THE Stylemate hat sich in der Modemetropole Tokio umgesehen und zeigt einige der renommiertesten Designer und spannendsten jungen Labels.
Heute sind die Erben von Yamamoto, Miyake & Co. längst aus dem Schatten ihrer Wegbereiter getreten…
Text: Nora Palzenberger
YOHJI YAMAMOTO
Der Designer
Er misst nur 1,60 Meter, ist aber einer der ganz großen japanischen Modekünstler. Yohji Yamamoto wuchs als Halbwaise bei seiner Mutter auf und schrieb sich ihr zuliebe zunächst für ein Jus-Studium ein, ehe er doch eine Lehre im familieneigenen Schneideratelier begann und schließlich Mode am renommierten Bunka Fukusō Gakuin Fashion College in Tokio studierte.
Foto: Kazumi Kurigami
Das Label
Yohji Yamamoto selbst sieht sich mehr als Schneider denn als Schöpfer von vergänglicher Mode. 1981 präsentierte er seine nach ihm benannte Hauptlinie erstmals in Paris. Als Teil der japanischen Avantgarde der Achtzigerjahre entwirft der „Architekt unter den Modedesignern“ kunstvoll drapierte, voluminöse Kleider und schafft so abstrakte, asymmetrische Silhouetten, die den Körper verhüllen, anstatt ihn zu betonen. Seine Vorliebe für die Nicht-Farbe Schwarz erklärt er damit, dass seine Mutter nach dem Tod ihres Mannes im Krieg stets Schwarz getragen hatte.
Fotos: Monica Feudi
Die Leidenschaft
Mit 45 Jahren begann der Japaner, Karate zu lernen, heute ist er Träger des schwarzen Gürtels.
Yohji Yamamoto | 5 Chome-3-6 Minami-Aoyama Minato-ku | Tokyo 107-0062
JUNKO SHIMADA
Die Designerin
Die Frau mit der anmutigen Silhouette und dem locker gebundenen, silbergrauen Haarknoten gilt als französischste aller Japanerinnen. Nach ihrem Studium am Sujino Gajen Dressmaker Institute in Tokio und einer Reise nach Paris zog die Designerin in die französische Hauptstadt. Dort arbeitete sie zunächst für das Modehaus Cacharel, bevor sie 1981 ihr eigenes Atelier gründete und 1984 ihre erste Boutique auf der Rue Étienne-Marcel in Paris eröffnete.
Foto: Yamashita
Das Label
Junko Shimada hat einen zeitlosen, aber dennoch extravaganten Stil. Gewagte Drucke, Oversize-Pullover und transparente Shirts verschmelzen zu ihrem avantgardistischen Signature-Look.
Fotos: Carlo Scarpato
Die Leidenschaft
Shimada beschreibt sich selbst als „bescheiden und demütig wie eine wohlerzogene Japanerin, aber auch unabhängig und mutig wie eine Pariser Amazone“. Auf ihre Unabhängigkeit legt die Designerin viel Wert: So ist ihr Label eines der wenigen, hinter dem kein großer Konzern steht.
Junko Shimada | Matsuya Ginza 4F | 3-6-1 Ginza | Chuo-ku | Tokyo 104-0061
ISSEY MIYAKE
Der Designer
Satoshi Kondo ist seit 13 Jahren Teil des Design-Teams von Issey Miyake. Der 1984 in Kyōto geborene Modedesigner besuchte das Ueda College in Osaka und zeichnete für das Schwesterlabel Pleats Please Issey Miyake verantwortlich, bevor er im Herbst 2019 Yoshiyuki Miyamae als Womenswear-Chefdesigner folgte.
Foto: Go Itami
Das Label
Labelgründer und Namensgeber Issey Miyake interpretierte die traditionelle japanische Falttechnik neu und entwarf Kleider aus knitterfreien Polyester-Plissés, die wie Skulpturen anmuteten. Satoshi Kondo holt die Entwürfe in die Zukunft und verleiht dem Label ein frisches Image: Während der futuristischen Frühjahr/ Sommer-2020-Show kleidete er seine Models erst auf dem Laufsteg mithilfe von Seilen, die von der Decke hingen, ein. Für das Finale schwebten bunte Plissékleider von oben auf die Körper der Models herab, die daraufhin fröhlich zu tanzen begannen.
Ich wollte die Freude an Kleidung und die Freude an Bewegung ausdrücken,
so der Designer über die Idee hinter der Performance.
Photos: Alessandro Lucioni
Die Leidenschaft
Satoshi Kondo zeichnete schon als Kind unermüdlich. Auch seine Mutter, eine Schneiderlehrerin, entwarf ihre Kleidung auf Papier, was großen Einfluss auf ihren Sohn hatte.
3-18-11 Minami-Aoyama | Minato-ku | Tokyo 107-0062
YOHEI OHNO
Der Designer
Yohei Ohno besuchte zunächst das Bunka Fukusō Gakuin Fashion College in Tokio, wo seine Entwürfe stark von seiner Faszination für Designgrößen wie Nicolas Ghesquière oder Christopher Kane geprägt waren. Seinen ganz eigenen Stil fand er erst, als er die japanische Metropole verließ, um an der Nottingham Trent University in England zu studieren. Zurück in seiner Heimat launchte der Designer 2014 sein gleichnamiges Label und wurde drei Jahre später mit dem „Tokyo Fashion Award“ ausgezeichnet.
Foto: PR
Das Label
Die „Erforschung von Materialien und Formen“ ist die Grundidee hinter dem jungen Label. Yohei Ohnos Ästhetik ist geleitet von Kunst, Architektur und dem Einsatz technologischer Materialien. Das Ergebnis: minimalistische und skulpturale Silhouetten in perfekter Balance zwischen künstlerischem Anspruch und moderner Tragbarkeit.
Fotos: PR
Die Leidenschaft
Neben der Mode kreiert Yohei Ohno, der als einer der vielversprechendsten japanischen Designer gehandelt wird, auch handgefertigte Kunstobjekte.
Ich würde das gerne weitermachen, Stück für Stück, und mit einer längeren Lebensdauer als meine Mode.
10F Atelier C 23-21 Sakuragaokacho | Shibuya-ku | Tokyo 150-0031
CHIKA KISADA
Die Designerin
Modebegeisterte Freunde infizierten die ehemalige professionelle Balletttänzerin mit dem Fashion-Virus. Bevor Chika Kisada 2014 das nach ihr benannte Label gründete, baute sie zunächst die japanische Modemarke Rekisami auf. 2017 wurde sie mit dem „Tokyo Fashion Award“ ausgezeichnet.
Foto: PR
Das Label
Feminine Eleganz gepaart mit einer punkigen Attitüde: Chika Kisada liebt es, in ihren Kreationen Gegensätze wie harte und weiche Materialien oder verspielte und minimalistische Details zu vereinen. Ihre von Tüll und Tutu inspirierten Silhouetten tragen kosmopolitische Frauen, die immer in Bewegung und auf der Suche nach einer neuen Definition von hoher Qualität sind.
Die Leidenschaft
Eigentlich würde man die zarte Japanerin eher auf Bühnen als auf Laufstegen vermuten. Seit ihrer Kindheit tanzte Chika Kisada Ballett und erhielt unzählige Ehrungen für ihre Performances. Heute spiegeln ihre Designs ihre Passion für den Tanz wider.
7F, 1-1-2 Hatagaya | Shibuya-ku | Tokyo 151-0072
DRESSED UNDRESSED
Der Designer
Takeshi Kitazawa war 24 Jahre alt, als ihn der Besitzer eines Secondhand-Ladens fragte, ob er mit ihm einen neuen Store eröffnen wollte. Obwohl er keinerlei Erfahrung im Modebusiness hatte, sagte er zu und begann schließlich auch selbst Kleidung zu entwerfen. Nachdem sich der 1982 geborene Japaner entschieden hatte, sein eigenes Label zu gründen, lebte er eine Zeit lang in London, wo er nicht nur die notwendige Inspiration, sondern auch den Mut fand, weiterzumachen.
Foto: zimbio.com
Das Label
Takeshi Kitazawa hat sich minimalistischen Unisex-Kollektionen verschrieben, seine Mode in Geschlechter und Größen zu trennen, empfand er als zu stereotypisch für sein Label. In seinen Entwürfen treffen gegensätzliche Konzepte wie maskulin und feminin, klassisch und modern oder subtil und extravagant aufeinander.
Die Leidenschaft
Takeshi Kitazawas Vorliebe für Kontraste lässt sich unter anderem von seinem Musikgeschmack herleiten. Denn auch hier setzt der Designer auf scheinbar Widersprüchliches – er liebt sowohl klassische Musik als auch Punkrock.
UNIT4 3-8-19, Seijo | Setagaya-ku | Tokyo 157-0066
AKIKOAOKI
Die Designerin
Sich der Mode aus unterschiedlichen Blickwinkeln anzunähern, war einer der Gründe, warum Akiko Aoki sich zunächst auf der privaten Tokioter Frauenuniversität Joshibi für Kunst und Design einschrieb, bevor sie schließlich das Central Saint Martins College in London besuchte. Nach ihrer Rückkehr nach Tokio arbeitete sie einige Jahre als Designassistentin und lancierte 2014 ihr eigenes Label. Vier Jahre später schaffte sie es unter die Semi-Finalisten des „LVMH Awards“.
Das Label
Für die 33-jährige Japanerin ist Mode eine Haltung und so hat sie es sich zum Ziel gemacht, die gesellschaftliche Rolle des Designers als reiner Produzent von Kleidern zu verändern. Dekonstruierte Schnitte, das Spiel mit Brüchen und maskuline Silhouetten mit einem femininen Twist sind charakteristisch für Aokis viel beachtete, oft überraschende Entwürfe.
Fotos: PR
Die Leidenschaft
Düfte haben eine besondere Bedeutung für die Designerin, „weil all meine Erinnerungen an ganz bestimmte Gerüche gebunden sind“.
Harajuku Royal Building 6B | 3-38-11 Jingumae Shibuya-ku | Tokyo 150-0001
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