ein weißer Rand gebildet. Als hätte jemand eine exakte Grenze zum Festland gezogen. Dampf steigt von der Quelle auf, bricht das Licht an seinen unzähligen Wasserpartikeln und legt einen Weichzeichner über die schroffe Felslandschaft. Das Naturwunder unweit von Reykjavik erhält durch die Architektur des Retreat Hotel ein neues, exklusives Schaufenster.
Naturwunder für Millionen
An Ruhe und Entspannung ist in der Blauen Lagune im UNESCO Global Geopark sonst nicht mehr zu denken. Das vulkanische Thermalbad, das National Geographic zu den 25 größten Naturwundern der Welt ernannte, zählt mittlerweile zu den meist frequentierten Sehenswürdigkeiten der Insel. 2017 badeten 1,3 Millionen Besucher im mineralien- und kieselreichen Wasser.
Architektonische Landmarks
Architektonische Landmarks in der unberührten Natur des Hohen Nordens liegen derzeit im Trend. An der gegenüberliegenden Küste, in einem norwegischen Gletscher-Fjord, baut das Architekturbüro Snøhetta gerade ein spektakuläres Hotel. Und weiter landaufwärts, 300 Kilometer nördlich des Polarkreises, entsteht Dorte Mandrups The Whale, ein neues Besucherzentrum und architektonisches Wunderwerk.
Mit dem Bau des Retreat Hotels wurde auf der Reykjanes-Halbinsel eine neue Oase geschaffen, die exklusiv den Hotel- und Tagesgästen zur Verfügung steht. Die Architektur von Islands erstem Fünfstern-Hotel schafft eine feine Balance zwischen Bauwerk und umgebender Landschaft.
Das Gebäude sitzt tief im Lavagestein, das zum einen die Lagune begrenzt und zum anderen die Innenwände des Spas bildet,
erklären die Verantwortlichen von Basalt Architects, die für das architektonische Gesamtkonzept verantwortlich zeichnen.
Preisgekröntes Interior-Konzept
Das Hotel verfügt über 62 Zimmer und fünf exklusive Suiten. Für sein durchdachtes Interior-Konzept wurde es mit dem Ahead Europe Hospitality Award ausgezeichnet. Im Bereich der Innenarchitektur waren neben Basalt Architects vor allem Design Group Italia maßgeblich verantwortlich.
Wir wollten im Grunde eine Kontinuität schaffen zwischen der Natur, dem Innen und dem Außen,
erklärte Chef-Designer Sigurdur Thorsteinsson in einem Interview.
Das Interior Design des Resorts greift auf Farben und Materialien zurück, die auf die markante Lavalandschaft, das leuchtend grüne Moos und das hellblaue Wasser der unmittelbaren Umgebung verweisen. Auch die haptischen Oberflächen in den Innenräumen sind ein Bezug zu den schroffen Naturformationen in den Äußenräumen.
Wir brachten Lavablöcke ins Gebäude und verwendeten sie wie Baumaterial oder als Mobiliar,
so Thorsteinsson.
Das Retreat will laut Thorsteinsson eine Verbindung zwischen Mensch und Natur schaffen, wie er sagt:
Abgesehen von der Erholung wollten wir den Gästen auch etwas Anderes mitgeben: mehr Respekt für die Natur und ein besseres Verständnis dafür, was Natur eigentlich ist, und die Erkenntnis, wie wundervoll sie ist.
Nachhaltigkeit in Struktur und Design
Das herausragende Licht-Design der Anlage ist konzeptionell in drei Bereiche gegliedert – das Hotel, das Spa und die Lagune. Den unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Zonen lag ein gemeinsamer Gedanke zugrunde: den Charme des isländischen Tageslichts bewahren, während das künstliche Licht energetisiert, entspannt und in den Bann zieht.
„Licht sowie die Abwesenheit von Licht wird zur revitalisierenden Erfahrung“, wird der Zugang beschrieben, den man Human Centric Lighting nennt. Die Orchestrierung des Lichts folgt dem circadianen Rhythmus und darf laut Konzept auf keinen Fall zur Lichtverschmutzung des isländischen Nachthimmels beitragen. Dabei setzten die Designer von Liska und iGuzzini durchwegs auf Leuchtmittel mit maximaler Energieeffizient.
Betrieben wird das Hotel zu hundert Prozent mit erneuerbarer Energie. Das geothermische Kraftwerk Svartsengi Resource Park liegt praktischerweise ums Eck. Erst durch seinen Bau im Jahr 1978 entstand die Blaue Lagune. Es hatte allerdings zwölf Jahre gedauert, bis es die Einheimischen erstmals wagten, im thermischen Wasser zu baden.
Text: Gertraud Gerst
Fotos: The Retreat at Blue Lagoon
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