Die Aufstockung des Hochbunkers ist Hamburgs größtes Bauprojekt nach der Elbphilharmonie. Das neue Wahrzeichen mitten in St. Pauli lockt mit spektakulären Hochgärten und dem Design-Hotel nhow Hamburg.
Der begrünte Bergpfad schraubt sich um den mächtigen Betonkoloss nach oben. Mit den Höhenmetern wächst die von Sträuchern und Bäumen gesäumte Aussicht. Der anfängliche Rundblick erstreckt sich über St. Pauli, das Schanzen- und das Karoviertel. Am ehemaligen Dach des Bunkers angelangt, eröffnet sich eine außergewöhnliche Naturoase über den Dächern der Stadt. Die Urban-Gardening-Flächen werden von den Anwohnern der umliegenden Wohnstraßen bewirtschaftet. Gäste gelangen hier auch zur Lobby des hippen Design-Hotels nhow Hamburg, das im pyramidenartigen Aufbau über dem Bunker untergebracht ist. Vom Dachgarten und den Zimmern sieht man über den Kiez bis zur Elbphilharmonie und den Hafenkränen.
Das neue nhow Hamburg, errichtet auf dem Dach des Bunker St. Pauli, wird 136 Zimmer sowie eine Bar, ein Café und ein Restaurant umfassen. Der integrative und kreative Ansatz der nhow Marke fügt sich perfekt in das futuristische Gesamtkonzept der Bunkerinitiative ein. Eröffnungstermin wird im Jahr 2021 sein.
Die Vision
So kann man sich die Neugestaltung von Hamburgs größtem Flakturm vorstellen. Der „Bunker an der Feldstraße“, wie er bislang genannt wurde, soll künftig Bunker St. Pauli heißen und wird wohl das neue Aushängeschild der Hansestadt werden. Und das nicht allein wegen seiner außergewöhnlichen Architektur und der touristischen Anziehungskraft. Der Umbau des Bunkers in ein vertikales Naherholungsgebiet ist ein Paradebeispiel partizipativen Gestaltens. Bürgerbeteiligung war hier kein lästiger Alibi-Input von außen, sondern Grundvoraussetzung für das Bauvorhaben. Die Menschen, die in den umliegenden Vierteln wohnen, sollten selbst bestimmen, was mit dem düsteren Relikt aus der Vergangenheit geschieht.
Ein außergewöhnlicher Stadtgarten
In einem einzigartigen Prozess wurden die Bewohner und die Kreativszene des umliegenden Schanzenviertels in den Gestaltungsprozess miteinbezogen. Die Nachbarschaftsinitiative Hilldegarden kümmerte sich maßgeblich um die Nutzung und bauliche Weiterentwicklung des Betonriesen. Laut den Wünschen der Bürger sollte hier ein Ort entstehen, der Gemeinschaft, Erholung und eine völlig neue Form der Stadtbegrünung ermöglicht. Eine Parkanlage in der Höhe, eine Grünoase der völlig neuen Art sollte hier entstehen. An diesem landschaftsarchitektonischen Pionierprojekt sind etwa 180 Menschen und 25 verschiedene Gewerke beteiligt.
Damit das Dach des Bunkers im Winter nicht grau ist, setzen die Landschaftsarchitekten auf immergrüne Gewächse aus dem Bergraum wie Zypressen, Wacholder, Kiefern und Lebensbäume.
Der Bunker wird sogar im Winter zu 80 Prozent grün sein,
hält Landschaftsarchitekt Felix Holzapfel-Herziger den Kritikern entgegen.
Sie fürchten, dass am Ende doch nur ein grauer Klotz mit Glasaufbau übrig bleibt. Doch laut Plan sollen allein auf dem Dachgarten mehr als 100 Bäume plus 30 große Sträucher stehen. Dazu kommt die Begrünung der Terrassen mit weiteren 80 Bäumen, Büschen, Hecken und hängenden Pflanzen.
Inklusives Gesamtkonzept
Das Planungsbüro Bunker setzte auf ein inklusives Gesamtkonzept. Das Kriegsdenkmal soll um fünf pyramidenartige Geschosse aufgestockt werden. Hier ist künftig nicht nur das nhow Design-Hotel untergebracht, sondern auch Räume für Sport, Ausstellungen und Konzerte sowie Artist-in-Residence-Unterkünfte. Die bislang im Bunker ansässigen Tonstudios, Clubs und Unternehmen der Kreativwirtschaft sollen weiter bestehen bleiben.
Vergangenheit und Zukunft geeint
Architekten und Nachbarn machten sich auch Gedanken darüber, was mit dem geschichtlichen Erbe des Bunkers passieren soll. Hierbei waren sich alle einig. Die dunkle Vergangenheit des NS-Baus soll künftig nicht etwa unter einer Lage Hipster-Design formschön begraben werden. Vielmehr wird ein Teil der neu errichteten Räumlichkeiten auch als Mahnmal und Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus dienen. Der Umgang mit der Geschichte des Ortes war auch mitentscheidend bei der Auswahl des Hotelbetreibers.
Für uns war entscheidend, dass sich das Hotel mit Offenheit in das kreative Viertel einbringt und zudem Verantwortung gegenüber der Geschichte des Bunkers zeigt. Das verwirklicht die Individualität des nhow-Designs herausragend:
sagt Paul Hahnert, Geschäftsührer der Hausverwaltung EHP.
Es respektiert die Historie und weist gleichzeitig in eine hoffnungsvolle Zukunft,
Designhotel mit Blick auf den Kiez
Das nhow Hamburg wird das dritte Hotel der Design- und Lifestylemarke in Deutschland, die zur NH Hotel Group gehört. Der Betreiber verspricht einen innovativen Zugang, frisches Design und „atemberaubende Ausblicke auf den Hamburger Kiez“.
Unsere Design- und Lifestylemarke hat einen offenen Ansatz, so dass das nhow Hamburg sich ausdrücklich gut in die Nachbarschaft und Kreativszene integrieren möchte,
verspricht Maarten Markus, Nordeuropa-Chef der NH-Gruppe, und verweist auf das Vorzeigeprojekt nhow Berlin.
Dort hat man den hippen Beherbergungsbetrieb mit zwei professionellen Tonstudios ausgestattet und eine offene Bühne für lokale Künstler geschaffen. Damit haben die Betreiber den Spagat geschafft, ansässige Berliner und Hotelgäste gleichermaßen anzuziehen.
Text: Gertraud Gerst
Fotos: Planungsbüro Bunker/Matzen Immobilien, Hilldegarden
iThere are no comments
Add yours