Noch wird nach dem idealen Platz in Schwedens herrlicher Waldlandschaft gesucht. Doch das Zeug zum Traum-Ziel hat Schmidt Hammer Lassens Design fürs Spa-Hotels „Älvdans“ schon jetzt: Nachhaltig, naturverbunden – und fast so, als würden rundum ganz bestimmt die sagenumwobenen Elfen tanzen.
Auch wenn es bis zur Errichtung und Eröffnung wohl noch dauern wird: Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem die Architektur wirkt, als wäre sie direkt aus dem Moos des dunkelgrünen Kiefernwalds gewachsen. Aus Holz und Stein, mit Glas verbrämt, in dem sich Blätter spiegeln. Ein Spa-Hotel, das höchste Ansprüche nicht mit Pomp und Glitzer, sondern mit wohlig reduziertem, skandinavischem Design erfüllt. Genau das hat das dänische Büro Schmidt Hammer Lassen (SHL) für ein Projekt in Schweden entworfen. Der Name ist Programm. Denn „Älvdans“ bedeutet „Elfentanz“. Und die naturverbundene Leichtigkeit der märchenhaften Wesen sollen auch die Gäste verspüren.
Schmidt Hammer Lassens Konzept ist durch Verwendung von Materialien aus der Region tief in seiner natürlichen Umgebung verwurzelt. Es ist eine Hommage an seine nordischen Ursprünge, die zugleich die sanfte Interaktion zwischen Natur und Architektur erforscht. Und das Design spielt liebevoll mit altem Volksglauben. Denn der besagt, dass sich beim Tanz der Elfen Rauch bildet und über die Wiesen zieht. Heute wird „Älvdans“ als Wort für die Nebelschleier verwendet, die morgens und abends an klaren, windstillen Sommer- und Herbsttagen häufig wie eine zarte Decke nah über dem Boden schweben.
Wir wollten einen Ort schaffen, an dem die Natur allgegenwärtig ist. Einen, an dem die Architektur reaktiv ist und die natürlichen Qualitäten hervorhebt, statt ihnen unser Design aufzudrängen.
Kristian Ahlmark, Partner und Design Director bei Schmidt Hammer Lassen
So schlicht das Projekt „Älvdans“ aufs Erste wirken mag: Mit Luxus geizt es keineswegs. Im Gegenteil. Es wartet mit allem auf, was Gäste von Hotels der Top-Kategorie erwarten. Dazu zählen etwa ein exklusives Spa, ein Restaurant und Konferenzeinrichtungen. Verbunden werden die einzelnen Gebäude durch erhöht gesetzte Holzpfade. Schon bei der Ankunft sorgt das Konzept für „Hygge-Feeling“: Eine warme, einladende Lobby mit Bar heißt Ankömmlinge willkommen. Und in der Lounge lockt ein tiefer gelegter Sitzbereich mit offenem Steinkamin zu entspanntem Verweilen.
Komfort unterm „Scheunen-Dach“
Schmidt Hammer Lassen ist ein Entwurf gelungen, der Tradition und Innovation famos zusammenführt. So erinnert die freiliegende Holzstruktur des großen, schrägen Daches über der Lobby wiederum an eine typisch schwedische Scheune. Und transparente Glasfassaden schaffen einen angenehm dezent gestalteten Übergang zwischen Innen und Außen, der das Gefühl vermittelt, allzeit auf „Du und Du“ mit der Natur zu sein.
Auch die mit Leinöl behandelte Holzfassade unterstreicht diesen Eindruck. Sie fügt sich achtsam in die Kiefernwälder ein. Dass sie im Lauf der Jahre natürlich verwittern und altern wird, ist ebenso geplant wie gewünscht. Allerdings nicht, ohne an Effizienz zu denken: Alle Fassaden sind isoliert, um Energieverluste zu vermeiden und im Sommer und Winter für optimales Raumklima zu sorgen.
„Hygge“-Feeling im Reich der Elfen
Im Inneren des „Älvdans“ Spa-Hotels wird – selbstverständlich – skandinavisches Design regieren. Damit wollen die Architekten einerseits das Gefühl für den besonderen Ort verstärken, andererseits aber auch die lokale Designtradition fördern. Dass diese auf feine Handwerkskunst, natürliche Materialien und Harmonie zwischen Funktion und Ästhetik setzt, soll in jedem Winkel deutlich werden und den Räumen unverwechselbares Flair verschaffen.
Böden, Decken und Wände verkleiden die Gestalter mit Holz aus lokaler Produktion. Und was die Betten betrifft, ist ein schönes Extra vorgesehen: Auf Fensterhöhe angehoben, werden sie ungehinderten Blick ins Freie eröffnen. In die atemberaubende Naturlandschaft, in der „Älvdans“ errichtet werden soll. Außerdem zeigt der Entwurf mehr Fenster als gewohnt. Denn alle Zimmer sollen von so viel Tageslicht und frischer Luft wie irgend möglich profitieren.
Naturerlebnis „Älvdans“
Im Hotel oder auch auf dem Weg zu einer Wanderung erwartet Gäste eine weitere, außergewöhnliche Design-Idee: Von alten Klöstern inspirierte Korridore werden die Teile der Anlage verbinden. Und eine steuerbare Glasfassade ermöglicht direkten Blick in die mit einheimischen Gewächsen bepflanzten Innenhöfe. Dort, zwischen den Trakten, sind im Sommer Outdoor-Aktivitäten wie etwa Yoga-Kurse geplant. Im Winter könnten diese Bereiche indes als geschützte Zonen für kontemplative Stunden genützt werden.
Skandinavien-Style „pur“, auch in den Standard-Zimmern Regionales Material und Handwerkskunst prägen die Räume
Der Entwurf zeigt deutlich, dass die Architekten mit „Älvdans“ ein Spa-Hotel schaffen wollen, das ein besonders intensives Naturerlebnis bietet. SHL-Partner und Design-Director Kristian Ahlmark: „Es war uns sehr wichtig, eine kohärente Landschaft zu schaffen, die nicht gezwungen oder auf eine dekorative Nebenrolle reduziert erscheint. Eine, in der die Natur die Hauptrolle spielt, während die lose verbundenen Gebäude die Landschaft hervorheben und umrahmen.“
Erholung vom Feinsten
Das Spa ist darauf ausgerichtet, ein breites Spektrum therapeutischer Möglichkeiten zu bieten. Warme und kalte Bäder, Massageeinrichtungen, verschiedene Saunas, sowie im Winter ein beheizter Whirlpool und Schwimmbäder werden in den Innen- und Außenanlagen Platz finden. Auch hier fokussiert das Team von Schmidt Hammer Lassen beim Bau auf Materialien aus der Region.
Die Wände werden mit recycelter Schieferfurnier verkleidet. Also mit nachhaltigem Material, das nicht nur ansehnlich ist, sondern auch gegen wechselnde Witterung und Abnutzung gefeit. Auch für die Bodenfliesen ist Schiefer vorgesehen, während Holzbalken die Decken zieren und für wohliges Ambiente sorgen sollen. Und Sonnenkollektoren auf dem Schiefer-Dach werden zusammen mit geothermischer Heizung und Kühlung den Energieverbrauch des „Älvdans“ Spas minimieren.
Wohliger Treffpunkt „Green House“
Ein zentral gelegener Pavillon, das „Green House“, ruht zwischen Lobby, Hotel, Spa und Konferenzeinrichtungen. Als natürlicher Treffpunkt für Gäste aus Nah und Fern gedacht, wird er mit Außenküche, Bar und einem Café zu Kommunikation und gemeinsamen Aktivitäten einladen. Obendrein können dort verschiedene Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte, Mittsommer-Feste oder Märkte mit lokal produzierten Lebensmitteln stattfinden.
Der Pavillon wird aus wiederverwendeten Holzbalken errichtet. Er bekommt einen Holzboden und eine Lagerfeuerstelle aus lokalen Steinen. Und er ist ein wichtiges Element des Konzepts.
Gemeinsam & „einsam“ genießen
„Die Vision für Älvdans ist es, einen Ort zu schaffen, der für alle offen ist. Für lokale, regionale und internationale Besucher. Für alle, die hierherkommen, um die Nähe zur Natur und zueinander zu genießen“, betont Architekt Kristian Ahlmark. Das Ziel sei „ein Ort, der Verbindungen und Gemeinschaftsgefühl schafft, gleichzeitig aber Raum für Reflexion, Stille und Intimität bietet.“
Der Name „Älvdans“ geht übrigens nicht nur auf den eingangs erwähnten Volksglauben zurück. Er ist, wie Ahlmark schildert, auch eine Anspielung auf Hans Christian Andersens Märchen „Elverhøi“ („Der Elfenhügel“): „Der Tanz der Elfen ist für Menschen derart faszinierend, dass Beobachter dieses Phänomens meinen, es wären nur ein paar Stunden verstrichen, während in der realen Welt Jahre vergangen sind“. Anders gesagt: Im neuen Spa-Hotel soll der Alltag Pause machen – und Erholung alle Sorgen vergessen lassen. Zu jeder Jahreszeit.
Wann das märchenhafte Projekt vorangetrieben werden kann, ist derzeit in Ermangelung des passenden Grundstücks leider offen. In Sachen Holzbau kann das Büro Schmidt Hammer Lassen jedoch derweil anderswo mit einem spektakulären Vorhaben aufwarten: Sein Wohn-Turm „Rocket“ wird der Schweiz einen der höchsten Holzbauten der Welt bescheren. Und was nachhaltige Bauweise betrifft, kann das dänische Team zudem darauf verweisen, mit „Vilharia“ den grünsten Bürokomplex Sloweniens konzipiert zu haben.
Auch wenn „Älvdans“ nichts mit Wolkenkratzern oder Arbeitswelten zu tun hat: Referenzen wie diese legen nahe, dass Vorfreude auf die Natur-Oase in Schwedens Wäldern durchaus berechtigt ist.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Aesthetica / Schmidt Hammer Lassen
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