Im indischen Bengaluru wurde das Terminal 2 des Kempegowda International Airport umgestaltet. Reisende erwartet nun ein wunderschöner Garten im Terminal – die Idee stammt vom New Yorker Architekturbüro SOM.
Bengaluru oder auch Bangalore war einst als die „Gartenstadt von Indien“ bekannt. Der Grund: Die zahlreichen öffentlichen Parks sowie die durch das gemäßigte Klima genährte breite Palette an Fauna vor Ort. Mittlerweile hat die Hauptstadt des Bundesstaates Karnataka im Südwesten des Subkontinents allerdings ein weiteres Image; sie gilt als das indische Silicon Valley. Wer in Indien in die Softwareentwicklungsbranche einsteigen möchte und es sich nicht leisten kann, ins Ausland zu gehen, zieht nach Bangalore. Mit ungefähr 14 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist die Stadt nach Mumbai und Delhi mittlerweile die drittgrößte Indiens.
Der intensive Bezug zur Natur und zum üppigen Grün der Metropole blieb allerdings erhalten. Auch architektonisch. Denn nun hat das New Yorker Büro SOM das Terminal 2 am Kempegowda International Airport umgestaltet. Das Konzept wurde aus Banaglores Beinamen entwickelt: Gartenstadt. „Die Straßen in Bangalore sind oft von Bäumen gesäumt, und die Stadt hat eine reiche Geschichte des Landschaftsdesigns“, sagt Laura Ettelman, die geschäftsführende Gesellschafterin des Projekts.
Grün, grün, grün
Von der Ankunft bis zum Boarding sind Reisende von einer Welt voller Bäume, Pflanzen und Blumen umgeben, die nicht nur an der Decke hängen, sondern auch an den Wänden wachsen. Anstelle von herkömmlichen Pflanzgefäßen auf dem Boden hat das Architekturbüro, gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten Grant Associates und den Designern Abu Jani und Sandeep Khosla beschlossen, Pflanzen und Blumen von der Decke hängen zu lassen, und damit den Innenraum flexibler gemacht. Diese „hängenden Gärten“ sorgen nicht nur für eine einzigartige Atmosphäre, sondern lassen auch viel Tageslicht ins Innere. Gleichzeitig dienen sie als Wegweiser für die Fliegenden.
Die Dachkonstruktion des Terminals ist eine der leichtesten der Welt, so SOM. Über dem Check-in und den Shops wurde eine Stahlrahmenkonstruktion gebaut, die auf Stahlsäulen ruht. Diese stehen in einem Abstand von 18 Metern zueinander und sind mit Bambus verkleidet. Für die Gates wurden ebenfalls lange Stahlträger verwendet, deren tragende Säulen am Rand der Räume platziert wurden. Die Wege und die Sicht für die Reisenden bleiben so barrierefrei. In den unteren Etagen sorgt eine Struktur aus Beton dafür, dass große Räume ohne Säulen entstehen können. Das macht die Bereiche für Gepäckausgabe und die Ankunft der Passagiere weitläufig und offen.
Das Terminal passt sich an
In der gesamten Konzeption spielte das Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Bereits vor der Eröffnung hatte das Projekt die LEED Platinum-Zertifizierung vom US Green Building Council sowie eine Platin-Zertifizierung für nachhaltige Architektur und Design vom Indian Green Building Council erhalten. Und so wird die Energieversorgung des Terminals durch erneuerbare Energien wie Solaranlagen gewährleistet. Das Regenwasser wird außerdem gesammelt, aufbereitet und dann genutzt, um die Bepflanzung in den Innen- und Außenbereichen zu bewässern.
Da indische Flughäfen rund um die Uhr in Betrieb sind, ist es umso wichtiger, dass die Terminals so gestaltet sind, dass man flexibel auf die tägliche Schwankung des Flugverkehrs reagieren kann. Das heißt im Fall von Terminal 2, dass die Gates so gestaltet sind, dass entweder ein großes Flugzeug für internationalen Flugverkehr oder zwei kleinere Flugzeuge für die Inlandsflüge genutzt werden können.
Genug Platz für alle
Das Terminal hat nun eine Größe von 255.000 Quadratmeter und wurde so dimensioniert, dass 45 Millionen Passagiere im Jahr durch das Terminal reisen können. Ein Teil des SOM-Teams hatte zuvor am Chhatrapati Shivaji International Airport in Mumbai gearbeitet. Das half dem Architektur-Team zu verstehen, wie man am besten die indische Kultur in der Planung von Verkehrsgebäuden berücksichtigt. So ist es in Indien beispielsweise üblich, dass Familien die Reisenden zum Flughafen begleiten. Und so entwarf SOM einen großen, überdachten Platz zwischen dem Transitknotenpunkt und dem Terminal, auf dem sich die Familien aufhalten und von den Reisenden verabschieden können.
Bangalore ist eine der am schnellsten wachsenden Städte Indiens und so ist Terminal 2 ein Versuch, ein Tor zu schaffen, das Ankommenden und Abreisenden die Kultur der Stadt und die Naturlandschaft zeigt und damit in Erinnerung bleibt.
Text: Resi Reiner
Fotos: Ar. Ekansh Goel © Studio Recall
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