Juwelierin Barbara Gressl: Wertarbeit

Schmuck von Juwelierin Barbara Gressl Gressl Schmuckfotos, 22.08.2011

Die kreative Juwelierin Barbara Gressl feiert heuer ein 55-Jahr-Jubiläum. Genau der richtige Zeitpunkt, sich über den Wert des Handwerks und wertvolle Momente Gedanken zu machen.

Interview by Hedi Grager

Werte können Eigenschaften, Überzeugungen, Güter und mehr sein. Was verbinden Sie mit dem Wort „Wert“?

Juwelierin Barbara Gressl: Bezugnehmend auf meine Leidenschaft – meinen Beruf ­ verbinde ich mit dem Wort „Wert“ natürlich auch „Wertvolles“ im Sinne der Besonderheit der Materialien wie z. B. Gold. Gerade diese Ressource wird immer rarer und aus diesem Grund natürlich auch sehr viel wertvoller. Umso wichtiger ist es, bewusst und vor allem nachhaltig mit diesem wunderbaren Wert zu arbeiten und zu wirtschaften.

„Wert“ bedeutet für mich aber auch, bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen in meinem täglichen Umgang mit KundInnen zu „leben“.

Wertvoll in diesem Zusammenhang sind für mich Eigenschaften wie Verbundenheit, Treue, Transparenz, Herzlichkeit und vor allem die Gabe des „Zuhören-können“. Privat kommt natürlich der Wert der Liebe dazu.

Schmuck von Juwelierin Barbara Gressl

Was ist Ihr persönliches Lieblingsstück und was macht es so wertvoll?

Juwelierin Barbara Gressl: Mein persönliches Lieblingsstück ist ein altes Foto meines Vaters gemeinsam mit seinen Mitarbeitern am Werktisch. Mein Vater war Uhrmachermeister. Wertvoll aus dem Grund, da mir ein Blick auf dieses Foto – vor allem in schwierigen, herausfordernden Zeiten – Kraft, Mut und vor allem Stärke schenkt, mit Bedacht, kreativ aber auch bodenständig meine Leidenschaft jeden Tag behutsam weiterzuleben.

Handwerk hat seinen Wert – oder seinen Wert wiederbekommen?

Juwelierin Barbara Gressl: Handwerk hat und hatte immer seinen Wert. Das Bewusstsein dafür geht nur manchmal verloren, kommt aber durch kompetente, freundliche und bewusste Aufklärungsarbeit immer wieder retour.

Erleben Sie auch, dass KundInnen der ideelle Wert eines Schmuckstückes wichtiger ist als der materielle?

Barbara Gressl: Dadurch, dass ich in erster Linie handgefertigten Schmuck anbiete und durch die schöne Tatsache, dass es gelungen ist, KundInnen als jahrelange BegleiterInnen zu gewinnen, ist der ideelle Wert meist genauso wichtig. Wir hören zu! Das verbindet! Und beinahe täglich darf ich mit liebgewonnenen Stücken arbeiten, die bereits mehrere wunderschöne Tragejahre aufweisen. Neulich durfte ich aus den Eheringen der verstorbener Eltern meiner Kundin einen schlichten Goldring fertigen. Ein täglicher Begleiter, der die Erinnerung an die Eltern in sich trägt und eine tiefe Verbundenheit und Liebe widerspiegelt. Schön!

Sie haben immer auf Individualität und Qualität gesetzt, kommt Ihnen das jetzt zugute?

Barbara Gressl: Es ist mir immer schon zugutegekommen, da ich meine, dass gerade diese Werte IMMER über Schnelllebigkeit, kurzfristige Trends und Marken-Hype stehen.

Wie weit sind Sie mit Ihrer ersten Gressl-Man-Kollektion?

Diese darf langsam und mit Bedacht wachsen.

Sie haben bei unserem letzten Gespräch eine kleine, ganz besondere Kollektion angekündigt. Gibt es sie schon?

Wir haben Anfang Juli die Sommerkollektion 2020 „Lust auf Meer“ präsentiert: In Zusammenarbeit mit einer kleinen Edelsteinschleiferei wurden kleine Seepferdchen aus schönsten Edelsteinen per Hand geschliffen. Entzückende Meisterarbeiten sind entstanden und meine KundInnen freuten sich über diese Sommer-Begleiter aus rosa Morganit, blauem Aquamarin oder einem wunderschönen großen Stück aus dem seltenen intensiv türkisen Arizona-Türkis, kombiniert mit weißen Brillanten und winzig kleinen weißen Perlen.

Sie feiern heuer Ihr 55-Jahr-Jubiläum. Wird noch gefeiert?

Wir werden mit den BesucherInnen unserer Ausstellung im November auf Schloss Piber mit dem einen oder anderen (oder vielleicht auch mehreren) „Glaserl“ auf unser Jubiläum anstoßen.


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