Pavillon von Estland auf der 17. Internationalen Architekturausstellung der Biennale di Venezia vom 22. Mai bis 21. November 2021: “SQUARE! POSITIVELY SHRINKING”
Das estnische Architekturzentrum präsentiert die Ausstellung „Square! Positively shrinking“ www.positivelyshrinking.ee kuratiert von Jiří Tintěra, Garri Raagmaa, Kalle Vellevoog, Martin Pedanik und Paulina Pähn im Pavillon von Estland auf der 17. Internationalen Architekturausstellung der Biennale di Venezia (22. Mai – 21. November 2021), welche im Arsenale di Venezia veranstaltet wird. Die Ausstellung untersucht die qualitativ hochwertige Rolle des Stadtraums zur Förderung der künftigen Entwicklung von Kleinstädten, die von der Entvölkerung bedroht sind und löst somit eine Debatte über die weniger bekannten Facetten der Urbanisierung aus.
„Die Ursachen für den Bevölkerungsrückgang sind global, aber die Folgen sind lokal. Eine Möglichkeit, dieses Phänomen zu bekämpfen, besteht darin, sich auf die Verbesserung der Lebensqualität der Bevölkerung und die Stärkung des lokalen Bewusstseins und der Identität zu konzentrieren. Unsere Botschaft ist, dass qualitativ hochwertiger städtischer Raum eine große Rolle dabei spielt, vor allem Städte und Architekten können hier viel bewirken.„
behauptet das estnische Kuratorenteam
Das Phänomen von kleiner werdenden Städten ist in ganz Europa weit verbreitet. Als Folge grundlegender Veränderungen, während des Übergangs 1989/1991, ist vor allem das postsozialistische Osteuropa stark betroffen. Der Einfluss von Urbanisierungs– und Suburbanisierungsprozessen auf die lokalen Gemeinschaften hat durchaus größere Auswirkungen als Abwanderung oder niedrige Geburtenraten auf nationaler Ebene. Infolgedessen haben 45 von 47 estnischen Städten seit 2000 einen erheblichen Prozentsatz ihrer Bevölkerung verloren.
Links: Kuressaare Hauptplatz ©Tiit Veermäe
Mitte: Põlva Hauptplatz©Tõnu Tunnel
Rechts: Põlva Hauptplatz©Tõnu Tunnel
Links: Rapla Hauptplatz ©Siim Solman
Rechts: Rakvere Hauptplatz ©Tõnu Tunnel
Die sichtbarsten Symptome einer abnehmenden Bevölkerung, im städtischen Raum, sind Baulücken und Brachflächen, die überwiegend schlechte Qualität von Wohngebäuden, unansehnliche heruntergekommene Gebäude. Ein Umfeld in das sichtbar nicht investiert wurde, wirkt sich negativ auf die Bewohner aus, welche den Rückgang aus den Städten verstärken.
Bei der Infragestellung der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen der Entstädterung zeigt „Square! Positively shrinking “ Lösungen zur Gestaltung der erneuerten Identität von bevölkerungsabnehmender Städte. Durch Gebäudeabbruch, aktive Wohnungspolitik, Restaurierung historischer Gebäude und Revitalisierung des Stadtraums wollen sie Urbanen Lebensraum neu gestalten.
Die Ausstellung im Pavillon von Estland, konzentriert sich auf „Great Public Spaces“ (Hea avalik ruum). Es wurde im Rahmen des Estonia 100 Architecture Program organisiert, einem bemerkenswerten Beispiel für die Intervention des Stadtraums in Städten mit abnehmender Bevölkerung.
Die Initiative wurde anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Landes konzipiert und zielte darauf ab, die Zentren und öffentlichen Räume von 15 estnischen Städten bis 2020 zu erneuern. Die Plätze in der Innenstadt von Tõrva, Põlva, Valga und Rapla wurden 2018 fertiggestellt, weitere Plätze in Võru und Kuressaare wurden 2019 renoviert und andere in Elva und Rakvere wurden 2020 fertiggestellt.
Links: Põlva Hauptplatz©Tõnu Tunnel
Rechts: Tõrva Hauptplatz ©Tiit Veermäe
Mitte: Standbild aus dem Film_Der Abriss eines verlassenen Gebäudes in Valga ©Anna Hints
Die Biennale Architettura 2021 wird vom libanesischen Architekten Hashim Sarkis unter dem Thema „Wie werden wir zusammenleben?“ kuratiert. Er ermutigt Kuratoren zu überlegen, wie Architektur sich globaler Herausforderung annehmen kann. In diesem Sinne reagiert die estnische Ausstellung auf Sarkis ‚Forderung wie folgt:
Die Nachfrage nach einem guten Lebensumfeld wächst, egal wo und wie wir zusammen leben werden. Das Projekt „Square! Positively shrinking“ trägt dazu bei, das Bewusstsein für die wichtige Rolle und Verantwortung des Architekten bei der Verteidigung der Qualität unseres gemeinsamen Lebensumfelds zu schärfen.
erklären die Kuratoren
Da die COVID-19-Pandemie unser Leben völlig verändert hat, wird die Debatte noch dringlicher: „Der wahre Wert von etwas wird deutlich, wenn wir es verlieren“, fügt Raul Järg, Kommissar des estnischen Pavillons, hinzu. „Die heutigen Umstände haben menschlichen Bedürfnisse deutlich gezeigt. Persönliche Interaktion und vor allem die Qualität des Raums, in dem diese Interaktionen stattfinden.“
Das kuratoren Team
Jiří Tintěra (Estland, 1981) ist ein estnischer Architekt tschechischer Herkunft. Er arbeitet als Stadtarchitekt der Gemeinde Valga und als Dozent am Tartu College der Technischen Universität Tallinn. Er hat einen Master-Abschluss in Bau- und Architekturingenieurwesen von der Tschechischen Technischen Universität in Prag (2007) und einen Doktortitel von der Technischen Universität Tallinn (2019). Seine Forschung konzentriert sich auf den Stadtraum in kleiner werdenden Städten.
Jiří Tintěra ©Iris Kivisalu
Garri Raagmaa (Estland, 1966), promovierte in Humangeographie und veröffentlichte vier Bücher sowie über 70 Artikel zur Regionalplanung und -entwicklung mit den Schwerpunkten regionale Innovation, Unternehmertum, Identität und Führungsfragen. Er unterrichtete Regionalplanung, Wirtschaftsgeographie und regionale Innovationssysteme an mehreren nordischen und baltischen Universitäten. Seit 1992 ist er auch als Berater für regionale / lokale Entwicklung tätig. Garri Raagmaa ist ein nationaler Vertreter der Regional Studies Association und der Association of European Schools of Planning sowie Mitglied der Association of Estonian Planners und der Estonian Economic Association .
Garri Raagmaa ©Iris Kivisalu
Kalle Vellevoog (Estland, 1963) ist ein renommierter estnischer Architekt. 1986 absolvierte er das Staatliche Kunstinstitut der Estnischen SSR (heutige Estnische Akademie der Künste). Von 1986 bis 1990 arbeitete Kalle Vellevoog im Tallinner Büro des sowjetischen Designbüros Tsentrosojuz Projekt und ab 1990 im Architekturbüro JVR OÜ. Zu seinen bemerkenswertesten Werken zählen Tallinns Denkmal für die Opfer des Kommunismus – Gewinner der International Architecture Awards 2019, das Wohngebiet der Seedri-Straße in Pärnu und mehrere Wohnhäuser in Tallinn. Er war einer der Kuratoren der Ausstellung 100 MAJA / HOUSES, die von Estland auf der 12. Internationalen Architekturausstellung der Biennale di Venezia 2010 vorgestellt wurde.
Kalle Vellevoog ©Iris Kivisalu
Martin Pedanik (Estland, 1974) ist ein Grafikdesigner und Künstler, der hauptsächlich an kulturellen Projekten und im öffentlichen Interesse arbeitet. Er ist der Hauptdesigner der in New York ansässigen Terra Nova Press und Mitglied des in Tallinn ansässigen Louis Kahn-Forschungsteams. Martin Pedanik war von 2005 bis zu seiner Schließung im Jahr 2019 Mitbegründer und Grafiker des Avantgarde-Theaters NO99 in Tallinn und 2010 Mitbegründer des estnischen Pavillons auf der 12. Internationalen Architekturausstellung der Biennale di Venezia.
Martin Pedanik ©Iris Kivisalu
Paulina Pähn (Estland, 1993) ist eine junge estnische Architektin. 2018 schloss sie ihr Studium an der Estnischen Akademie der Künste ab. In ihrer Masterarbeit untersuchte sie das Konzept der städtischen Dichte und Intensität im Kontext einer belastbaren Stadt. Seit 2017 arbeitet sie für das Architekturbüro JVR.
Paulina Pähn ©Iris Kivisalu
Estnisches Zentrum für Architektur NGO / Eesti Arhitektuurikeskus MTÜ
Das Estnische Zentrum für Architektur (ECA) ist eine gemeinnützige Einrichtung, die 2008 von der Estnischen Akademie der Künste und der Union der estnischen Architekten gegründet wurde, um die Architekturkultur in Estland zu entwickeln und die zeitgenössische estnische Architektur im Ausland zu fördern.
Die Mission von ECA ist es, Bewusstsein dafür zu schärfen, wie wichtig hochwertige Architektur und städtischer Raum für den Alltag sind. Auch wollen sie darauf aufmerksam machen, estnische Architekten und Architekturbüros zu unterstützen. Durch die Integration des Wissens und der Kompetenz des Architektursektors in andere Bereiche der Gesellschaft, trägt die Organisation zur Entwicklung und Innovation im Bereich der Architektur und in verwandten Bereichen bei.
Die ECA ist eine der Organisationen, die auf lokaler, regionaler, nationaler und globaler Ebene estnische Architekturpolitik betreiben, um Grenzen zu überschreiten, neue Zielgruppen zu erreichen und Organisationen sowie Einzelpersonen zu unterstützen.
Darüber hinaus arbeitet ECA mit gleichgesinnten Partnern auf der ganzen Welt zusammen, darunter der Stadt Tallinn, mehreren estnischen Ministerien und Kommunalverwaltungen, Unternehmen und Unternehmern sowie anderen Ländern, um Informationen und Ziele zu synthetisieren und bessere öffentliche Räume zu schaffen. ECA wird von dem Architekten Raul Järg geleitet, der zuvor von 2008 bis 2012 Stadtarchitekt von Rakvere (Estland) war. Er arbeitete als Architekt im Büro Ühinenud Arhitektid in Tallinn und Parkin Architects in Toronto (2005-2007) und schloss sein Studium an der estnischen Universität, Akademie der Künste im Jahr 2001 ab.
Credits & Partners
Auststellung: “Square! Positively shrinking”
Ort: Arsenale — La Biennale di Venezia
Addresse: Sestiere Castello, Campo della Tana 2169/F
Kuratoren der Ausstellung im Pavillon von Estland:Jiří Tintěra, Garri Raagmaa, Kalle Vellevoog, Martin Pedanik, Paulina Pähn
Commissioner: Raul Järg (Estonian Centre for Architecture)
Production: Eve Arpo, Maria Kristiin Peterson (Estonian Centre for Architecture)
Aussteller im Pavillon von Estland: Mari Rass, Ott Alver, Alvin Järving, Kaidi Põder (Tõrva main square project), Helen Rebane, Egon Metusala, Kaie Kuldkepp, Liis Uustal, Vilve Enno (Põlva main square project), Gianfranco Franchi, Chiara Tesi, Rea Sepping (Valga main square project); Siiri Vallner, Indrek Peil (Rapla main square project), Villem Tomiste (Võru main square project); Häli-Ann Tooms, Mari-Liis Männik (Kuressaare main square and street project); Ülle Maiste, Diana Taalfeld, Anne Saarniit, Roomet Helbre, Taavi Kuningas (Elva main square and street project); Risto Parve, Kai Süda (Rakvere main street project), Liisa Hirsch, Patrick Tubin McGinley (music, sound); Anna Hints, Joosep Matjus, Ants Tammik, Tushar Prakash, Urmas Reisberg, Kairid Laks (film)
Partner: Estonian Ministry of Culture, Cultural Endowment of Estonia, Baltic Culture Fund, Rakvere City Government, The Estonian Association of Architects, Rapla Municipality Government, Võru City Government, Valga Municipality Government, Elva Municipality Government, Põlva Municipality Government, Saaremaa Municipality Government, Tõrva Municipality Government