Neue Galerie Graz: Hermann Nitsch Zeichnungen noch bis 23.2.2025

Das BRUSEUM widmet sich mit einer Ausstellung den Zeichnungen von Hermann Nitsch, einem oft übersehenen Aspekt seines umfangreichen künstlerischen Schaffens. Während die monumentalen Schüttbilder und die spektakulären Aktionen seines Orgien Mysterien Theaters im Mittelpunkt stehen, bieten seine Zeichnungen einen intimen Einblick in die Ursprünge und Tiefen seiner Ideenwelt.

Bildtitel: Ausstellungsansicht „Hermann Nitsch. Zeichnungen“ Copyright Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek © Bildrecht Wien, 2024

Frühe Auseinandersetzung mit existenziellen Themen

Bereits vor der Entwicklung seines legendären Orgien Mysterien Theaters, das Nitsch ab 1957 zu konzipieren begann, widmete er sich in seinen Zeichnungen grundlegenden Themen wie Leid, Kreuzigung, Tod und Auferstehung. Eine seiner frühesten Serien ist von Rembrandts Kreuzigung inspiriert, was Nitschs intensive Auseinandersetzung mit der christlichen Ikonografie und deren existenziellen Dimensionen unterstreicht.

Das Orgien Mysterien Theater: Kunst als Mystik des Seins

Seit Ende der 1950er-Jahre arbeitete Nitsch an der Idee eines mehrtägigen Gesamtkunstwerks, das die Intensität der Lebenserfahrung steigern und die Kunst als spirituelle Praxis neu definieren sollte. Dieses breit angelegte Gedankengebäude – das Orgien Mysterien Theater – verfolgt das Ziel, eine mystische Verbindung zwischen Mensch, Natur und Kunst herzustellen. Die Kunst übernimmt hier zentrale Funktionen der Religion und dient als Mittel zur Bewusstwerdung und Freude am Dasein.

Bildtitel: Ausstellungsansicht „Hermann Nitsch. Zeichnungen“ Copyright: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek © Bildrecht Wien, 2024

Fantastische Architekturen und die Verschmelzung von Mensch und Natur

Ab den 1960er-Jahren erweiterten sich die Themen und Formen seiner Zeichnungen. Nitsch entwarf fantastische, unterirdische Architekturen, die oft den menschlichen Körper nachbilden oder mit ihm verschmelzen. Diese Werke spiegeln nicht nur seine umfassenden konzeptuellen Ideen wider, sondern auch seine akribische zeichnerische Präzision. Häufig integrierte er christliche Ikonografien, die er mit einer wuchernden, organischen Formsprache verband. So entstehen Bilder, die das „Naturereignis Mensch“ in eine universelle, architektonische Dimension überführen.

Kurzbiografie: Hermann Nitsch (1938–2022)

Hermann Nitsch, geboren am 29. August 1938 in Wien, war ein österreichischer Maler, Aktionskünstler und Begründer des Orgien Mysterien Theaters. Er studierte an der Wiener Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt und wurde ab den 1960er-Jahren zu einer zentralen Figur des Wiener Aktionismus. Sein Werk umfasst Malerei, Performance, Musik und Architektur, wobei er stets die Grenzen der Kunst erweiterte. Mit seinen provokanten Aktionen und tiefgründigen Arbeiten wollte Nitsch existenzielle Erfahrungen intensivieren und eine Verbindung zwischen Kunst und Leben schaffen. Er verstarb am 18. April 2022, hinterließ jedoch ein umfangreiches Werk, das bis heute polarisiert und inspiriert.

Bildtitel: Exhibition view, “Hermann Nitsch. Drawings“ Copyright: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek © Bildrecht Vienna, 2024

>>>Mehr über die Ausstellung<<<