So lautet die Bezeichnung für die traditionelle japanische Lacktechnik. Damit stellt das Taschenlabel SAGAN Vienna nun Objekte her, die in Form und Funktion von „Inro“ inspiriert sind, einem historischen japanischen Etui.
Die Entstehungsgeschichte zur Kanshitsu Bag ist eine über traditionelle Handwerkskunst und innovativer Ausführung. Eine, die mit leidenschaftlich über das Handwerk erzählt und wie man mit Hilfe von moderner Technologie Produktionsprozesse gestalten kann. Um mehr über den Entwicklungsprozess der Kanshitsu Bag zu erfahren, hat uns Taro Ohmae, Mitgründer von SAGAN, mit nach Japan genommen, wo jene historischen japanischen Etuis produziert werden, in die man Medikamente und kleine Gegenstände hineingibt und die beim Kimono vom Obi-Gürtel herabhängen.
Urushi – der besondere Lack
„Ich hörte, dass „Urushi“ der Name für einen speziellen Lack ist, der in der Antike aus China nach Japan überliefert wurde. Das interessierte mich“, so Taro Ohmae. In Japan wurden während der Nara und Tenpyo-Ära sehr viele buddhistische Statuen mit diesem Lack hergestellt. Dafür wurde ein mit Lack getränktes Leinentuch auf die Buddha-Statue aufgetragen und dann getrocknet. Danach entfernte man die Gußform von innen, um die Statue fertigzustellen. Die Technik verbreitete sich schnell, denn die in Japan vorherrschende Holzarchitektur stellte eine Brandgefahr dar, welche die Buddha-Statuen gefährden konnten. Wenn sie jedoch aus trockenem Lack gefertigt waren, waren sie sehr leicht und konnten schnell aus einem brennenden Tempel herausgetragen werden – weil sie innen hohl waren.
„Als ich letztes Jahr meine Familie in Japan besuchte, hatte ich noch nicht viel von der Urushi-Technik gehört. Bei einem Familienausflug nach Hokuriku lernte ich Herrn Kohei Kirimoto aus Wajima kennen, einen Lack- Handwerkskünstler alter Tradition. Herr Kirimoto war so freundlich, mir all diese Details zu erzählen, mich etwas in das Handwerk einzuführen und mir Fragen zu beantworten, die mich mehr und mehr zu interessieren begonnen hatten.“
Dattsukattsu – das spezielle Verfahren
Wie die Buddha-Statue benötigt auch „Kanshitsu“ eine Art von Gußform während der Herstellung. Dieses Verfahren heißt „Dattsukatsu“. Diese Form, die aus spezieller Erde und Gips hergestellt wird, ist sehr fragil und zerbricht oft während des Prozesses. Deshalb gibt es oft nur Einzelstücke. Die Reproduktion ist in dieser Branche also schwierig, zeitaufwändig und teuer. Ein altes Handwerk, das aus stromlinienförmiger Arbeitsteilung besteht. Die Fertigstellung eines Arbeitsschrittes wirkt sich auf alle Folgenden aus.
Vor diesem Hintergrund haben sich Taro Ohmae und Tanja Bradaric überlegt wie man diese Gussformen mit einem 3D-Drucker herstellen könnte und zusammen mit meinem Freund Architekt und Designer Thomas Milly von der Universität für angewandte Kunst Wien, die Gussformen für die Taschen designed. Durch den Einsatz eines 3D-Druckers ist es möglich, eine beschädigte Form in kürzester Zeit zu reproduzieren. Die gleiche Form kann nun wiederholt verwendet werden, um Kosten und Zeit zu sparen. Durch die Einbindung neuer Technologien in den Produktionsprozess kann die traditionelle Branche nun aus einer weiteren Perspektive betrachtet werden.
Die Kanshitsu-Taschen in S, M oder L werden aus 70% Urushi, 10% Reis, 10% Baumwolle, 10% Kieselgur hergestellt.
Fotos: Ayaka Yamamoto, SAGAN Vienna
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