Barbara Gressl Schmuck: einzigartig, wie der Mensch

Barbara Gressl

Barbara Gressl, Interview: Hedi Grager

Einzigartig, wie der Mensch

So sollte ein Schmuckstück sein. Und danach richtet Juwelierin Barbara Gressl ihr Schaffen. So blickt sie auch in Zeiten wie diesen optimistisch in die Zukunft und beschäftigt sich mit neuen Kollektionen und zukünftigen Feiern.

Was hat Ihnen nach dem plötzlichen „Shutdown“ bedingt durch Covid-19 am meisten gefehlt?

Barbara Gressl: Ich muss ehrlich sagen, schon in der ersten Woche wurde mir bewusst, wie sehr mir unabhängig vom familiären auch der Kundenkontakt fehlte. Sonst führe ich von morgens bis abends Gespräche mit Kunden – und plötzlich war es still.

Barbara Gressl Shop

Sie sind seit mehr als 20 Jahre in der Branche, hat sie sich verändert?

Barbara Gressl: Ja, sehr. Ich glaube, dass unsere Branche bedingt durch den Onlinehandel unpersönlicher geworden ist. Da ich ja in der Schmuckwelt meiner Eltern aufgewachsen bin habe ich miterlebt, wie Generationen von Familien bei uns eingekauft haben. Das hat sich geändert.

Was haben Sie versucht zu erhalten oder zu ändern?

Barbara Gressl: Das Geschäft meiner Eltern so traditionell weiterzuführen, hätte nicht mehr in die heutige Zeit gepasst. Sehr wohl ist aber der persönliche Kontakt zu den Kunden wichtig geblieben.

Ich war aber immer schon ‚anders‘, liebe Individualität und das Handwerk.

Barbara Gressl Shop

Sie haben also immer schon auf Individualität gesetzt?

Barbara Gressl: Ja, ich habe mich immer auf Nischenprodukte wie seltene Perlen und besondere Edelsteine fokussiert. Kunden sind sehr dankbar jemanden zu haben, dem sie vertrauen können. Ich könnte ein Buch darüberschreiben, wie Kunden beim Kauf im Internet oder bei ‚Urlaubsreisen‘ übers Ohr gehauen werden.

Ist Beratung heute noch gefragt?

Barbara Gressl: Bei meinen individuellen Kunden schon. Anders ist es oft bei der Jugend, die etwas im Internet sieht und bestellt. An eine Beratung denken sie erst bei Problemen wie Reparatur oder Änderungen. Das bringt einige doch wieder dazu, regional zu kaufen, wo sie ihre Ansprechperson haben.

Sind Trends spürbar bzw. folgen Sie Trends?

Barbara Gressl: Gerade jetzt gibt es eine Rückbesinnung auf die Fertigung mit Gold und auf Ressourcen, die nicht unendlich sind. Kreatives entsteht auch mit Blick auf Mode- und Farbtrends und die Entwicklung in der Architektur. Aber ich muss ja nicht mit Trends gehen, das ist eben das Schöne an meiner Arbeit. Anders zu sein und nicht mit der Masse zu schwimmen ist mein Antrieb und das möchte ich auch so beibehalten.

Was ist ihr Erfolgsgeheimnis?

Barbara Gressl

Kreativität, Fleiß und Freude.

Blicken Sie optimistisch in die Zukunft?

Barbara Gressl: Von einem meiner Kollegen habe ich etwas sehr Schönes gehört: ‚Solange es Liebe gibt, wird es unsere Branche weitergeben.‘ Ich glaube, in diesem Spruch liegt sehr viel Wahrheit.

Design by Barbara Gressl

Was sind aus ihrer Sicht Fehler der Branche?

Barbara Gressl: Die Macht der ‚Marken‘ ist extrem stark geworden. Juweliere werden oft ‚benutzt‘, diese zu bewerben und bekannt zu machen, um ihnen dann einen Monobrand-Store vor die Nase zu setzen. Ich habe mich nie abhängig gemacht und kann so sehr ruhig schlafen.

Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?

Barbara Gressl: Ich analysiere rasch das Problem bzw. die gesamte Situation und überlege, was ich für die Zukunft daraus lernen oder anders machen kann.

Sich weiter zu entwickeln, sollte für jeden ein Ziel sein, das ist meine Lebenseinstellung.

Wie geht es heuer weiter?

Barbara Gressl: Leider mussten wir unser im Frühjahr geplantes Event zum 55-Jahr-Jubiläum absagen, auch weitere Events können wir noch nicht planen. Zu Weihnachten ist jedoch unser Event im Schloss Piber vorgesehen, das heuer seine 100-Jahr-Feier hat. Dafür habe ich eine hochwertige Schmuckkollektion mit Pferden designt. Im Sommer wird es eine kleine, aber ganz besondere Kollektion geben – wie die aussehen wird, ist aber noch ein Geheimnis. Und ich arbeite an meiner ersten Gressl-Man-Kollektion.


Über Barbara Gressl
Gressl ist Schmuckdesignerin und Juwelierin in Graz. Mit einem Weißgoldring besetzt mit einem außergewöhnlich großen Aquamarin und weißen Brillanten schaffte sie es in die Endausscheidung für den Bewerb das „Schmuckstück des Jahres 2019“.

gressl.com