Wolfgang Walkensteiner (*1949 in Klagenfurt) studierte an der Hochschule für Angewandte Kunst in der Meisterklasse für Architktur bei Prof. Schlesinger und absolvierte das Diplomstudium für Malerei bei Max Weiler an der Wiener Akademie der bildenden Künste.
1976 war Wolfgang Walkensteiner einer der vier Vertreter Österreichs auf der Biennale in Venedig. Es folgten zahlreiche Ausstellungen in vielen Städten Europas sowie eine große Einzelausstellung in Kiew. Seine Reisen und Studienaufenthalte führten Walkensteiner u. a. nach Afghanistan, China, Indien, Nepal, der ehemaligen UdSSR und Paris.
Wolfgang Walkensteiners Arbeiten sind in namhaften privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten.
„Wenn man über Walkensteiners sinnliche und theoriebasierte Kunst nachdenkt, kommt man nicht umhin, auch seine spezifische Technik zu erwähnen. Als klassischer Maler, als der sich der Künstler selbst sieht, weiß er natürlich ob der Last und Schwere der Kunstgeschichte, die er sich allerdings nicht aufbürdet, sondern mit Charme und Nonchalance zu seinem Fundament macht.
Am Anfang steht, wie auch schon bei den vorbildlichen Künstlern der Renaissance die Zeichnung. Er setzt den Grafitstift allerdings nicht für eine Vorzeichnung ein, die als Concetto eine erste Ideen-Skizze entwirft, oder als Untergrundzeichnung die Komposition aufreißt, sondern kreiert unmittelbar und direkt den Hintergrund für sein Bildgeschehen aus gestischen Kürzeln und grafischen Verdichtungen.
In das amorphe Chaos setzt er nun sprichwörtlich eine Form der Ordnung, die sich vom grauen Untergrund schon durch ihre Farbigkeit deutlich abhebt. Und, um das vom Künstler als alter deus noch weiter zu strapazieren, sei erwähnt, dass er jene malerische Formen, die geradezu über dem zeichnerischen Urzustand zu schweben scheinen, zunächst in Ton modelliert. Walkensteiner formt also aus Lehm das Motiv seiner Malerei, das im nächsten Schritt den Prinzipien des Mimesis folgend realistisch und perspektivisch korrekt mit Eitempera ins Bild setzt.
Neben der Wechselwirkung von Zeichnung und Malerei und der Interdependenz von Wirklichkeit und Abbild, sei noch die dritte Vorgehensweise erwähnt. Ist ein Gemälde derartig fertiggestellt, wird es vom Künstler mitunter radikal zerschnitten und mit anderen Bildfragmenten neu kombiniert. Nun ist das (Aus)Schneiden und Collagieren von Bildern kein wirkliches Novum, zählt es doch zu den bevorzugten Strategien der Avantgarde. Doch Walkensteiner zerstört das Bild nicht einfach, um dann Collagen anzufertigen und die einzelnen Bildteile über- und nebeneinanderzulegen, sondern er fügt die Elemente wie Intarsien präzise ineinander.
Mit den Intarsien adaptiert Walkensteiner ein uraltes dekoratives Verfahren, um uns dekonstruierend vor Augen zu führen, dass die Dinge vielleicht nicht so sind wie sie sind, eine Methode, die uns anstoßen soll, über jene neue Disposition nachzudenken. Sie ermöglicht es dem Künstler, die Festschreibungen von Geschichte und Wirklichkeit nach anderen „Spielregeln“ ablaufen zu lassen. Indem er die Diskontinuitäten der Zeit ausbreitet, forciert er nicht nur das Zerbrechen der raumzeitlichen Einheit im Bildganzen, sondern die zur Schau gestellten Disparitäten machen zugleich die latenten Verbindungen und den so genannten roten Faden durch sein Oeuvre sichtbar.“
Auszug aus dem Text „Wolfgang Walkensteiner, warum Kunst und nicht nicht“ von Roman Grabner, 2023
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