Die Planung der „Symbiosis Residence“ war eine Herausforderung, galt es im mexikanischen Valle de Bravo doch eine Steilklippe über dem dortigen See zu bebauen. Gemeistert wurde sie von Luciano Gerbilsky Arquitectos. Und der Name war dabei Programm. Das Haus verschmilzt mit der umgebenden Landschaft.
Es gibt Grundstücke, die machen es den Planern richtig schwer. So wie jenes im mexikanischen Valle de Bravo. Denn so traumhaft der Ausblick über den Avándaro-Stausee auch war, so herausfordernd präsentierte sich die Topographie des Geländes. Für das heimische Design-Büro Luciano Gerbilsky Arquitectos galt es, einen 1.000-Quadratmeter-Bau auf und an eine zerklüftete Steilklippe zu setzen. Und dabei mussten nicht weniger als 40 Meter von der Zufahrt im obersten Abschnitt bis zum Bootssteg am Ufer überbrückt werden.
Komplexer Komplex
Vielleicht war es aber auch gerade diese Komplexität, die dazu beitrug, dass die „Symbiosis Residence“ wurde, was sie heute ist: ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Architektur auf örtliche Gegebenheiten einzugehen und ein Gebäude mit seiner Umgebung zu verschmelzen vermag. Damit das Wohnprojekt derart in die namensgebende symbiotische Beziehung und Interaktion mit der Natur eintreten konnte, „konzipierten wir ein organisches Projekt mit überwiegend visuell weichen Oberflächen“, so die Planer von Luciano Gerbilsky Arquitectos.
Einschnitte in der Fassade schufen zudem Öffnungen nach außen – für eine Begrünung der Innen- und Außenräume rund um die Gebäudeteile. „Die unzähligen Grünflächen, Wasserkorridore und Gärten sind mit den Wohnbereichen verwoben. Sie ermöglichen eine vollständige Integration des Wohnhauses in die Landschaft.“
Mit See und Sonne
Neben der Bepflanzung und der Installation eines Wasserkreislaufs hatte bei der Planung auch der visuelle Fokus auf den See von Anfang an Priorität: Alle Räume wurden so angeordnet, dass man von jedem Platz das Panorama genießen kann. Gleichzeitig wurden die Glasfronten als Reaktion auf die ungünstige Sonnenausrichtung (Nord-West) so eingesetzt, dass das Licht zu jeder Jahreszeit optimal in die Wohnbereiche fällt. „Unser Ziel war es, durch architektonische Innovationen für Komfort zur sorgen, ohne dass die Ästhetik darunter leidet.“
Vier Etagen, eine Symbiose
Genau das ist dem 2011 gegründeten Kollektiv aus Architekten, Beleuchtungsexperten, Möbeldesigner und Künstlern eindrucksvoll gelungen. Rund 150 Kilometer westlich von Mexiko-Stadt gelegen, ist das malerische Valle de Bravo ein beliebter Erholungs- und Rückzugsort für die Schönen und Reichen aus der Millionenmetropole, die sich hier ihre Wochenenddomizile errichten lassen. Die „Symbiosis Residence“ muss sich trotz illustrer Nachbarschaft nicht verstecken. Im Gegenteil: Sie erfüllt alle Wünsche des Bauherrn – von den luxuriösen Privaträumen über das repräsentative Gästehaus bis hin zum eigenen Yachtclub.
Drinnen wohnen, draußen leben
Im obersten Geschoss auf Ebene 0, die fußläufig über die öffentliche Straße zugänglich ist, befinden sich das Wohn- und das Esszimmer, ein Gästebad und die Innenküche. Ob Familientreffen, Dinnerparty mit Freunden oder Geschäftsessen – die repräsentativen Räume bieten genügend Raum und Sitzmöglichkeiten. Dem gestalterischen Konzept entsprechend sind die Zimmer allesamt von verschiedenen Grünflächen und Wasserfällen umgeben, während Glasfronten zusätzlich den Blick auf den See öffnen. Und bei gutem Wetter lädt die Anbindung an die großzügige Hauptterrasse samt Whirlpool dazu ein, das Leben nach draußen zu verlagern.
Ein Teich, der verbindet
Die Ebene unter dem „Sozialbereich“ beherbergt zwei Schlafzimmer, einen Multimedia-Raum, ein Spielzimmer und den beeindruckend gefüllten Weinkeller. Und egal, ob man nun im Bett liegt, eine Partie Billard spielt oder mit einem guten Tropfen anstößt, immer gibt der See eine glitzernde Kulisse für das stilvolle Interior. Er bekommt hier jedoch etwas Konkurrenz – von einem kleinen Teich, der einen Korridor begrenzt, der die verschiedenen Bereiche miteinander verbindet.
Vom Parkplatz ins Bett
Noch privater wird es auf der darunterliegenden Etage mit dem Master Bedroom und einem weiteren Schlafzimmer, eigene Bäder jeweils inklusive. Auf dieser Ebene befindet sich auch der Parkplatz der „Symbiosis Residence“. Über eine Rampe, die von der Straße auf der Steilkippe nach unten führt, fährt man fast bis an die Bettkante. Jedenfalls ist der Weg vom Auto bis in die Federn nicht weit: Er führt durch einen Verbindungs- und Umlaufkorridor mit einer persönlich kuratierten Kunstinstallation und einem weiteren Teich an seinem Ende. In ihn ergießt sich ein Wasserfall, der die beiden Schlafzimmer optisch voneinander trennt.
Hydrologischer Kreislauf
Aber natürlich muss man nicht das Auto nehmen, wenn man sich zum Schlafen in den Privatbereich zurückziehen möchte. Alle Ebenen sind vertikal über eine breite Wendeltreppe miteinander verbunden. Und wer nicht gut zu Fuß ist, der nutzt einfach den runden Aufzug, um den sich die Stufen winden. Beide Arten des „hausinternen Reisens“ sind gleichermaßen eindrucksvoll. Denn Treppe und Lift sind von einem Glaszylinder umschlossen, der mitten durch die Grünflächen und Wasserspiele des hydrologischen Kreislaufs führt und Bewohner und Gäste immer wieder in die natürliche Umgebung eintauchen lässt, während sie zwischen den Gebäudeteilen unterwegs sind.
Ab an den See
Wen es dann doch an den See zieht, begibt sich auf die unterste Ebene der „Symbiosis Residence“. Die dortigen Bauelemente sind durch eine gläserne Brücke mit dem Hauptgebäude verbunden. Über eine Abzweigung gelangt man etwa zu einem Gästehaus mit zwei Schlafzimmern, die an Hotelsuiten erinnern und selbstverständlich auch jeweils eine eigene Terrasse mit Seeblick haben. Ein Dachgarten ist optisch in die Grünflächen integriert.
Die Brücke, eines der markantesten architektonischen Merkmale des Grundstücks, führt auch zum „Club del Lago“. Der eigene Beach-Club bietet neben einem Pool, Umkleideräumen, einer Küche, einer Bar und einem Speisesaal auch eine eigene Anlegestelle. So kann man die luxuriöse Residenz auch per Boot ansteuern.
Der Weg über den See ist sicher auch der eindrucksvollste, auf dem man sich dem Anwesen nähern kann. Denn während die Lage an der Klippe ansonsten für maximale Privatheit sorgt, eröffnet sich vom Wasser aus der Blick auf die architektonische Gesamtvision. Auf jeder Ebene – und damit sind nicht nur die Etagen des Gebäudes gemeint – ist es Luciano Gerbilsky Arquitectos gelungen, den Namen des Projektes zum Programm zu machen. Die „Symbiosis Residence“ fügt sich so perfekt in ihre natürliche Umgebung ein, dass man fast glauben möchte, sie wäre schon immer da gewesen.
Text: Daniela Schuster
Bilder: Héctor Velasco Facio / v2com newswire
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