CCY Architects haben in den Rocky Mountains ein Wohnhaus entworfen, das nicht näher an der Natur sein könnte – im wahrsten Sinne. Denn DNA Alpine trägt die Erbinformation der Bäume in sich.
Eines ist San Miguel County im US-Bundesstaat Colorado mit Sicherheit nicht: flach. Wenn auf einer Gesamtfläche, die kleiner ist als das Burgenland, die höchste Erhebung namens Wilson Peak sogar den Großglockner noch um 500 Meter überragt, sagt dies wohl alles über die Beschaffenheit des Countys aus. Wo sonst sollte sich also hier ein exklusives, abgeschiedenes Wohnhaus befinden als im alpinen Gelände?
Auf einem 75 Hektar großen Grund in den San Juan Mountains, einem Teilgebirge der Rocky Mountains, entstand auf 372 Quadratmetern mit dem DNA Alpine ein Eigenheim der besonderen Art. Und das nicht nur aufgrund seiner spektakulären Lage. CCY Architects entwarfen ein mit patinierten Kupferpaneelen verkleidetes Wohnhaus, das sich der Topographie seines Standorts perfekt anpasst. Das Ziel war, das Haus in der Landschaft aufgehen, es eins mit ihr werden zu lassen, so das Studio – dem mit seinem Sitz in der Kleinstadt Basalt in der Nähe des renommierten Wintersportorts Aspen eine bergige Umgebung ohnehin nicht fremd ist.
Rückzugsort, Partyhütte
„Nachdem er viele Jahre die Berglandschaften Colorados erkundet hat, übt dieser einzigartige Ort auf unseren Kunden eine ganz besondere Anziehung aus“, so CCY Architects. „Im Sommer ist er nur mit dem Auto erreichbar, in den Wintermonaten müssen die Gäste mit Schneeschuhen hierherkommen. Angesichts dieser abgelegenen und vor allem unberührten Gegend erforderte das Projekt mit Blick auf die Umwelt einige ganz spezielle Lösungen.“
Konzipiert wurde DNA Alpine als Zweitwohnsitz für die Familie, als Rückzugsort für die Eltern sowie als Treffpunkt für Ausflüge und Feiern mit Freunden. Um dennoch die Grundfläche des Haupthauses so klein und damit den Impact für das Gelände so gering wie möglich zu halten, plante man multifunktionale Räume ein, die je nach Nutzung entsprechend verwendet werden können.
Erbinfo in Kupfer
Das Projekt besteht aus drei Gebäuden: dem Haupthaus, der Garage sowie einer Sauna. Auch hier war entscheidend, den jeweils idealen Standort zu finden, mit geringstmöglichem Eingriff in die Natur. Insbesondere sollte keine der rundum wachsenden Engelmann-Fichten gefällt oder in Mitleidenschaft gezogen werden. Zudem schmiegen sich die Häuser regelrecht an die bestehende Topografie; der am Hang liegende hintere Teil des Hauptgebäudes weist daher ebenfalls eine Steigung auf, um sich dem Gelände anzupassen. Auch die Dachlinie macht diesen „Himmelszeig“ mit.
Das wohl auffälligste Element des Projekts ist jedoch dessen Kupferfassade. Die dafür verwendeten patinierten Kupferpaneele wurden in einem ganz bestimmen Muster angeordnet, das sich an der DNA-Sequenz der Engelmann-Fichten orientiert – wodurch auch klar wird, woher der ungewöhnliche Name des Projekts stammt. Zudem wurde jedes einzelne Paneel in einem minimal anderen Winkel angebracht, um die Landschaft in unterschiedlichem Lichteinfall immer anders zu reflektieren.
Atemberaubend
Das Haupthaus weist eine maximale Höhe von 4,5 Meter auf. Betreten wird es durch den Eingang auf der Nordwestseite, dessen Glasfassade im Winter durch zwei mächtige Holztore geschützt wird. Als Kontrast zum dunklen Erscheinungsbild der Fassade wurde für Innenwände und Decken helles Eichenholz gewählt. Betonböden sorgen für lange Speicherung der Wärme der Fußbodenheizung.
Auf der Hauptebene befinden sich neben dem elterlichen Schlafzimmer und den sanitären Anlagen noch eine Leseecke und ein multifunktionaler Raum, den man je nach Bedarf flexibel nutzen kann. Über eine Treppe erreicht man die obere Ebene des Haupthauses mit zwei weiteren Schlafbereichen. Diese dienen entweder als Kinder- oder als Gästezimmer.
In südwestlicher und südlicher Richtung bietet sich vom großen Koch-Ess-Wohnbereich durch eine raumhohe Glasfront ein ungetrübter Blick auf die unberührte Natur der San Juan Mountains. Diesen kann man auch – sofern es die Temperaturen zulassen – bei jedem Wetter draußen genießen. Ein Dachvorsprung schützt die ausgedehnte Veranda vor Regen, Schnee und (eventuell) auch starker Sonneneinstrahlung. Zwei Wassertanks unter der Garage werden von natürlichen Wasserläufen gespeist. Das Wasser wird dabei gefiltert und für den Haushalt genutzt. Im Brandfall kann es auch als Löschwasser genutzt werden.
„Unsere Inspiration für DNA Alpine war die atemberaubende Naturlandschaft“, sagen CCY Architects. „Wir wollten uns auf die natürliche Umgebung des Standorts konzentrieren und davon ausgehend einen Raum zum Zusammenkommen und Zurückziehen schaffen.“ Man darf behaupten, das ist ihnen gelungen.
Text: Michi Reichelt
Bilder: Jeremy Bittermann, Draper White, CCY Architects
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