RUDOLF BUDJA

Der internationale Galerist Rudolf Budja verlässt sich auf sein Bauchgefühl. „Es geht nicht ums Gefallen, es geht nur darum, was kunsthistorisch notwendig ist!“ So beschreibt der in Graz geborene renommierte Händler für Pop Art Rudolf Budja seine Auswahlkriterien für Kunstwerke. Bei der Auswahl verlässt er sich auf sein Bauchgefühl, geht aber durchaus systematisch vor, um zu erspüren „what’s next“

REISENDER OHNE KOFFER

„Man muss alle Museen kennen, um auf diese Weise neue Strömungen zu finden.“ Was ihn dabei fasziniert, ist die Entdeckungähnlicher Werke von Künstlern ohne reale Verbindung zueinander. Budja, der heute hauptsächlich in Miami lebt und dort eine 2.000-Quadratmeter-Galerie betreibt, schließt aus deren thematischen wie technischen Kongruenzen: „Die Zeit macht es notwendig, genau das festzuhalten.“

FORTGESCHRITTEN IM UMGANG MIT KUNST

Handfester Beweis seiner wenig fehlbaren Intuition ist die eigene Erwin Wurm- Sammlung, jenes mittlerweile international erfolgreichen österreichischen Künstlers, der beispielsweise ein Einfamilienhaus auf das Dach des MUMOK in Wien positioniert hat: „Seit 1986 sammle ich seine Werke – und habe nie eines verkauft! Wahrscheinlich besitze ich die größte Wurm-Sammlung der Welt.“ Warum er sich um dieses Geld nicht ein tolles Auto gekauft hat (und ja: Budja mag schöne Autos!)? „Sie sind nicht so interessant wie Kunst.“

Beim Aufbau seiner privaten Sammlung orientiert er sich am Innovativen, Zeit- kritischen und feinsinnig Ironischen. „Ich brauche ja kein Gemälde, das zum Vorhang passt, um die Wand zu dekorieren!“ Seine Frau Nicole und die drei Töchter – 11, 9 und 3 Jahre alt – „sind alle soweit fortgeschritten in der Art, wie sie mit Kunst umgehen. Ich darf alles anschleppen.“ Die Zukunft seiner Kinder wird stilgerecht auch nicht durch einen Bausparvertrag abgesichert, sondern durch asiatische Kunst.

Rudolf Budja Gallery

JAHR DER JUBILÄEN

Für Budja selbst standen seinerzeit keine derartigen Ressourcen zur Verfügung. Er wuchs als jüngerer zweier Brüder in Graz auf und wurde Lehrling im Puchwerk. Das Tor zur neuen Welt öffnete ihm schließlich die Musik, als er mit 18 als DJ in die USA ging. In den Clubs von Miami, New York und L.A. lernte er namhafte Künstler persönlich kennen – wie den Graffitigestalter Jean Michel Basquiat. In L.A. jobbte Budja dann nebenbei in einem Printstudio, wo er auf Pop Art-Meister Roy Lichtenstein traf und das eine oder andere Mal in Naturalien ausbezahlt wurde. Diese Bilder lieferten den Grundstein für seine erste Galerie am Grazer Glacis. Nicht nur Budja selbst, der am 6. Juli seinen 50er feiert, begeht heuer ein Jubiläum: Die Grazer Galerie wird im Dezember 30 Jahre alt.

Nächste Station war Wien, dann Salzburg und schließlich Miami. Wobei Budja keinen Ort final verlässt. „Ich habe alle meine Wohnungen behalten und reise dorthin stets ohne Koffer.“ Zu Festspielzeiten steht immer eine Vernissage in Salzburg am Programm. Dass in der hiesigen Galerie auch schon Prince Charles zu Gast war, verdankt Budja seiner Förderin Fürstin Manni zu Sayn-Wittgenstein. „Sie lädt Menschen aus der ganzen Welt ein, die etwas geschaffen haben.“

Unterm Schnürlregen möchte er allerdings nicht alt werden, da favorisiert er Süditalien. Nicht als Standort für eine weitere Galerie, sondern einfach nur, um dort zu leben.

RUDOLF BUDJA GANZ SPONTAN

Drei Eigenschaften, die mich charakterisieren
Liebenswert, flexibel und ausdauernd.
Am glücklichsten bin ich, wenn
… meine Familie glücklich ist. Oder wie man hier so schön sagt: Happy wife, happy life.
Wenn ich heute nochmals 20 wäre, würde ich etwas anders machen? Nein! Manche kleinen Schritte waren im Nachhinein gesehen nicht notwendig – aber global passt es, wie es ist.

Wenn ich selbst ein Kunstwerk sein könnte, wäre ich gerne … eines von Anish Kapoor. Sein Sky Mirror – ein Parabolspiegel vor dem Rockefeller Center in New York – spiegelt die ganze Welt wider; Erde und Himmel. Hier wird der gegenwärtige Moment eingefangen und so ist die Kunst immer zeitgemäß.
… und wäre gerne wo ausgestellt? Ich wäre am liebsten eine Wanderausstellung.
An Österreich vermisse ich … Apfelstrudel, Backhendl – und das gute Wasser.