Die wahren Abenteuer

Spaceport America, Foto by Virgin Galactic Spaceport America, Foto by Virgin Galactic

Die wahren Abenteuer, Tex: Nina Prehofer

Tief unten am Meeresgrund, ganz oben auf den Gipfeln der Berge oder noch weiter weg im Weltall vielleicht? Bei den wilden Tieren oder bei extremer körperlicher Anstrengung im Sport? Möglichkeiten haben wir heute unendlich viele. Doch darf man unsere „gesicherten“ Erlebnisse überhaupt Abenteuer nennen?

Der berühmte Naturforscher Alexander von Humboldt würde dieses Jahr seinen 250. Geburtstag feiern. Sein Drang, zu forschen, war nicht nur untrennbar mit Reisen verbunden, sondern auch so stark, dass die Disziplinen, in denen er arbeitete, ein unglaublich großes Spektrum erreichten. Er beschäftigte sich mit Vulkanologie, der Kartografie, dem Erdmagnetismus, der Botanik, der Zoologie, mit Wirtschaft und mit der Meteorologie – um nur einige seiner Forschungsfelder zu nennen. Sein Ziel war es, das Zusammenwirken aller Naturkräfte zu verstehen. Um dieses umfassende Wissen zu erlangen, zog es ihn in die Welt. Er machte Expeditionen, die alle wissenschaftlichen Bereiche von Interesse abdecken sollten.

Alte Karte, Foto by Ylanite Koppens

Ein wahrer Abenteurer

Seine große amerikanische Forschungsreise startete er mit einem Fußmarsch nach Madrid. Von Paris aus. Den Marsch nutzte er bereits, um eine Vielzahl an geografischen Messdaten zu sammeln. Mit der spanischen Fregatte Pizarro begab er sich schließlich auf die Überfahrt über den Atlantik. Im Gepäck unzählige der modernsten Messgeräte. Während seiner Forschungsreisen hatte er stets auch einen Blick für andere Dinge, etwa auf das Leid des Sklaven oder der Tiere. Er setzte sich Gefahren aus und schlief im Amazonas zwischen Krokodilen, Boas oder Jaguaren. Sein unerschütterlicher Forschungsdrang ließ ihn stets weitermachen und legte Grundsteine für viele Forscher und Wissenschaftler zu späterer Zeit.

Alexander von Humboldt

War Humboldt ein richtiger Abenteurer? Ursprünglich stand der Begriff Abenteuer für eine ernsthafte Unternehmung von kultureller Bedeutung.

Abenteuer ist eine mit einem außergewöhnlichen, erregenden Geschehen verbundene gefahrvolle Situation, die jemand zu bestehen hat.

Definition laut Duden

Expeditionen ins Unbekannte galten und gelten als Abenteuer. Humboldt geht definitiv als Abenteurer durch, auch das Bereisen des Dschungels oder Urwalds ist wohl ein echtes Abenteuer.

Doch wie viel Unbekanntes gibt es heute noch zu entdecken? Wissenschaftler würden antworten: „Vieles natürlich“ – und sie haben vollkommen recht. Unsere Möglichkeiten haben sich seit Alexander von Humboldt unglaublich erweitert. Selbst, wenn keiner von uns der Erste in Amerika sein wird, der Erste die Meere zu erkunden oder der Erste auf dem Mond, können wir unsere persönlichen Abenteuer finden, bestehen und die eigenen Grenzen ausloten. Dabei ist es nicht verwerflich, mögliche Risiken so weit es geht zu eliminieren oder erst gar keine einzugehen.

Gesicherte Abenteuer

Die in Südafrika und Wien lebende Rangerin Tanya Bednar kennt sich mit dem Abenteuer Fotosafari bestens aus. Für sie ist es ein einzigartiges Gesamterlebnis, bei dem es nicht nur um die Tiere geht, sondern auch um die landschaftliche Schönheit, den Sternenhimmel, das gespannte Warten darauf, welche Tiere einem letztendlich über den Weg laufen. „Man steht vor Sonnenaufgang auf, um die Tiere bei ihren morgendlichen Aktivitäten zu beobachten. Aufgrund der Größe eines Tierparks ist es nicht klar, welche Tiere man sehen wird. Wenn dann aber in 30 Meter Entfernung eine Löwengruppe steht, schlägt das Herz höher.“ Sie sagt außerdem: „Ein guter Ranger versucht, viele verschiedene Tiere aufzuspüren. Oft sind die Ranger durch Funkgeräte miteinander verbunden, um sich gegenseitig die Standorte der Tiere zu verraten.“ Auf die Frage, ob es auch gefährlich werden kann, antwortet sie: „Man sollte niemals die Silhouette des Autos brechen, indem man seinen Arm aus dem Auto streckt, oder gar aussteigen! Dann besteht Lebensgefahr! Wenn man eine Safari zu Fuß macht, sind Ranger mit Gewehren für den Notfall dabei. Denn schließlich könnte hinter jedem Busch ein Leopard auftauchen.“

Hört sich nach Abenteuer an, oder?

Abenteuer Weltraum

Apropos Raubkatzen. Der aus der Fernsehshow „Die Höhle des Löwen“ bekannte Jochen Schweizer verkauft kleine Abenteuer. Angeboten werden auf seiner Website die verschiedensten Erlebnisse – vom Bungee Jump über das Outdoor Survival Camp bis hin zur Expedition zum Nordpol mit Borge Ousland, der gemeinsam mit Mike Horn als erster Mensch den Nordpol während des arktischen Winters erreicht hat. In der Beschreibung heißt es: „10 Tage lang wirst du zusammen mit dem erfahrensten Bezwinger des Polarkreises, Borge Ousland, durch die eisige Wildnis ziehen. Es erwarten dich Temperaturen von bis zu –35 Grad, gewaltige Eismassen und ab und zu auch mal ein hungriger Eisbär.“ Kostenpunkt des Abenteuers: 40.699,90 Euro. Bei Jochen Schweizer erwarten uns perfekt organisierte und geplante Erlebnisse. Doch man muss bedenken: Die körperliche Konstitution für den Nordpol muss man erst mal haben – und den Mut, sich von einer Klippe an einem Gummiseil hinunterzustürzen, auch.

Abenteuer Nordpolexpedition

Wer sich gerade eben bei der Nordpolreise gedacht hatte: „nicht billig“, sollte sich mal den Preis einer Weltraumreise auf der Zunge zergehen lassen. 50 Jahre, nachdem Neil Armstrong als erster Mann den Mond betreten und ausgerufen hat: „Ein kleiner Schritt für mich, ein großer für die Menschheit“, hat der britische Unternehmer Richard Branson angekündigt, dass seine „Virgin Galactic“ bereit ist, zum Spaceport in New Mexico umzuziehen und man sich auf den kommerziellen Dienst vorbereitet. Mit seiner The Spaceship Company und Virgin Orbit entwickelt und betreibt er eine neue Generation von Raumfahrzeugen, um den Weltraum für alle zu öffnen. Ihre Mission ist es, den Weltraum nutzen zu lernen und ein beispielloses Kundenerlebnis zu bieten. Die Agentur DESIGNREISEN bietet exklusiv für Deutschland Tickets für den Flug in den Weltraum mit dem Space- ShipTwo.

Was man hier sehen kann, ist der Ursprung von allem, wir sind Menschen und das ist unser Zuhause.

verspricht DESIGNREISEN

Der Preis für das Abenteuer liegt derzeit bei 250.000 USD und beinhaltet den ca. 2,5 Stunden dauernden Weltraumflug, ein Training, medizinisches Check-up und die Unterbringung am Spaceport mit Vollpension. In den Informationen ist übrigens angemerkt, dass im Jahr 2015 ein SpaceShipTwo verunfallt ist und der Pilot dabei sein Leben verloren hat … Dies ist für Interessierte wohl eher ein Beweis, dass es sich hier um ein richtiges Abenteuer handelt, und nicht unbedingt abschreckend.

Abenteuer Weltraum, Foto by Virgin Galactic

Körperliche Grenzen

Beim alljährlich stattfindenden Race Across America legen Radfahrer eine Strecke von etwa 4800 bis 5000 km innerhalb eines festen Zeitlimits zurück. Die Grenzen, an die sie körperlich gehen, sind kaum vorstellbar. Die meisten Fahrer schlafen durchschnittlich zwei Stunden am Tag, und das über zwölf Tage hinweg. Ob die Beanspruchung bei diesem Rennen bleibende körperliche Schäden nach sich zieht, ist umstritten. Die Teilnehmer des RAAM sind definitiv überzeugt, dass sie Teil eines gewaltigen Abenteuers sind.

Ein nicht ganz ungefährlicher Sport ist das Tauchen. Ob mit Flasche oder ohne, das Meer hat viele (auch berühmte) Opfer gefordert. Erforscht wie kein anderer hat das Meer der Franzose Jaques-Yves Cousteau. Er war Pionier in der Meeresforschung und deren Dokumentation mit der Filmkamera. Sein Markenzeichen: eine rote Mütze, er war außerdem Inspiration für Wes Andersons Film „Die Tiefseetaucher“. Ebenfalls verfilmt wurde das Duell der Apnoe-Taucher Jaques Mayol und Enzo Maiorca von Luc Besson. In ihrem jahrelangen Wettstreit musste Enzo Maiorca bei einem Weltrekordversuch sein Leben lassen. Hier hat sich das Abenteuer einen seiner Besten genommen.

Abenteuer Tauchen, Foto by Shutterstock

Bei all den vielen verschiedenen Abenteuern, die es nach wie vor zu bestehen gibt,
sollte man auch daran denken, dass der glücklich ist, der es mit André Heller hält. Denn dieser hat gesungen: „Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo.“ So gesehen, kann eines der schönsten Abenteuer sein, an einem Lieblingsort zu sitzen und seine Gedanken schweifen zu lassen. Das würde Alexander von Humboldt heute vielleicht auch so sehen.

avhumboldt250.de


Empfehlung

"Alexander von Humboldt oder Die Sehnsucht nach der Ferne", Foto by Gerstenberg Verlag

REISELUST
Im September wäre der berühmte Forscher und Entdecker Alexander von Humboldt 250 Jahre alt geworden. Aus diesem Grund widmen sich zahlreiche Bücher seinen Reisen, seinem Forschen und seinem Leben. Ein besonders schönes Werk ist „Alexander von Humboldt oder Die Sehnsucht nach der Ferne“ von Volker Mehnert mit großartigen Illustrationen von Claudia Lieb. Leichtfüßig und beflügelnd erlebt man mit Humboldt seine größten Abenteuer, klettert mit ihm auf Vulkane und entdeckt die Flora und Fauna exotischer Länder. Ein Buch für die ganze Familie.

gerstenberg-verlag.de