Smell the harmony!

Nagomi

Das Wort Nagomi klingt geheimnisvoll und vielversprechend: Ist es der Name einer zentralafrikanischen Wüste? Sind die Nagomi ein indigenes Amazonasvolk? Oder heißt so ein neu eröffnetes Promi-Restaurant in Kensington? Nichts davon ist Nagomi – oder irgendwie doch, denn die klangvollen drei Silben stehen für die japanische Lebenskunst der Erlangung von Harmonie und Balance durch die Integration von Gegensätzen und Widersprüchen.

Unsere Welt heute scheint sehr weit entfernt von Nagomi, denn Gegensätze gibt es viele, aber niemanden, der sie integriert. Überall scheinen Widersprüche zu wachsen, Gräben sich zu vertiefen und Fronten zu verhärten: Krieg in Europa, Spaltungen in der Gesellschaft, Verteilungskämpfe um Gas und in Zukunft auch um Wasser und Lebensraum. Wer soll all das kitten, damit wieder Balance und Harmonie Einzug in unser Leben halten?

Andererseits: War die Welt jemals Nagomi, also frei von Konflikten und Zukunftsängsten? Pandemien, Krieg und Naturkatastrophen waren stets Begleiter der Menschen, wurden meist als unabwendbares Schicksal oder Strafe Gottes empfunden. So existenziell die heutigen Bedrohungen auch sein mögen, so wenig scheint es mir eine lohnende Strategie zu sein, mit der individuellen Glückseligkeit zu warten, bis die Klimakrise abgewendet, Putin zur Raison gebracht und das Weltfinanzsystem gefixt ist.

In seinem Buch „Nagomi: Der japanische Weg zu Harmonie und Lebensfreude“ legt der japanische Neurowissenschaftler Ken Mogi sogar dar, dass es sich eigentlich umgekehrt verhält – dass das individuelle Streben nach innerem Frieden in der Zen-Tradition seinem Heimatland ein Jahrtausend von Stabilität und Nachhaltigkeit bescherte. Oder um den großen alten Hippie, Lord Buddha zu zitieren: „Peace within, peace throughout!“

Eine der Grundregeln des Zen ist ja, ganz im Augenblick zu sein und alles mit Hingabe zu tun, sei es etwas Spannendes wie ein erstes Date oder eine Achterbahnfahrt oder etwas so Monotones wie – Putzen. Mir selbst gelingt es leider nicht immer, die zyklisch wiederkehrenden Sisyphusarbeiten des Haushalts mit Enthusiasmus zu verrichten. Zum Glück gibt es inzwischen einige kleine Helfer, die auch in mir den Putzteufel wecken!

Für mich als Duft-Fetischist ist es ein absoluter Game Changer, dass Reinigungsmittel inzwischen auch von den Parfumhäusern meines Vertrauens angeboten werden. Good bye „Glanz und Frische“, „Aprilfrisch“ und „Blütentraum“ – hello „Zedernduft“, „Haiti-Vetiver“ und „Petitgrain“!

Einer der Pioniere wohlriechender Wäschepflege, The Laundress, wurde 2002 von den New Yorkerinnen Gwen Whiting und Lindsey Boyd gegründet und die nach Sandelholz und Moschus duftenden Konzentrate in den minimalistischen Verpackungen änderten alles: Es ging auch ohne bunte Farbwirbel, Flauschbären und weiße Riesen.

Man fragt sich, ob Konsumenten, die 35 Euro für 500 ml Waschmittel ausgeben, ihre Bleibe tatsächlich eigenhändig putzen. Auch kaufen Menschen nicht nur aus ästhetischer Ignoranz das Billigwaschmittel vom Discounter, sondern oft aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. Wie so oft, wenn es um Genuss geht, sprechen wir hier aber von einem Mehrwert, der sich schlecht in rationale Kategorien zwängen lässt. Ein Liter Waschmittel reicht für etwa 20 Wäschen, bestehend aus einer Vielzahl von Kleidungsstücken. Welchen Wert hat die Freude am Duft, während ich die Kleidung trage? Die Antwort dürfte, wie auch bei Wein, Schmuck oder Reisen, sehr individuell ausfallen.

Als Star-Parfumeur Francis Kurkdjian Flüssigwaschmittel und Weichspüler mit seinem Erfolgsduft Aqua Universalis lancierte, bekam die Mauer zwischen Fine Fragrance und Functional Fragrance weitere Risse. Inzwischen bietet The Laundress als Collab die Erfolgsdüfte Rose 31 und Santal 33 des hippen Parfumhauses Le Labo als Waschmittel an.

Auch die kultige Pariser Nischenmarke bdk Parfums offeriert zwei Detergents. Die Edition Rose wirbt mit Birne und Rosa Pfefferkörnern in der Kopf- sowie Veilchen und Karottensamen in der Basisnote.

Einen Schritt weiter ging nun das Dufthaus Diptyque mit seiner Serie La Droguerie: Geschirrspülmittel samt Spülbürste, Universalreiniger, Pflegelotion für Holz und Leder, ja selbst ein parfümierter Schwamm lassen das Herz von Hausmann und -frau höherschlagen.

Selbstbewusst hält Diptyque fest: „Den Alltag zu parfümieren, ist eine Kunst.“ Tatsächlich erfordert die Entwicklung von Duftformeln für Wasch- oder Reinigungsmittel viel Expertise. Während sich im Eau de Parfum das Duftöl nur mit Alkohol vertragen muss, besteht ein Waschmittel aus Tensiden, Wasserenthärter, Waschalkalien, Enzymen, optischen Aufhellern und Konservierungsmitteln – und dieser Cocktail riecht unbeduftet nicht unbedingt gut. Dafür zu sorgen, dass der Mix in der Flasche, in der Waschmaschine, auf nasser wie trockener Wäsche erfreulich riecht, ist absolut eine Kunst.

Für Geschirrspülmittel und Universalreiniger gilt Ähnliches. Diptyque war sich dieser Herausforderung bewusst und hat für La Droguerie die langjährige Zusammenarbeit mit dem Parfümeur Olivier Pescheux fortgesetzt. Bei der Entwicklung spielten auch Nachhaltigkeitsaspekte eine Rolle. So werden für die Flaschen aus recyceltem Glas Nachfüllpacks angeboten, die Serie kommt weitgehend ohne Umverpackungen aus, um Papier und Tinte zu sparen oder, wie Diptyque es formuliert, „das Schöne mit dem Nützlichen, das Sinnliche mit dem Respekt vor der Umwelt zu verbinden.“

Dass der Reinlichkeit so viel Aufmerksamkeit zuteilwird, würde sicher auch Clementine, den General und Meister Propper freuen: Der Spaß kommt nicht erst, wenn das Haus blitzt, schon das Putzen selbst macht Freude … Der Weg ist das Ziel!