Text: Florentina Welley
Aus dem Museo Gucci in Florenz wurde Gucci Garden samt Osteria Gucci. Dort serviert Massimo Bottura das Überraschende und Außergewöhnliche.
Geheimnisvoll leuchtet ein Neon-Auge von der Fassade des Palazzo Mercanzia, designt von Guccis Creative Director Alessandro Michele, das die 14 Wappen der Künste auf der Fassade mit dem neuen Symbol der Guccification ergänzt. In dem Palazzo auf der Piazza della Signoria von Florenz ist Hedonismus gut aufgehoben, denn neben der Gucci Osteria gibt es Guccis Modetempel, die „Gucci Garden Galleria“.
Guccification, Paraphernalia, Cosmorama, Cinema da Camera, De Rerum Natura, Ephemera sind die Codes der Räume, in denen Stilbewusste neben kostbaren Tellern und Schalen special editions von Schuhen, Taschen, Brokatmänteln oder silbernen Bomberjacken finden. Mit diesem neuen interaktiven „Garten“ bringt das Luxuslabel frischen Wind in den ehemaligen Sitz des Handelsgerichts. Auf zwei Stockwerken sind Mode, Antiquitäten, Bücher, Ephemera, Contemporary Art, eklektische Stücke aus den Modearchiven, die bis 1921, dem Gründungsjahr des Labels, zurückreichen, zu finden. Die Osteria liegt im Erdgeschoß.
Essen muss ins Herz treffen.
Massimo Bottura
OSTERIA GUCCI
Ob es das Motto unserer Zeit ist, das da in goldenen Lettern von der Decke der Nobel-Osteria in dem 1337 erbauten Palazzo prangt? Die „La Canzona de’ sette pianeti“ ist ein Jubellied auf die Venus und das Leben. Während man also in der Osteria von „Gucci Garden“ speist, huldigt man zugleich Lorenzo il Magnifico, dem Förderer der Künste, der 1490 obiges Karnevalslied schrieb. Kein Wunder also, dass in der kreativen Luxus-Küche nun einer der besten Köche der Welt kochen darf, nämlich Massimo Bottura, bekannt von seiner Osteria Francescana in Modena.
„Weil wir ständig durch die Welt reisen, spiegelt unsere Küche alles wider, was wir sehen, hören und verkosten“, sagt Bottura, „mit offenen Augen suchen wir das Überraschende und Außergewöhnliche.“ Und was serviert der Drei-Sterne-Koch? Auf der Speisekarte finden wir italienische Kultgerichte wie die typischen Klassiker Parmigiano-Reggiano-Tortellini oder Pilzrisotto. Weiter geht es mit Tostadas und Schweinebauch im Brot in Richtung Mexiko und Streetfood aus Peru, zubereitet von der kolumbianischen Küchenchefin Ana Karim Lopez Kondo, Ehefrau von Botturas Souschef Taka Kondo. „Florenz ist schon seit der Renaissance Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen, deshalb haben wir die älteste Rindersorte, das Chinanina Rind, auf der Speisekarte, das schon von den Etruskern gerne verspeist wurde“, sagt der Küchenchef. Seine nach dem Künstler Lucio Fontana benannten Speisen sind bekannt. Ob es in der Osteria sein berühmtes Dessert „Oops! I dropped the lemon tart“ geben wird?
„Essen muss ins Herz treffen“, so der Kult-Koch, „mein Restaurant ist eine Art Ideenlabor.“ So verkochte Bottura etwa 2012 mit seinem Risotto „cacio e pepe“ tonnenweise Parmesan. Damals gingen 300.000 Laibe bei dem Erdbeben in der Emilia-Romagna zu Bruch. Alle machten es ihm nach, bis der Parmesan ausverkauft war. Wahrer Luxus ist eben auch, aus übriggebliebenen Lebensmitteln Essen zuzubereiten. Und das macht der Gründer des „Food-for-soulnot- for-profit“-Projekts in seinen temporären Refettorios für Bedürftige bis heute − ganz nebenbei.
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