Jackson Pollock bis Maria Lassnig: 15.10. 2022 – 22.1. 2023 – Das Ende des Zweiten Weltkriegs markiert auch einen Wendepunkt in der modernen Malerei: Die Herbstausstellung der ALBERTINA MODERN widmet sich dem Abstrakten Expressionismus der New York School, die nach 1945 einen fulminanten Siegeszug in Europa feiert. Als Ausdruck individueller Freiheit erhält die spontane künstlerische Geste große Bedeutung und symbolische Aufladung.
Wettstreit der Ideologien
Mit dem Sieg über den Faschismus in Europa geht die Malerei völlig neue Wege, die Kunst vollführt einen Befreiungsschlag von allem, was man bis dato kennt. Abstraktion wird zur Weltsprache der freien Welt: „Die europäischen Avantgardekünstler im amerikanischen Exil machen New York neben Paris zu einem Zentrum, das neue Maßstäbe setzt: mit dem Abstrakten Expressionismus in den USA und dem Informel in Paris wendet sich eine junge Künstlergeneration von den Stilrichtungen der Zwischenkriegsjahre ab. Statt figurativer Darstellung oder geometrischer Abstraktion verfolgt sie einen ungestüm-expressiven, bisher ungekannten, Umgang mit Form, Farbe und Material. Das Unterbewusste wird zur Grundlage der Kunst von Pollock und Rothko. Die surrealistische Technik des Automatismus wird zum Ausgangspunkt einer dynamisch-expressiven und spontanen Malerei“, so ALBERTINA MODERN Direktorin und Kuratorin der Ausstellung Angela Stief.
Die Ausstellung veranschaulicht deutlich das kreative Wechselspiel zwischen Abstraktem Expressionismus und informeller Malerei im transatlantischen Dialog ab Mitte der 1940er-Jahr: „Entgegen der NS-Kunst und dem sozialistischen Realismus wird die US-Abstraktion Teil des ideologischen Wettstreits über die Frage, wer die bessere Gesellschaft repräsentiert: die Autonomie der Kunst mit ihrer völligen Freiheit und Enthaltsamkeit gegenüber der Realität oder der sozialistische Realismus im Dienst der Propaganda, der zur offiziellen Kunstdoktrin der kommunistischen Länder und der Sowjetunion wird“, so Klaus Albrecht Schröder, Generaldirektor der ALBERTINA.
Sieg des Individualismus
KünstlerInnen wie Jackson Pollock, Lee Krasner, Franz Kline und Joan Mitchell finden im Action Painting eine intersubjektive Ausdrucksform. Zudem schafft die großformatige, flächige Farbfeldmalereien etwa von Mark Rothko, Barnett Newman, Robert Motherwell und Clyfford Still einen meditativen Raum zur Auseinandersetzung mit den Grundfragen menschlicher Existenz. Auch die surrealistische Technik des Automatismus finden sich in den emotionalen, energetischen und dynamischen Werken wieder. Methodik und Technik gehen hier neue Wege: Große Formate von bis zu sechs und mehr Meter Länge wie bei Georges Mathieu sollen ein neues Verständnis beim Betrachter auslösen. Das Publikum wird Teil des Bildes, soll mit ihm zusammenwachsen und zur Selbstreflektion angehalten werden. Die Werke zeigen eine unmittelbare Entäußerung, entstehen in dynamischen, energiegeladenen Prozessen und wenden dabei neue Techniken wie Action Painting oder Farbfeldmalerei an. Farbe wird durch Spritzen, Tropfen oder Gießen aufgebracht.
Eine Schau der Superlative
Präsentiert werden in der ALBERTINA MODERN auf 1.500 Quadratmetern 85 Arbeiten – einige sind seit erstmals seit Jahrzehnten wieder zu sehen – von 33 KünstlerInnen: darunter internationale Größen wie Jackson Pollock, Joan Mitchell, Mark Rothko, Mary Abbott, Perle Fine, Sam Francis, Helen Frankenthaler, Grace Hartigan, Hans Hartung, Hans Hofmann, Wolfgang Hollegha, Franz Kline, Elaine de Kooning, Lee Krasner, Maria Lassnig, Morris Louis, Georges Mathieu, Robert Motherwell, Ernst-Wilhelm Nay, Barnett Newman, Markus Prachensky, Arnulf Rainer, Judit Reigl, Hans Staudacher und Clyfford Still im Dialog.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Museum Barberini, Potsdam, mit großzügiger Unterstützung der Levett Collection, der ASOM Collection, der Fondation Gandur pour l’Art & Genève.
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