Anastasija Lesjak, Interview: Nina Prehofer
Mit ihrer Philosophie, Unbelebtem eine Seele einzuhauchen, ist Anastasija Lesjak von 13&9 international erfolgreich. Mit ihren Designs bildet sie eine Brücke zwischen Wissenschaft und praktischer Umsetzung und bietet neue Narrative und Erfahrungen.
Eine Ihrer Arbeiten nennt sich „Relaxing Floors“. Wie kann ein Boden „relaxing“ sein, außer, dass er bequem ist, wenn man darauf liegt?
Anastasija Lesjak: Als Leiterin der Konzeption und Produktentwicklung bei 13&9 widme ich mich mit unserem Team Designstrategien, die auf einer wissenschaftlich fundierten Auseinandersetzung mit stressreduzierenden Konzepten im Raum basieren, insbesondere am Arbeitsplatz. Einer unserer Schwerpunkte bezieht sich auf die Erforschung der Wahrnehmung und die Effekte von bestimmten Mustern, die in der Natur vorkommen. Diese Muster sind vor allem in gebauten Umgebungen, in denen der Mensch keinen bzw. nicht ausreichend Zugang zur Natur hat, von Bedeutung. Aus diesem wissenschaftlichen Interesse entstand die Zusammenarbeit mit einem der führenden Wissenschaftler und Physiker auf diesem Gebiet, Prof. Richard Taylor von der Universität Oregon (USA). Seine Ansätze zu stressreduzierenden Mustern hat er unter anderem für die NASA in den Achtzigern erforscht.
Im Laufe der Jahre wurden einige Studien durchgeführt und Erkenntnisse gewonnen, zum Beispiel, dass unser Gehirn in der Lage ist, diese fraktalen Muster unterbewusst wahrzunehmen. Diese werden als in der Natur vorkommend erkannt – auch wenn diese grafisch abstrahiert dargestellt sind. Durch einen unbewussten, automatischen Erkennungsprozess, der als „Fractal Fluency“ bzw. Leichtigkeit des Erkennens bezeichnet wird, werden Relaxationsmechanismen des Körpers in Gang gesetzt und auf kognitiver Ebene als angenehm wahrgenommen. So etwas wie „bequem“, aber für unsere Augen. Aus diesem Wissen heraus wurde der Ansatz für die Muster der Bodenbeläge entwickelt, die zu den größten wahrnehmbaren Oberflächen in einem Raum gehören.
Wie war die Zusammenarbeit mit Richard Taylor und der Mohawk Group?
Anastasija Lesjak: In vielen unserer Konzepte hat das Wohlbefinden des Menschen im gebauten Raum eine zentrale Bedeutung, dementsprechend ist für mich die Zusammenarbeit mit Prof. Taylor eines der wesentlichsten Projekte. Durch meine medizinische Ausbildung liegt mir dieser Zugang zum Design nahe und ist auch einer der Gründe, weshalb wir ein transdisziplinäres Netzwerk gebildet haben. Oft fehlt die Brücke zwischen Wissenschaft und praktischer Umsetzung. Unsere Kollaborateure haben dieses langfristige Potenzial erkannt und sich für dieses innovative Gebiet entschieden, das sich mit Konzepten beschäftigt, die den Menschen holistisch zugutekommen.
Nun sind daraus bereits erste Serienprodukte für den internationalen Markt im Objektbereich entstanden, die diese Muster mit relaxierenden Qualitäten integrieren. Die Anfragen für die Produkte kommen mittlerweile aus der ganzen Welt! Mein Partner Martin Lesjak und ich haben mit dieser Kollaboration auch eine neue, disziplinübergreifende Herangehensweise thematisiert und dadurch zahlreiche Lehraufträge, Preise und Erwähnungen in Publikationen, bis hin zum Titelblatt des American Science Journal „Nonlinear Dynamics, Psychology, and Life Sciences“, bekommen.
Zuletzt gelauncht wurde die modulare Akustik- und Beleuchtungskollektion HEX-O und TRIG-O für XAL. Was steckt hinter diesem Konzept?
Anastasija Lesjak: Die Kombinierbarkeit und Modularität von Licht- und Akustiksystemen sind hier von Bedeutung. Wir nennen diese Produkte „Neue Hybride“, mit denen maßgeschneiderte Lösungen, im funktionalen als auch gestalterischen Sinn, mit einem Serienprodukt möglich sind.
Wir wollten Gestaltern unbedingt ein „Designtool“ geben, mit dem jeder seine eigene „Licht-Akustik-Landschaft“ schaffen kann. Für uns ist es der nachhaltigste Weg, die Produkte so zu entwickeln, dass das Ergebnis ein „Open End“ hat und individuell auf den räumlichen Kontext reagiert.
Produziert werden die Körper in St. Margarethen an der Raab. Worauf legen Sie bei der Produktion generell Wert?
Anastasija Lesjak: Ich sehe die Produktion als wesentlichen Teil des Designprozesses. Das bedeutet, dass eine sorgsame Auseinandersetzung des Produktkonzepts mit dem Produktionsprozess und dem Zusammenwirken von Menschen, Ressourcen und Technologie stattfinden sollte. Für diese Produktserie machte es Sinn, diese in enger Zusammenarbeit mit XAL zu entwickeln und lokal zu produzieren, um die Expertise von Architekten, Produktdesignern, Industrial Designern, technischen Entwicklern, Licht- und Akustik-Planern sowie dem Hersteller vor Ort zu bündeln.
Was ist die beste Idee, die Sie je hatten?
Anastasija Lesjak: Konzepte, die eine sorgfältige Assimilation des Kontexts an Menschen, Orte und Technologie einschließen und neue Narrative und Erfahrungen anbieten, die stärker sind als die Wahrnehmung von etwas, das hauptsächlich als „physisch“ angesehen wird.
BuzziSpace erweitert sein Angebot an akustischen Lösungen mit der Einführung von BuzziPleat. Die von 13&9 entworfene Kollektion vereint Schönheit und Leistung in einer anpassungsfähigen Kollektion von Wand- und Hängeanhängern. Die BuzziPleat-Serie interpretiert alte, im Modedesign verwendete Techniken, wie z.B. Smokken und Falten, neu, um großformatige und dennoch leichte skulpturale Formen aus schallabsorbierendem BuzziFilz zu schaffen. Architektonische Faltungen maximieren die Oberfläche und liefern eine außergewöhnliche akustische Leistung. Das traditionelle Handwerk des Plissierens von Hand – das Prinzip, Volumen zu sammeln und dann einzudämmen – wird angewandt, um eine komplexe architektonische Form frei zu konstruieren.
Das BuzziPleat-Rahmenwerk stützt sich auf die Spannung seiner eigenen Herstellung und nicht auf eine interne Stützstruktur. Die Mode hat diese Methode längst übernommen, um saubere, aber flexible Formen zu schaffen. Hier bringt die Anwendung eine organische Qualität in ein ansonsten synthetisches Material. „Plisseefalten bringt Bewegung in stille Objekte und belebt sie von innen heraus„, so Martin Lesjak, leitender Architekt und Designer, 13&9. „Es kann daher als Symbol für einen bedeutenden sozialen Wandel hin zu einer sich erholenden Gesellschaft gesehen werden, die der Struktur Bewegung und Elastizität verleiht.“ Die hängenden akustischen Pendelleuchten können mit einer optionalen Lichtquellenergänzung konfiguriert werden, um Schallkontrolle und Beleuchtung in einem Mehrzweckprodukt zu vereinen. Die Kollektion umfasst zwei Konfigurationen, BuzziPleat Ripple und BuzziPleat Edel, die beide an der Wand befestigt oder von der Decke abgehängt werden können. Jedes Modell ist in zwei Größen erhältlich. Wählen Sie zwischen einem Durchmesser von 100 cm oder 150 cm. Wählen Sie eine von vielen Kombinationen aus BuzziFelt und BuzziFabric, die von neutralen bis hin zu kräftigen und hellen Farbtönen reichen.BuzziSpace erweitert sein Angebot an akustischen Lösungen mit der Einführung von BuzziPleat. Die von 13&9 entworfene Kollektion vereint Schönheit und Leistung in einer anpassungsfähigen Kollektion von Wand- und Hängeanhängern. Die BuzziPleat-Serie interpretiert alte, im Modedesign verwendete Techniken, wie z.B. Smokken und Falten, neu, um großformatige und dennoch leichte skulpturale Formen aus schallabsorbierendem BuzziFilz zu schaffen. Architektonische Faltungen maximieren die Oberfläche und liefern eine außergewöhnliche akustische Leistung. Das traditionelle Handwerk des Plissierens von Hand – das Prinzip, Volumen zu sammeln und dann einzudämmen – wird angewandt, um eine komplexe architektonische Form frei zu konstruieren.
An welchen Ideen arbeiten Sie gerade?
Anastasija Lesjak: Wir haben mehrere Sounddesigns für Ausstellungen und audiovisuelle Projekte gemacht, bei denen mein Mann Martin mit meinem Bruder Severin Su zusammengearbeitet hat. Nach unserer Ausstellung bei der Architektur Biennale in Venedig war mir klar, dass wir Sounddesign verstärkt in unsere Projekte integrieren werden. Vor Kurzem haben wir ein Soundstudio eingerichtet und arbeiten derzeit an einem Projekt für das Klanglicht Graz.
Sie sprechen von der „Seele des Designs“. Was gibt denn dem Design die Seele?
Anastasija Lesjak: Unsere Philosophie, Unbelebtem „eine Seele einzuhauchen“, lotet die Wahrnehmung des Designs so aus, dass die Nutzer in der Lage sind, sich emotional und intuitiv mit dem Konzept zu identifizieren. Dieses offene Verhältnis zwischen Nutzer und Design beinhaltet auch eine Auseinandersetzung mit nachhaltigem Konsum und einem starken Engagement für die Umwelt.
Die für Wever & Ducré in Zusammenarbeit mit der Modedesignerin Sabrina Stadlober entworfene Leuchtenkollektion wurde auf der diesjährigen Light + Building in Frankfurt vorgestellt und ist nun auf den internationalen Märkten erhältlich. Diese Leuchtenserie für die Gastronomie, die Einflüsse aus Kunst, Mode und Architektur vereint, enthält ein reflektierendes metallisches Oberflächenelement, das einem Spiegel ähnelt und eine dynamische Beziehung zwischen Raum und Licht schafft.
Die letzte Zeit war eine sehr zurückgezogene, die dazu eingeladen hat, zu träumen. Wovon träumen Sie noch?
Ich träume von vielem und Unterschiedlichem, aber das Wichtigste für mich ist es, dass die Träume da sind, wenn man sie braucht.
Anastasija Lesjak
Foto: Markus Mansi
13&9 DESIGN
2013 gründeten Anastasia Su (Dr. Anastasija Lesjak) und Martin Lesjak die Produktdesignfirma 13&9 in Graz, Österreich. Die Zusammenarbeit des Teams mit spezialisierten Partnern hat zur Schaffung von Produktkollektionen vom Konzept bis zur Produktion in den Bereichen Beleuchtung, Möbel, Bodenbeläge, Mode, Accessoires, Ausstellung und Sounddesign geführt. Die Kreativgemeinschaft ist sowohl ein Designstudio für internationale Unternehmen als auch ein eigenes Label, das ihre eigenen Produkte produziert und verkauft.
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