Das Pool-Duell: Dubai vs London // DESIGN

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Derzeit entstehen in London und Dubai Hotel-Giganten, deren Dach-Pools jeweils das Prädikat „Spektakulärster Pool der Welt“ für sich reklamieren. Wir sind vorab in die Materie eingetaucht.

Wenn man die Sache kurz sickern lässt, wirkt sie sowohl in London als auch in Dubai verstörend: Im Herzen einer Stadt, in der Wohnfläche so rar ist wie in der Wüste Wasser, will man einen der höchsten und größten Pools der Welt errichten. Und umgekehrt: Im Herzen einer Wüste, in der Wasser so rar ist wie in London Wohnfläche, … Sie wissen schon.

Po(o)larisierend

Nichtsdestotrotz: Sowohl in London als auch in Dubai wachsen gerade zwei Hotel-Wolkenkratzer in den Himmel, die es nicht in sich haben – sondern auf sich. Auf den Dächern beider Objekte werden spektakuläre Infinity-Pools buchstäblich für Aufsehen sorgen. Und so ist es nur logisch, dass beide Bauten schon im Vorfeld den Titel „Spektakulärster Pool der Welt“ für sich reklamieren.

Die beiden Pool-Projekte im direkten Vergleich

LONDON

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Infinity London

Die Details im Überblick:
Höhe:
55. Stockwerk / 220 Meter
Wassermenge:
600.000 Liter
Schwimmfläche:
Unbekannt
Kosten:
11,2 Millionen Euro
Ausblick:
360 Grad
Baustart:
Mitte 2020

DUBAI

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Palm Tower

Die Details im Überblick:
Höhe:
52. Stockwerk / 210 Meter
Wassermenge:
930.000 Liter
Schwimmfläche:
775 Quadratmeter
Kosten:
Unbekannt
Ausblick:
180 Grad pro Front
Bauende:
Ende 2020

Das Pool-Projekt im Herzen Londons rittert mit jenem in Dubai um die internationale Pool-Krone.

Aber was ist konkret geplant?

Fangen wir mit dem weniger weit fortgeschrittenen Projekt in London an: Mehr als 200 Meter über den Dächern der englischen Hauptstadt soll auf ein Luxushotel aufgesetzt ein spektakuläres Planschbecken mit 600.000 Litern Wasser geflutet werden. Baubeginn: Mitte 2020, heißt es.

Das britische Unternehmen Compass Pools hat nach eigenen Angaben den in das Objekt komplett integrierten 360-Grad-Infinity-Pool aus Acryl entwickelt. „Die Besucher des 55-stöckigen Gebäudes sollen über den Dächern schwimmen und den Himmel darüber erblicken können“, heißt es in der offiziellen Pressemeldung.

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Mitte des Jahres soll mit dem Bau des „Infinity London“ gestartet werden. Zuvor mussten einige knifflige Probleme gelöst werden.

Wer aber die Entwürfe für das durchsichtige Becken betrachtet, fragt sich zwangsläufig: Wie soll man denn überhaupt in diesen „Hochsee“ gelangen? Außentreppe? A: Wäre für die Wasserratten in 200 Metern Höhe wohl ein wenig beängstigend. Also ist B: auch keine geplant.

Laut Pool-Designer Alex Kemsley war dies jedenfalls die größte Herausforderung bei der Planung.

Normalerweise würde eine einfache Leiter ausreichen. Aber wir wollten keine Treppen an der Außenseite des Gebäudes aufziehen oder im Pool integrieren, da dies die Aussicht beeinträchtigt hätte.

Und natürlich wollten wir auch nicht riskieren, dass „womöglich 600.000 Liter Wasser durch das Gebäude abfließen, wenn jemand einen Fehler macht,

ergänzt der technische Direktor in der Mitteilung des Unternehmens.

Wo ist der Pool-Eingang?

Die Lösung: Die Designer ließen sich von der Bauweise eines U-Boots inspirieren und planten tatsächliche eine Art U-Boot-Tür ein. Diese ist an eine Wendeltreppe gekoppelt, die  sich wiederum vom Poolboden erhebt, wenn jemand hinein oder hinaus möchte. Alles klar?

Bei uns auch nicht – also präzisiert Mister Kemsley:

Man kann sich das System wie eine Röhre in einer Röhre vorstellen. Die erste Röhre ’schneidet‘ einen Weg durchs Wasser, schafft eine Luftschleuse. Die zweite Röhre bringt die Treppe nach oben.

Nun, es wird jedenfalls am Ende jeder nass werden, der nass werden möchte – davon gehen wir einmal aus.

Dieser Tower soll schon bald Londons Skyline bereichern und Hotelgäste zum besonderen Schwimmerlebnis einladen.

Doch nicht nur dieses Problem galt es zu lösen – schließlich muss so ein Pool A: beheizt werden und sollte B: bei Sturm kein Wasser auf Passanten auf der darunterliegenden Straße schwappen lassen.

Die Lösung:
Für die Beheizung des Pools wird die Abwärme der Klimaanlage des darunter liegenden Hotels dienen.

Damit das Wasser bei Sturm nicht an der Fassade entlang auf die Straße hinunterschwappt, ist ein Windmesser geplant, der mit dem computergesteuerten Gebäude-Management-System verbunden wird. Sollte der Wind zu sehr auffrischen würde das Becken einfach automatisch abgedeckt werden.

Was so ein Pool kostet?
Etwa 10 Millionen Pfund (umgerechnet 11,2 Millionen Euro).

Und was ist mit Dubai?

Eine Summe, über die man beim 7112 Kilometer entfernten Mitbewerber wohl nur müde lächelt. In Dubai steht man auf der künstlich angelegten Halbinsel „Palm Jumeirah“ kurz vor der Fertigstellung des Mega-Hotels „Palm Tower“.

Ein vielfach preisgekröntes Bauprojekt mit einem Budget von rund 300 Millionen Euro. Wieviele davon schlussendlich in den Bau des über dem 52. Stockwerk gelegenen Infinity-Pools fließen werden, ist zwar nicht überliefert, es wird aber deutlich mehr Wasser eingefüllt werden als beim Bruder-Projekt in London: 930.000 Liter nämlich.

Zwar hat man beim Infinity Pool in Dubai keinen 360-Grad-Blick – die Aussicht ist dennoch beeindruckend.

In 210 Meter Höhe wird sich der rekordverdächtige Infinity Pool jedenfalls über alle vier Seiten des Gebäudes erstrecken und somit zu den höchsten Pools der Welt zählen. Das 775 Quadratmeter große Becken soll von einer Dachterrasse gesäumt sein und über Palmen, Liegestühle, Cabanas und eine Poolbar verfügen. Der 360-Grad-Rundumblick wird jedoch hier nicht direkt aus dem Pool heraus möglich sein. Dazu muss man mit einem Aufzug noch höher hinaus – auf  240 Metern nämlich.

Was man aus heutiger Sicht jedenfalls schon mit Sicherheit sagen kann: Beeindruckend sind beide Projekte. Und: Man wird in beiden Pools genau gleich nass werden. Das ist garantiert.



Text: Johannes Stühlinger
Translation: Rosemary Bridger-Lippe
Images: Compass Pools; Palm Tower / Dubai (c) Nakheel