Der im Kinsky Nachverkauf ermöglicht Ihnen eine spannende Gegenüberstellung von Männerportraits aus verschiedensten Kunstepochen. Es geht hier um weise Männer, um kriegerische Männer, um Männer, die ihren Körper als Mittel zur Kunst einsetzen, und schließlich um sagenhafte Helden. Eine faszinierende Reise durch die Kunstgeschichte!
Männerporträts mit Geschiche
Rembrandt
Bei den alten Meistern nimmt den Betrachter gleich das „Bildnis eines Philosophen“ gefangen, im 17. Jahrhundert geschaffen. Rembrandt selbst war an der Philosophischen Fakultät in Leiden immatrikuliert, woher sein Wissen und seine Faszination um das Altertum stammen. Hier hält der Meister die Bewegung und den Ausdruck des alten Mannes für die Ewigkeit fest. Der Lichteinfall von rechts oben ist so gewählt, dass die Aufmerksamkeit auf das faltige Gesicht, den weißen Bart und die vom Leben gezeichneten Hände fallen. Durch die brillante Lichtregie in der Hell-Dunkel-Malerei wird eine effektvolle Dramatisierung des Geschehens und eine psychologisch eindringliche Darstellung von Vergänglichkeit und Ewigkeit erreicht.
Anton Faistauer
Mehr als 300 Jahre später entstand das Portrait Karl Höllers, Sohn einer angesehenen Salzburger Familie, in seiner Dienstuniform nach dem ersten Weltkrieg. Der Maler ist in diesem Portrait klar von seinem Studium Tizians und Tintorettos beeinflusst. Dies schlägt sich in einer dunklen, satten und warmen Farbigkeit nieder. Er übernimmt hier auch ein bei den Meistern der Hochrenaissance beliebtes Kompositionsschema: Links öffnet sich ein kleines Fenster, das den Ausblick in eine weite Landschaft wiedergibt. Diese hat meist eine Verbindung mit dem Dargestellten, indem sie zum Beispiel seinen Herrschaftsbereich andeutet. Es könnte in diesem Fall die Festung Hohensalzburg sein, auf die wir hier blicken. Rechts bildet ein geraffter Vorhang aus kostbarem, rotem Stoff den Hintergrund und Abschluss, auch das ein beliebtes Stilmittel der Porträtmalerei in Renaissance und Barock. Anton Faistauer stellt sich hier bewusst in eine Reihe der bedeutendsten Bildnismaler der Kunstgeschichte.
Der Körper als Mittel zur Reflexion
Arnulf Rainer
Nur etwa 50 Jahre später entstanden Arnulf Rainers Body Poses; dabei bedient sich der Künstler seines Körpers als Mittel des künstlerischen Ausdrucks. Zuerst entstanden die ersten grimassierenden Selbstporträts als Passfotos, dann begann er vergrößerte Fotoabzüge zeichnerisch zu überarbeiten, zu korrigieren und zu akzentuieren. In sogenannten „Fotoséancen“ entstanden von 1969 bis 1976 in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fotografen die Selbstdarstellungsserien für die weitere Überarbeitung. Die Zartheit und die Aggression der Geste in der Überarbeitung, die verblüffende Farbwahl und Farbkombination, die komplexe Dichte und die Sicherheit weniger Striche verwandeln die Fotografie in eine vieldeutige, eigenwillige Emotion. Die Werkgruppe der überarbeiteten fotografischen Selbstporträts ist eine der wichtigsten im Oeuvre von Arnulf Rainer.
Otto Mühl
Ein Selbstportrait ganz anderer Art ist jenes von Otto Mühl aus dem Jahr 1981. Er war zu dieser Zeit quasi am Höhepunkt seines Schaffens und seiner Macht als unangefochtener und uneingeschränkter Leiter der Kommune am Friedrichshof, in der bis zu 600 Menschen lebten. Dementsprechend selbstsicher blickt der Künstler auf den Betrachter.
Markus Lüpertz
Völlig gegensätzlich ist jener Blick, den der deutsche Malerfürst Markus Lüpertz auf Männer wirft. Sechs Köpfe in einer gedeckten Farbpalette bevölkern seine übergroße, liniendurchfurchte Leinwand. Keine individuellen Gesichtszüge sind zu erkennen, nur schematische Bildnisse mehrerer Köpfe, deren Ausdruck eher trist und traurig erscheint. Diese Arbeit stammt aus einer der bekanntesten Bildfolgen des Künstlers: „Männer ohne Frauen – Parsifal“. In den Jahren 1993 bis 1997 hielt Markus Lüpertz an einem einzigen Thema fest, das sich auf den Helden Parsifal aus der letzten Oper Richard Wagners bezieht. Es geht dabei um die Erlösung von der ewigen Versuchung und der von Männerphantasien dominierten Welt. Der Werkzyklus „Männer ohne Frauen – Parsifal“, aus der die vorliegende Arbeit stammt, fordert den Betrachter mit seinem geheimnisvollen Inhalt heraus und eröffnet zugleich die unterschiedlichsten Betrachtungs- und Interpretationsmöglichkeiten.
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