Studio Labvert, Interview by Nina Prehofer
Der Wiener Architekt und Designer Stephan Vary / Studio Labvert kreiert für Auftraggeber mit klingenden Namen wie Dior, Armani, Hennessy, Rimowa oder Bulgari. Inspiration findet er auf seinen Reisen, die ihn von Paris bis nach Tokio führen.
Für Ihre Kunden reisen Sie um die ganze Welt. Wie sehr beeinflusst das, was Sie auf Reisen sehen, Ihr Design?
Stephan Vary: Reisen ist meine Hauptinspirationsquelle. Man kann noch so viele Instagram-Bilder sehen oder Magazine durchblättern – nichts davon reicht an die tatsächliche physische Erfahrung heran. Wenn man Städte, Räume oder Objekte wirklich erleben will, sollte man sie auch aufsuchen.
Welches Design von unterwegs hat Sie zuletzt beeindruckt?
Stephan Vary: Für den von uns designten Rimowa-Flagshipstore war ich nach mehreren Jahren endlich wieder einmal in Tokio. Man vergisst immer, dass es etwas wie einen Geruch oder einen Klang einer Stadt gibt. Das wird einem dann wieder sehr unmittelbar bewusst. Was mich dort auch fasziniert hat, sind die kulturellen Unterschiede in der Verwendung und Aneignung von Räumen und Objekten. So bedeutet zum Beispiel „sich auf Augenhöhe zu begegnen“ auch, dass sich ein Kundenbetreuer vor seinem Kunden, der auf einem Sofa sitzt, auf den Boden kniet, um ihn zu beraten. Das wäre in Europa vollkommen undenkbar.
Neues Design für Rimowa
Sie designen seit Kurzem weltweit Stores für die zum Louis Vuitton-Konzern gehörende Marke Rimowa.
Stephan Vary: Ja. Wir waren sehr froh, dass wir nach Übernahme von Rimowa durch LVMH den Auftrag bekommen haben, die Marke Rimowa neu zu überdenken. Wir sollten einen völlig neuen Zugang zu dem Produkt und der Marke finden. Es gab keinerlei inhaltliche Vorgaben, außer, dass schon klar war, wann die ersten Stores eröffnet werden und was das Budget ist. So eine Chance bekommt man nicht oft: unbeschwert Design entwickeln zu können und das volle Vertrauen des Auftraggebers zu genießen.
Welchen Einfluss neben der Marke hat die Stadt, in der sich der Shop befindet, auf das Interior Design?
Stephan Vary: Bei unserem Store für Rimowa in Tokio im Stadtteil Ginza war klar, dass es sich um einen Entwurf handeln sollte, der einzigartig ist und in dieser Form auch nicht wiederholt wird. Entsprechend haben wir uns bewusst für Formen und eine Abfolge der Räume entschieden, die auf den Standort verweisen. Dies in Verbindung mit Materialien und ausgezeichnetem Handwerk war unser Fokus. Kulturelle Assoziationen wie Steingärten, fließende Formen waren unser Interesse für diesen Entwurf.
In Ihrem Portfolio haben Sie auch Luxury Retail Stores, die an Flughäfen situiert sind. Wie bekommt man die Menschen dazu, am Flughafen einkaufen zu gehen?
Primär aus dem Umstand, dass sie dort Zeit verbringen und es nicht viel zu tun gibt. Die Marken wissen das und bieten daher besondere Produkte wie Limited Editions und Travel Exclusives, die es nur an Flughäfen gibt. Da kann man dann quasi gar nicht anders als zuzugreifen.
Was machen Sie, wenn Sie am Flughafen warten müssen?
Shops anschauen, etwas essen oder trinken, Musik hören. Wenn ich Langstreckenflüge habe, versuche ich mich vor dem Flug in der Businesslounge zu duschen. Danach schlafe ich immer sehr gut im Flieger.
Welche Designobjekte dürfen beim Reisen nicht fehlen?
Stephan Vary: Meine Wireless-Kopfhörer, der E-Book-Reader, eine Wasserflasche und ein Kaschmirschal, der mich vor den Klimaanlagen schützt.
Wo führt Sie Ihre nächste Reise hin? Und warum?
Stephan Vary: Nach Paris, Rom und Château d’Yquem. Alles für Projekte, an denen ich im Augenblick arbeite.
LABVERT Design & Architektur Studio
STEPHAN VARY betreibt das Architektur- und Designbüro „Labvert“ in Wien. Der Fokus des Studios liegt auf der Entwicklung etablierter Marken im Luxussegment. Ihre eigene Qualitäten und Werte werden von Labvert in eine zeitgenössische Erfahrung umgesetzt.
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