ERWIN WURM. Sculptures 9. September – 5. Oktober 2024

Galerie bei der Albertina ▪ Zetter eröffnet Ausstellungsherbst im neuen Showroom zetter ▪ projects mit Solopräsentation des Ausnahmekünstlers Erwin Wurm aus Anlass seines 70. Geburtstags

Zeitlich parallel zur großen Retrospektive in der ALBERTINA MODERN zeigt die Galerie bei der Albertina ▪ Zetter im neuen Ausstellungsraum zetter ▪ projects ihre erste Solopräsentation des Künstlers Erwin Wurm, der heuer seinen 70. Geburtstag feiert. Unter dem Titel „ERWIN WURM. Sculptures“ inszeniert Galeristin Katharina Zetter-Karner mit ikonischen (Haupt-)Werken eine imaginäre Zeitreise durch dessen visionäres skulpturales Oeuvre. Schon längst zu einem der international renommiertesten und erfolgreichsten Künstler der Gegenwart avanciert, prägt der Biennale-Teilnehmer Erwin Wurm mit seinen künstlerischen Statements nicht nur den Kunstbetrieb per se. Relevante Gestaltungsparameter wie sein Hang zum Absurden und Paradoxen, Selbstironie und Gesellschaftskritik verschmelzen in einem international gefragten Gesamtkunstwerk, in dessen Mittelpunkt Wurms unverwechselbare Skulpturen stehen, deren Möglichkeiten vom Künstler im Lauf der Jahre ausgelotet, radikal weiterentwickelt und vielfach interpretiert wurden.

Internationale Bekanntheit erlangte Erwin Wurm mit seinen „One Minute Sculptures“: BesucherInnen posieren nach gezeichneten oder / und schriftlichen Anweisungen mit banalen Requisiten oder zwängen sich in vom Künstler bereitgelegte Kleidungsstücke. Diese flüchtigen Interaktionen, die auf Wurms performative Erweiterung des Skulpturenbegriffs verweisen und BetrachterInnen zu Kunstobjekten mutieren lassen, werden mit Fotos und Videos bildlich festgehalten oder in autonome Skulpturen (Beispiel: „Psycho VII“ von 2010) übersetzt.

Erwin Wurms „Short Bag“ von 2017, eine in Bronze transformierte Hermès-Birkin-Tasche, hinterfragt ebenso wie das „Fat Car“ von 2004/05 Wurms unkonventionellen, scheinbar spielerischen Umgang mit der Gebrauchsfunktion von prestigeträchtigen Luxusgütern und kombiniert diese lustvolle Annäherung mit einem unverhohlenen, kritischen Seitenhieb auf die manipulativen Mechanismen unserer Konsumgesellschaft. Schon früh setzte sich Wurm mit der Expansion als gestalterischem Konzept auseinander. Besonders bekannt sind seine „Fat“-Skulpturen, die Anfang der 2000er-Jahre realisiert wurden. Statussymbole wie das Einfamilienhaus oder das Auto wurden formal aufgebläht und in Kunstobjekte verwandelt.

Durch Materialaufschichtung wurde selbst ein Porsche, als schneller Sportwagen exklusives Symbol der grenzenlosen Mobilität, einer vom Künstler gewollten Extension unterzogen. Die ursprüngliche Form und die natürlichen Proportionen gingen dabei verloren, das enorme Volumen und die aufgeblasene „Fettleibigkeit“ mündeten in ein fahruntüchtiges und unbewegliches „Fat Car“, ein skurriles und groteskes Wesen, das in seiner optischen Weichheit zu zerfließen scheint.

„Gequetscht und abgeflacht oder auf eine sehr dünne Form reduziert, haben meine neuen Arbeiten eine gewisse Fragilität, die mir gefällt: Sie werden fast abstrakt.“ (Erwin Wurm)

Wurms Bronze „Kastenmann“ von 2017, mit einem großen Kasten als Torso, der eine formelle Anzugjacke trägt, wurde inspiriert von seinem ersten großen öffentlichen Kunstprojekt in New York, das von Erwin Wurm 2012 auf der Plaza des Standard Hotels installiert wurde.

Ausgehend von der historischen und kulturellen Identität Österreichs verwendet Wurm populäre Lebensmittel wie Gurken oder Würstel als intellektuelle Inputs. Auf eine völlig überraschende und innovative, humorvolle Weise ihres ursprünglichen Sinnzusammenhangs entledigt, visualisieren anthropomorphisierte Bronzewürstel („Avatar pre-departing“, 2020) oder „Gurke modernistisch III (Grüner Veltliner)“, 2016, Wurms augenfälligen Hang zum Paradoxen und Absurden und verweigern sich dem gesellschaftlichen Druck zur Konformität.

Bei den Skulpturen aus der Werkgruppe der „Skins“ (Beispiel: „Lars, Arm Lifted“, 2022) konzentrierte sich Erwin Wurm auf den Begriff der Oberfläche. „Als Bildhauer bin ich an der Idee der Haut als Grenze interessiert“, erklärte Wurm 2014 in einem Interview mit der „New York Times“. Kleidung verhält sich wie eine zweite Haut, eine schützende Hülle, die unseren Körper von der Außenwelt trennt. In einer Originalgröße von über vier Metern war die auf einen Torbogen anspielende Skulptur „Gate“, 2022, parallel zur Kunstbiennale in Venedig ausgestellt.