Der “Guggenheim-Effekt”: Iconic Buildings, Text by Nina Prehofer
Kürzlich erinnerte sich der Architekt Frank Gehry, dass er, als er nach Fertigstellung des Guggenheim Museums in Bilbao auf einen Hügel geklettert ist und auf sein Werk geblickt hatte, sich kurz dachte, was er da zur Hölle den Menschen angetan hatte.
Man kann jetzt darüber diskutieren, ob alle Einwohner Bilbaos begeistert sind von den seit damals nicht abreisenden Touristenströmen, die täglich zum Guggenheim-Museum pilgern. Aber das von Gehry entworfene Museum hat maßgeblich dazu beigetragen, Bilbao von einer unauffälligen Stadt in ein florierendes Reiseziel zu verwandeln.
Iconic buildings
Von dem Moment an blickten andere Städte neidisch auf dieses Werk aus Titan und Stein und fragten sich, ob es sich auch für sie rentieren wurde, einem Stararchitekten Millionen zu zahlen, damit er für sie einen Bau entwickelt, der ihnen ein ebensolches Mas an wirtschaftlichem Aufschwung beschert. Mittlerweile gibt es sehr viele Stadte mit Stararchitektur von Renzo Piano, Zaha Hadid, Rem Koolhaas und anderen, deren „iconic buildings“ das Stadtbild prägen. Übertreiben sollte man es allerdings nicht, denn sonst sieht man aus wie Dubai, Doha oder Singapur – das ist so wie mit Schönheitsoperationen und den Kardashians.
Das Guggenheim-Museum bildet da allerdings eine Ausnahme, denn die Gebäude in Bilbao und New York bestechen nicht nur durch ihr äußeres Erscheinungsbild, sondern auch durch ihren Inhalt. Die Marke Guggenheim war zwar für Bilbao notwendig, New York und Venedig hatten auch ohne Guggenheim-Effekt genug Zustrom.
Peggy Guggenheim
Fur das Guggenheim in Venedig zahlte Miss Peggy Guggenheim herself mehr. Denn als sie noch lebte, kamen die Menschen, um sie, die exzentrische Persönlichkeit, zu treffen. Die schillernde Amerikanerin saß oft inmitten von Museumsbesuchern in einem ihrer Galerieraume und tat, als sei sie selbst Touristin.
Auf die Frage: „Are you Miss Guggenheim?“ antwortete sie stets mit: „No, I am not.“
Der Guggenheim-Effekt
Der Guggenheim-Effekt steht sicher auch stellvertretend dafür, welchen Einfluss Architektur und Kunst auf eine Destination haben können. Siehe Art Basel oder Design Miami. Orte mit bekannten Kunstfestivals oder anziehendem kulturellen Programm sorgen dafür, dass die Gaste kommen. Das alles kann man im weitesten Sinne unter „Design“ zusammenfassen und sagen, dass sich unser Anspruch daran stark erhöht hat. Unterkünfte, Fortbewegungsmittel, Reise-Gadgets – alles braucht eine bestimmte Stilistik. Wir wollen die angesagtesten Noise-Cancelling-Kopfhörer, das Nackenkissen von trtl, Koffer, die toll aussehen und gleichzeitig eine iPhone-Ladestation haben und die leichtesten Sneaker für eine komfortable Reise.
Architektonisch interessanten Flughäfen
Flughäfen hingegen haben sich auf der Liste unserer Reiseerlebnisse zum grosten Ort der Qual und Verzweiflung entwickelt. Es gibt sie zwar, die architektonisch interessanten Flughäfen, zum Beispiel in Kopenhagen, Marrakesch oder Peking, das „treatment“ hat seit dem Schuhbomber oder dem Wasserflaschenterroristen leider wenig mit einem schicken Lifestyle zu tun.
Elif Batuman schreibt in ihrem Buch „Die Besessenen“:
Flugreisen sind wie der Tod – alles wird dir genommen.
Damit mag sie Recht haben, aber dafür scheint das, was uns an unserer Urlaubsdestination erwartet, wie das Paradies.
iThere are no comments
Add yours