Das Berlin Travel Festival geht vom 6. – 8. März 2020 in der Arena Berlin unter dem Motto „Where Is Paradise“ in die dritte Runde und vereint Abenteurer, Entdecker und Marken von heute. Zu Gast sind rund 150 Speaker und 200 Aussteller, die sich mit den neuesten Innovationen, originellen Ideen und spannenden Destinationen beschäftigen.
Als Vertreter einer neuen Generation Reisender legt das Berlin Travel Festival Wert auf innovative, nachhaltige Konzepte und setzt sich für eine bessere gemeinsame Zukunft ein. Ökologische und soziale Verantwortung sind zentraler Bestandteil der Festivalphilosophie.
Die dreitägige Veranstaltung verkörpert das neue Bewusstsein im Reise- und Tourismusbereich und sieht es als seine Aufgabe, sich mit Experten, Marken und Reisenden auszutauschen und zu diskutieren.
Interview: Nina Prehofer
Gründer Bernd Neff spricht mit uns nicht nur über die Suche nach dem Paradies, sondern auch darüber, wohin es die Menschen in naher Zukunft zieht und wie das Reisen „besser“ wird.
Foto: Steve Herud
Herr Neff, wo ist das Paradies?
Bernd Neff: Wenn wir an das „Paradies“ denken, denken wir oft zuerst ans Entkommen. Entkommen von Routine und Verantwortung. Entkommen von dem Stress des täglichen Lebens. Ursprünglich bedeutete das Wort Paradies eine ummauerte Gartenoase, die eine Pause von der ausgetrockneten und blasenbildenden Wüstenhitze bietet.
Wenn das Paradies kein einziger Ort ist, was kann dann einen Ort zum persönlichen Paradies machen?
Bernd Neff: Heutzutage ist auf der Erde kaum noch ein Ort unerreichbar. Und selbst wenn ein Ort unberührt ist, bedeutet unser Streben, ihn zu finden, dass er es nicht mehr lange sein wird. Begegnen wir anderen Kulturen, zertrampeln wir mit unseren Wanderstiefeln nicht selten ihre Bräuche und Sitten. Unser Plastik und unser Müll erstickt die Meere und wird an Land gespült. Vom Basislager des Mount Everest bis zu den Piazzas von Rom bleiben im Zuge des Übertourismus Müllberge zurück. Wenn wir uns fragen, wo das Paradies ist, müssen wir vielleicht auch fragen, in welchem Zustand es ist. Wie wird es behandelt und erlebt? Wie wird es geschützt und erhalten? Wie beeinflusst es uns? Aber noch wichtiger ist: Wie beeinflussen wir es?
Warum haben Sie das Berlin Travel Festival gegründet?
Bernd Neff: Ich hatte die Idee für das Berlin Travel Festival 2016. Es ging mir darum, aufzuzeigen, was Reisen in der heutigen Zeit bedeutet. Von der Art und Weise, wie Reisen geplant werden, bis hin zu wie Momente festgehalten und geteilt werden.
Die Grundidee ist, dass Reisende ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit Interessierten teilen.
Besucher sollen sich inspirieren lassen und bestenfalls für ihren nächsten Trip motiviert werden. Es ist zu oft so, dass wir tausend Ausflüchte finden, um etwas nicht zu unternehmen. Oft steht dahinter die Angst vor dem Unbekannten. Wir wollen mit dem Festival zeigen, dass es sich lohnt, seine Ängste zu überwinden und loszugehen.
Worauf darf man sich beim Festival 2020 freuen?
Bernd Neff: Wir befinden uns noch mitten in den Vorbereitungen für das nächste Jahr und im Moment kommen fast täglich neue Highlights dazu. Es werden wieder an die 200 Aussteller und ca. 150 Vorträge und Workshops zusammenkommen. So viel sei aber schon jetzt verraten: Australien ist mit fast allen Himmelsrichtungen auf dem Festival vertreten, also North, Southern und Western Australia. Das Land Brandenburg bringt den Besuchern außergewöhnliche Highlights der Regionen näher – vom Wandern und Surfen bis hin zu ungeahnten kulinarischen Genüssen. Aserbaidschan wird einen Eindruck vom Leben im Kaukasus vermitteln und der Reiseveranstalter Beyond the Standard stellt wilde Routen auf dem Surfbrett, im Schnee oder auf dem Motorrad vor.
Auf Programmseite gehört zu den diesjährigen Highlights das Multitalent Fynn Kliemann, ein YouTuber, Heimwerker, Unternehmer und seit kurzem auch Sänger. Auf dem Berlin Travel Festival spricht er über einen Skatepark, den er in Syrien gebaut hat. Bergsteiger Tom Belz erzählt uns die Geschichte von seinem Aufstieg auf den Kilimandscharo mit nur einem Bein und auf Krücken. Mit dabei sind auch die Schriftstellerin Lea Rieck, die mit ihrem Motorrad die Welt bereist hat, und Biologe und Survivalist Manuel Larbig von „Waldsamkeit“, der uns mit spannenden Tipps und Tricks zum „Feuerbohren“ und zu pflanzlicher Notnahrung versorgt.
Berlin Travel Festival 2020, Foto: Tina Linster
Sie sprechen oft vom „neuen“ Reisenden. Wer ist das und worauf legt er Wert?
Bernd Neff: Diese neue Generation will gemeinsam authentisch, kreativ und offen anderen Ländern und Kulturen begegnen. Eine immer häufiger gestellte Frage lautet: „Müssen wir an die buchstäblichen Enden der Erde fliegen, nur weil wir es können? Oder gibt es eine spannende Community in meiner Nähe, die eine ebenso wertvolle Erfahrung bietet?“ Die neuen Reisenden sind davon überzeugt, dass sich ein paar zusätzliche Stunden auf einem Boot oder im Zug lohnen, wenn sie damit die Qualität der Wälder und Bäche verbessern, auf Grund des geringeren CO2-Verbrauchs.
Was muss ihnen geboten werden?
Bernd Neff: Die neue Generation Reisender hat ein Bewusstsein herausgebildet, das sich zu einer Bewegung entwickelt hat. Es gibt einen Wandel hin zu einem achtsamen, nachhaltigen Reisen: Ein Aufruf, das Reisen zu verändern. Alle touristischen Anbieter müssen sich darüber im Klaren werden, wie und warum jemand zu ihnen oder mit ihnen reisen sollte. Die neuen Reisenden werden schnelle Deals ausschlagen. Sie werden aufhören, unbedacht zu konsumieren und stattdessen sozial bewusst sowie ökologisch verantwortungsvoll agieren – und sie wollen sich lokal engagieren.
Wohin zieht es die Menschen in naher Zukunft?
Bernd Neff: Einerseits zu den nahegelegenen Zielen, die mehr oder weniger direkt vor unserer Haustür liegen, und andererseits zu den sogenannten Secondary Cities, die nicht von den Horden des Massentourismus überrannt werden. Außerdem kann man – nach dem großen Hype um Georgien – inzwischen getrost die gesamte Kaukasusregion und weite Teile der ehemaligen UDSSR nennen. Kaum irgendwo sonst findet man eine solche Bandbreite an Kunst, Kultur, Tradition, ethnischer Diversität und einer gehörigen Portion an Überraschendem und Unbekanntem. Südtirol ist eine weitere interessante Region, die vieles bietet. Von Orten zum Wohlfühlen und Reflektieren bis hin zu Outdoor-Abenteuern – nicht zu vergessen die mit Michelin-Sternen ausgezeichneten Gerichte aus alpiner Tradition
Wird das Reisen „grüner“ werden?
Bernd Neff: Das Reisen wird „besser“ werden. Wir alle werden uns angewöhnen, verantwortungsvoller mit den Ressourcen umzugehen. Wir müssen uns selbst herausfordern, eine komplexere und miteinander verbundene Idee des Reisens zu erfinden. Eine Vorstellung, die vor unserer Haustür beginnt, die Welt um uns herum umfasst und auf eine nachhaltigere Zukunft ausgerichtet ist. Das heißt nicht, dass wir nicht weiter forschen sollten, die Erde weit und breit zu erkunden.
Aber durchaus auch näher an der Heimat und auch etwas tiefer.
Berlin Travel Festival 2020, Foto: Tina Linster
Welchen ökologischen Ansprüchen müssen Destinationen und Hotels in Zukunft gerecht werden?
Bernd Neff: Generell sollten Destinationen und Hotels einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten – sei es mit innovativer Architektur, durch regionale Bioküche, gesundheitsorientierte Well-Being-Programme, hohe Umweltstandards im Betrieb oder soziales Engagement für die Mitarbeiter. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag für die Umwelt und die Menschen in ihrer jeweiligen Region und machen gleichzeitig für die Gäste den Urlaub zu einem authentischen und bleibenden Erlebnis.
Menschen reisen immer häufiger alleine. Spiegelt sich das in den Angeboten wider?
Bernd Neff: Ja, der Trend „solo travel“ bzw. „solo female travel“ spiegelt sich auch bei den Angeboten wider. Reiseveranstalter stellen Programme für Alleinreisende zusammen, Apps bieten Travel-Match-Making und manche Businesshotels haben reine Frauen-Etagen.
Welche Bedürfnisse haben Alleinreisende?
Bernd Neff: Die Bedürfnisse können sehr unterschiedlich ausfallen. Zunächst mal hat eine Frau auf Reisen oft völlig andere Prioritäten als ein Mann. Wenn man sich dann noch die Absicht der Reise, wie Geschäftsreise, Städtetrip oder Abenteuer anschaut, ist das auch wieder etwas völlig anderes. Der vielleicht größte Vorteil des Alleinreisens ist, dass man keinerlei Kompromisse eingehen muss und somit völlig frei und unabhängig ist. Ein anderer Grund kann sein, dass man offener ist, neue Menschen kennenzulernen. Paare oder Gruppen tendieren leicht dazu, sich einzuigeln und nicht so zugänglich für Impulse von außen zu sein. Dadurch wird das Reisen auch schnell wieder zu etwas Verbindendem.
Welche Ländergrenzen sollte man in seinem Leben unbedingt überschritten haben?
Bernd Neff: Bucket List abhaken ist nicht mehr zeitgemäß. Jeder sollte selbst entscheiden, wie viele Flugmeilen pro Jahr für ihn vertretbar sind und welche Wege eingeschlagen werden, um sie zu kompensieren. Viele treten nur noch Urlaubsreisen an, die sie mit der Bahn zurücklegen können. Je nachdem, wie viel Zeit man hat, kann man sich dann überlegen, wie viele Ländergrenzen man überschreiten
Was gehört zu einer gelungenen Reise?
Bernd Neff: Der Austausch mit Einheimischen, Gastfreundschaft erleben, also ein „Dort fühle ich mich wohl und willkommen“-Gefühl, kulinarische Erlebnisse, sprich landestypische Küche und Exotisches ausprobieren, und Ruhe und Erholung finden – ich möchte mich im Urlaub um möglichst wenig kümmern müssen.
Oder, um es mit den Worten von Harald Juhnke zu sagen: „Keine Termine und leicht einen sitzen“.
Berlin Travel Festival 2020, Foto: Tina Linster
Veranstaltungsort
ARENA BERLIN
Eichenstraße 4
12435 Berlin
Termine
6.–8. März 2020
Öffnungszeiten
März 2020, 12–19 Uhr
7.–8. März 2020, 10–19 Uhr
Social Media
Facebook: @berlintravelfestival
Instagram: @berlintravelfestival
Twitter: @btf_tweets
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