Die Architekten von noa* haben das Alpenhotel Hubertus in Südtirol um einen Wellnessbereich erweitert, der unter dem Titel Hub of Huts die Welt auf den Kopf stellt.
Schon der Erstling hatte für Aufsehen gesorgt. Im Jahr 2016 finalisierte das italienische Studio Network of Architecture (noa*) im Auftrag des Nobelhotels Hubertus im italienischen Pustertal einen nicht ganz alltäglichen Pool. Bloß auf vier baumähnlichen Säulen ruhend, ragt seither das 25-Meter-Becken freischwebend in die Landschaft. Und gibt dem Schwimmer dank Glasboden einen spektakulären Blick in die Tiefe frei.
Ob des großen Erfolgs geht das Spektakel nun in die zweite Runde. Das Kreativ-Team wurde erneut mit einem Auftrag betraut. An das Pool angrenzend sollte ein nicht minder aufsehenerregender Wellnessbereich konzipiert werden. Nun ist dieser fertig – und man kann getrost sagen: Diese Übung ist wahrlich gelungen!
Das neue Projekt wurde zu einer echten Herausforderung, da das Hotel mit dem Swimmingpool bereits sein großes Symbol gefunden hatte.
Doch ganz so einfach ging die Sache wohl nicht von der Hand. Man kann fast sagen, das Studio stand sich mit seinem außergewöhnlichen Pool-Konzept selbst im Weg: „Es wurde zu einer echten Herausforderung, da das Hotel mit dem Swimmingpool bereits sein großes Symbol gefunden hatte“, betont das Studio. Was also draufsetzen?
Inspiration aus dem Wasser
Spannend ist jedenfalls, dass sich die Kreativen schließlich dazu entschieden, von dem selbst entworfenen Schwimmbad ausgehend ein Konzept zu erarbeiten. „Die Inspiration kam vom Element Wasser“, erzählt noa*-Gründer Lukas Rungger.
„Wir haben über mögliche Aktivitäten wie Stehen, Sitzen, Schwimmen, horizontales Schwimmen und kopfüber Tauchen nachgedacht“, fügte er hinzu. „Jede dieser Positionen hat einen anderen Horizont, und aus diesem Wechselspiel der Perspektiven entstand die Idee des Projekts.“
Das Ergebnis heißt Hub of Huts und kann man grob als ein Dorf beschreiben, das nicht nur in der Luft schwebt, sondern gleichzeitig gespiegelt auf dem Kopf steht. Heißt im Pressetext: „Hub of Huts zeichnet sich durch eine Gruppe von umgekehrten und umgedrehten Mikrostrukturen mit Giebeldächern aus, die zusammen ein ‚zenartiges Refugium‘ für das Alpenhotel bilden.“
Bergdorf in Miniaturformat
Zusammen sollen diese kleinen Strukturen „die Architektur eines Bergdorfs evozieren“, die sich durch ein Spiel mit Sichtlinien und Horizonten auf dem Wasser spiegelt.
Doch auch ohne architektur-philosophische Verrenkungen ist dieser Wellnessbereich auf den ersten Blick einmalig. Vor allem, da er – wie schon der Pool – nahezu frei hoch über der Erde zu schweben scheint. „Unsere Vision, dass Hub of Huts der Schwerkraft trotzen sollte, stellte uns schließlich vor die nächsten großen Herausforderungen“, so das Studio. Die schlussendlich imposante freitragende Stahlkonstruktion der Plattform, „brachte die Ingenieure an ihre Grenzen“, erklärt Rungger.
Hub of Huts und seine Finessen
Erst wenn man das gespiegelte Dorf genauer unter die Lupe nimmt, wird die architektonische Finesse ersichtlich: So erinnert etwa die Anordnung der einzelnen Elemente an den Grundriss eines Bergdorfs. „Man bewegt sich von Raum zu Raum, wie man von Haus zu Haus geht, von warm zu kalt, von trocken zu nass, von oben nach unten“, erklärt Rungger.
Auf der oberen Ebene der Hub of Huts-Plattform befinden sich zwei Pools sowie Panoramaduschen und ein Umkleideraum – das ist wenig überraschend. Elegant aber ist die Idee, die untere Ebene, wo die Hütten auf dem Kopf stehend verankert zu sein scheinen, für das Foyer, zwei Saunen, Duschen und ein drittes Außenbecken zu nutzen. Selbst die umgedrehten Giebel liegen nicht brach.
Geheime Kammern in den Giebeln
In diesen Hohlräumen versteckte noa* die Wasseraufbereitungsanlage für die Pools. „Die untere Ebene der Plattform löst beim Betrachter ein Gefühl der Entfremdung aus“, reflektiert der leitende Architekt Gottfried Gruber. „Je tiefer man kommt, desto höher wird die Temperatur und desto geschützter wird die Umgebung. Es fühlt sich an wie ein Abstieg ins Innere der Erde, mit umgekehrten Polen.“
Doch bei Hub of Huts wurde nicht nur ein fiktives Bergdorf gespiegelt, sondern auch die es umgebende Realität: Die Materialität des Projekts wurde so gewählt, dass sie die düsteren Farbtöne der Gebirgslandschaft ergänzen. Heißt: Die Kabinen sind mit braunen Aluminiumplatten verkleidet. Im Inneren findet sich eine ähnlich erdige Materialpalette, darunter hellbeige Keramik und Holzdetails wie geölte Böden aus weißer Eiche.
Materialien mit besonderer Wirkung
Dem Studio zufolge sollen diese Materialien eine beruhigende Atmosphäre schaffen und gleichzeitig den Blick auf die sich ständig verändernde Aussicht auf die Berge lenken, die sich durch die verglasten Öffnungen bietet. Und damit soll bei den Besuchern dieses Wellnessbereichs der Erholungseffekt maximiert werden.
Entschleunigendes Fazit
Fazit des Studios: „Das Wesentliche an diesem Projekt ist die Umkehrung der Horizonte und der daraus resultierende Effekt des Staunens für den Betrachter. Wenn man aber darüber nachdenkt, ist der Perspektivenwechsel eine sehr häufige Übung in Wellnessbereichen, wo sich die Ansichten ständig ändern, je nachdem, ob man in der Sauna liegt, im Ruheraum sitzt oder kopfüber im Schwimmbad taucht“. Blubb.
Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Alex Filz
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