Text by Cornelia Pichler
Yucca Valley
Ich starte meine Mission in Yucca Valley, einer Kleinstadt in der Mojave Desert, circa zwei Stunden von Los Angeles entfernt. Mein erster Eindruck ist eine Mischung aus Wildwest- Romantik und Footloose, gewürzt mit amerikanischer Freundlichkeit und Hippie-Charme. Auf ca. 1.000 m Seehöhe dominieren die Farbe Beige, die Pflanzenart Cactaceae und eine sympathische Trägheit, was das Ankommen und den Jetlag erleichtert. Ich befinde ich mich in der Low Season, denn im August erreichen die Temperaturen hier ihren Höhenpunkt und viele verlassen bzw. meiden die Wüste. Ich selbst bekämpfe die 40 °C mit Unmengen an Iced Blended Latte aus dem örtlichen Frontier Café, während ich Thrift Shops (zum Beispiel The End) durchstöbere, die von coolen Second-Hand-Klamotten über Möbel alles bieten, was ein Vintage-Herz höherschlagen lässt. Das Highlight der Gegend stellt jedoch der Joshua Tree National Park dar, dessen einzigartige Steinwüsten-Landschaft mit ihren imposanten Felsformationen und uralten Joshua-Bäumen an Filme erinnert, in denen gigantische Urzeitwesen behäbig über den Bildschirm wandern.
Yucca Valley – die Wüste lebt
Mein erster Eindruck ist eine Mischung aus Wildwest-Romantik und Footloose, gewürzt mit amerikanischer Freundlichkeit und Hippie-Charme.
Cornelia Pichler
Zurzeit wandere nur ich und erlebe eine Exklusivität sondergleichen, auch wenn sie mit übermäßigem Schwitzen einhergeht. Danach sehne ich mich nach einer deftigen Mahlzeit und beschließe, den Tipp meines Vermieters zu testen, der Pappy and Harriet’s in Pioneertown als No.1-Location für Barbecue-Gerichte und Live-Musik empfiehlt. Die Baby Back Rips mit gegrilltem Spargel sind tatsächlich ein Traum und die ausgelassene Stimmung im Lokal wirkt ansteckend. Die Mischung aus Restaurant/ Bar / Bühne ist besonders bei Indie Rock Bands, aber auch bekannten Künstlern wie Paul McCartney oder Coachella-Acts beliebt, die dort im kleinen Rahmen feine Konzerte geben. Pioneertown soll ja der neue angesagte Weekend-Hotspot für LA-Hipster sein, die auf der Suche nach Entschleunigung und dem einfachen Leben sind. Vielleicht vermissen sie auch nur Straßen ohne Staus und erfreuen sich an Parkplätzen vor der Tür.
Yucca Valley
www.cafefrontier.com
www.pappyandharriets.com
Encinitas
Das Beach-Feeling hole ich mir in Encinitas, einem romantischen Strandort in der Nähe von San Diego. Überall, wo Surfer und Strandliebhaber die Szenerie beherrschen, sucht man vergeblich nach High-Brands und High-Heels, denn hier regieren Sportkleidung und Flip-Flops. Das Shopping- und Gastronomieangebot ist dennoch beachtlich und ich verliebe mich gleich in die Gypset-Mode, die so sehr mit dem Californian Lifestyle harmoniert. Meine favorisierten Shops sind Moonshadow und Salt, beide am North Coast Highway 101 zu finden.
Nach einem schnellen Frühstück im Lofty besuche ich die Gartenanlage der spirituellen Organisation Self Realization Fellowship, die nicht nur ein Ort des Friedens und der Gelassenheit ist, sondern auch wunderschöne Gartenkunst, Koi-Teiche und eine umwerfenden Blick auf den Pazifischen Ozean bietet. Danach frische ich meine Bräune am benachbarten Swami’s Beach auf, einem beliebten Naturstrand und Surf-Spot. Hier gibt es nichts außer Sand, Wellen und die Klippen im Rücken. Man kann perfekt abschalten und den einheimischen Surfern dabei zusehen, wie sie mit der Natur eins werden. Kulinarisch dominieren an diesem
Küstenstreifen eindeutig Tacos, denn ich befinde mich schon sehr nahe der mexikanischen Grenze. Der Einheimischen- Tipp lautet Bull Taco. Das Lokal ist im Grunde eine Imbissbude und dennoch einen Besuch wert, denn die Tacos sind lecker und extrem preiswert. Außerdem beinhaltet das abendliche Angebot einen Postkarten-Blick auf den Ozean inklusive einem im Meer versinkenden Feuerball.
Hier gibt es nichts außer Sand, Wellen und die Klippen im Rücken.
Encinitas
www.instagram.com/moonshadowpch
www.salt-culture.com
www.loftycoffee.com
www.encinitastemple.org
Los Angeles anders
In Los Angeles wohne ich in Venice, wo ich jeden Tag im Gjusta starte, einer urigen Bäckerei, die alles von Süßspeisen, Fleischwaren, geräuchertem Fisch bis zur Pizza in erstklassiger Qualität und spannenden Versionen bietet. Es ist nicht einfach, einen Sitzplatz zu ergattern, das Warten zahlt sich aber aus. Vor dem Bestellen sollte man allerdings nicht vergessen, eine Nummer zu ziehen. Dann besuche ich meine Lieblings-Straße, Abbot Kinney Boulevard, wo es nicht nur attraktive Shops (meine Tipps: The Piece Collective, Aust und lan Dei Venice), sondern auch unterschiedliche kulinarische Highlights gibt, wobei der gesunde, sprich Organic Lifestyle, eindeutig dominiert. Mein präferiertes Lokal für jede Tageszeit ist The Butcher’s Daughter, eine Mischung aus sehr coolem Ambiente und interessanten Speisen.
Mein nächstes Abenteuer ist dann wieder sehr «hot», denn ich nehme an einem Hike zum Hollywood Sign teil, geführt von Ranger Ted, seines Zeichens Bergführer, der aber – wie könnte es anders sein? – seit zwanzig Jahren Schauspieler ist. Abgesehen von seinen Ausführungen über Flora und Fauna erfahren wir, dass ihm in der Staffel von American Horror Story von Lady Gaga der Kopf abgeschlagen wird. Nice! Der Walk, der zirka drei Stunden dauert, ist absolut empfehlenswert, allerdings nicht unbedingt bei 30 ° C. Der Hollywood-Schriftzug, der seit einigen Jahren nicht mehr zugänglich ist, ziert seit fast 100 Jahren den Berg, wurde aber seit damals etliche Male renoviert. Einer der großen Förderer des Wahrzeichens war übrigens Hugh Hefner, was beweist, dass all die Playboy-Bunnys tatsächlich für etwas gut sind. Außerdem empfehle ich noch den Paseo Miramar Trail, bei dem man die Bergkette über Santa Monica ca. acht Kilometer entlang wandert und dabei einen atemberaubenden Blick aufs Meer hat.
Mein Lieblingsstrand in LA ist El Matador in Malibu. Der Abstieg über eine steile Holztreppe mag etwas anstrengend sein, aber es lohnt sich definitiv, zwischen mächtigen Felsformationen auf weichem Sand zu liegen und sich von den brausenden Wellen einschläfern zu lassen. Die Szenerie erinnert an alte James-Bond-Filme und unbewusst wartet man darauf, dass Ursula Andress irgendwann im weißen Bikini aus den Wogen steigt. Auf der Roof-Top-Bar des Shangri-La Hotels in Santa Monica verabschiede ich mich von Kalifornien. Als der Himmel sich schließlich in eine kitschige, orange Foto-Tapete verwandelt, zücken alle Besucher ihre Handys und kreieren einen neuen Instagram-Moment. Ich natürlich auch – inklusive dem Hashtag #iwillbeback.
Los Angeles
www.abbotkinneyblvd.com
www.thebutchersdaughter.com
www.thepiececollective.com
www.ilandeivenice.com
www.thisisaust.com
www.shangrila-hotel.com
Cornelia Pichler ist eine bekennende Liebhaberin der amerikanischen Kultur und ihres Leitsatze «Think Big». Nach einem Auslandsjahr in New York studierte die geborene Kärntnerin Englisch und Spanisch und ist heute als Autorin und Übersetzerin tätig. Seit vier Jahren verbringt sie mehrere Wochen im Jahr im Sonnenstaat Kalifornien und sammelt die schönsten Eindrücke, die der Golden State in geografischer, kultureller und kulinarischer Hinsicht zu bieten hat. Ihr Ansatz ist immer ein Mix aus Qualität, Authentizität und Individualität.
iThere are no comments
Add yours