Die niederländische Stadt Eindhoven wird demnächst das Ranking der welthöchsten Woodscraper anführen. The Dutch Mountains, wie die 100 und 130 Meter hohen Türme heißen, sollen ein neuer Maßstab im höhentauglichen Holzbau werden.
Die Sehnsucht der Niederländer nach eigenen Bergen ist literarisch und musikalisch verbrieft. Cees Nooteboom beschwört in seinem Roman „In den niederländischen Bergen“ ein Holland der hohen Pässe und Gebirgsbäche. Und die Band The Nits besang in ihrem 80er-Jahre-Hit ebenfalls die fiktiven „Dutch Mountains“. Doch das lange Sehnen der Flachländler hat nun ein Ende. Die Stadt Eindhoven bekommt eine neue Landmark mit zwei unterschiedlich hohen Gipfeln und einem dazwischen liegenden grünen Tal.
Zwar beschert die niederländische Stadt ihren Bewohnern keine neue geologische Formation, dafür aber eine ökologische Architektur der Superlative. The Dutch Mountains, wie das Projekt heißt, soll zum neuen internationalen Maßstab werden, was smarte Technologie, grüne Architektur und zukunftsweisende Stadtplanung angeht. Es ist außerdem Hollands Beitrag im Rennen um das höchste Holzgebäude der Welt, das in den nächsten Jahren zwischen Berlin, Sydney und Eindhoven ausgetragen wird.
Frische Bergluft inklusive
The Dutch Mountains werden ein Symbol gesunder und nachhaltiger Urbanisierung sein.
Projektentwickler, The Dutch Mountains
Sie verweisen auf die Baumaterialien, die zu einem großen Teil biobasiert sein werden. Vor allem Massivholz soll in der Konstruktion des Gebäudes zum Einsatz kommen.
Das verbaute Holz wird eine große Menge CO₂ für eine lange Zeit binden,
wie es heißt
Auch die gute Luft, die man sich in den Bergen erwartet, wird mitgeliefert. Die Klimaregulierung des Gebäudes basiert so weit wie möglich auf natürlichen Prinzipien. Dadurch sollen Installationen und der damit verbundene Energieverbrauch minimiert werden. Ein natürliches Bewässerungssystem sammelt das Regenwasser am Dach und sorgt dafür, dass die Pflanzen im „Tal“ gut gedeihen.
Ein Hybrid aus Holz und Beton
Errichtet wird das 38 Stockwerke hohe Gebäude in Holz-Hybrid-Bauweise. Brettsperrholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft wird dabei für einen großen Teil der Konstruktion verwendet. Die weitgehend vorgefertigten Elemente müssen nur mehr vor Ort zusammengesetzt werden. Elemente, die großen Lasten ausgesetzt sind, wie die Aufzugskerne, werden in Stahl-Beton-Bauweise errichtet.
Der Entwurf für The Dutch Mountains stammt vom Studio Marco Vermeulen. Sein Design basiert auf der Verbindung der beiden Turmfassaden durch eine talförmige Holzkonstruktion, die den Wintergarten und die Lounge überdacht.
Das Gebäude hat eine skulpturale Form, die von weitem erkennbar ist und als Bake fungiert.
Studio Marco Vermeulen, Architekturbüro
Wahrzeichen eines neuen Viertels
Das Projekt ist Teil des städtischen Entwicklungsgebietes Eindhoven Internationale Knoop XL, das gerade auf dem Areal rund um den Hauptbahnhof entsteht. Angrenzend an das Ufer der Dommel, einem Nebenfluss der Maas, sollen hier neben Büros auch 5.000 bis 6.000 neue Wohnungen gebaut werden.
Der multifunktionale Gebäudekomplex wird mit seinem markanten Äußeren zum Wahrzeichen des neuen Viertels werden. Er besteht aus zwei rechteckigen, unterschiedlich hohen Türmen – 100 Meter der eine und 130 Meter der andere. Zentraler Dreh- und Angelpunkt wird der öffentlich zugängliche Wintergarten in den unteren Geschossen sein.
Aufstieg am malerischen Bergpfad
Von hier aus können die Wohnungen, Büros, Freizeiteinrichtungen und das Hotel in den höheren Etagen erklommen werden. Der hölzerne Stiegenaufgang mit Bepflanzungen und Sitzgelegenheiten liefert schöne Ausblicke über den angrenzenden Dommelpark und trägt den vielsagenden Namen „Bergpfad“. Ein Wink der Architekten, die den Besuchern als Alternative zum Lift einen möglichst schönen Aufstieg bescheren wollen.
Am Gipfel der Dutch Mountains finden die Besucher – ähnlich wie in den Bergen – eine Einkehrmöglichkeit. Die Rooftop Bar und der 360-Grad-Ausblick über Eindhoven werden aber, anders als die Almhütte, eindeutig urbaner Natur sein.
Text: Gertraud Gerst
Renderings: Studio Marco Vermeulen
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