Die nächste Etappe im ehrgeizigen Red Sea Project wird Realität: das naturnahe Hotelresort Ummahat 9-3 des japanischen Stararchitekten Kengo Kuma. Die exklusiven Villen mit angeschlossenem Cafe und Restaurant werden noch 2024 eröffnet. Das gesamte Tourismusprojekt Saudi Arabiens verspricht verantwortungsvollen High End-Tourismus.
Bald werden die ersten Urlauber die exklusiven Villen aus der Hand von Stararchitekt Kengo Kuma an der saudi-arabischen Westküste beziehen können. Das Ummahat 9-3 Resort gehört zum ehrgeizigen Red Sea Project. Dahinter steht Red Sea Global (RSG), ein im Besitz des Public Investment Fund (PIF) von Saudi-Arabien unter Vorsitz von Kronprinz Mohammad bin Salman bin Abdulaziz Al-Saud stehendes Konglomerat.
Bis zum Jahr 2030 soll auf 22 Inseln im Roten Meer das umweltfreundlichste Tourismuszentrum der Welt entstehen. Und es soll das Bruttoinlandsprodukt des Wüstenstaates um 5,86 Milliarden Dollar erhöhen. Zudem rechnet man damit, dass langfristig 70.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Luxus mit Mensch und Umwelt im Fokus
Es wäre nicht Saudi-Arabien, wenn nicht eine Luxusdestination par excellence geplant wäre. Jedoch wird bei all dem Luxus größter Wert auf Innovation und Nachhaltigkeit gelegt. Diese neue Generation an Tourismusmodellen stellt den Menschen und den Planeten in den Mittelpunkt. Die Projekte sollen den Touristen ein Maximum an Wohlbefinden bescheren, aber auch die Gemeinden und die Umwelt aktiv fördern, heißt es bei RSG.
Schon das Vorläufer-Tourismusprojekt von Foster + Partners für die in dem Archipel gelegene Insel Shurayrah, Coral Bloom, hat Maßstäbe für Öko-Tourismus gesetzt. Und das obwohl in Summe elf Hotels, eine neue Lagune und neue Strände errichtet werden.
Nicht nur werden die Lebensräume wie die vorgelagerten Mangroven als natürlicher Schutz vor Erosion bewahrt. Die Planung und Realisierung des renommierten britischen Architekturbüros unterstützt gleichzeitig die Bildung neuer Lebensräume. Die Briten können wie kaum ein anderes Architekturbüro einschlägige Referenzen vorweisen – haben sie sich doch schon bei ihrer Gründung im Jahr 1967 das Thema „Nachhaltigkeit“ groß auf die Fahnen geheftet.
Hochhäuser: Ein überholtes Sinnbild
Kengo Kuma wiederum ist bekannt für seine Vorliebe für Flachbauten aus nachhaltigen, regional bezogenen Elementen wie Holz und Bambus – in einer Welt, in der sonst allzu rasch ringsum Wolkenkratzer in die Höhe schießen. Bereits mehr als 200 verschiedene Konstruktionen hat Kuma auf diese Weise entworfen.
In Medien wird Kuma mit den Worten zitiert, dass die Verwendung „regionaler Baumaterialien ein Gefühl der Heilung und Leichtigkeit“ vermittle. Hochhäuser seien für ihn nur Sinnbilder des 20. Jahrhunderts, als man noch Städte erweitern musste.
Das Projekt Ummahat 9-3 umfasst auf einer Fläche von 17.000 Quadratmetern abgesehen von den Villen zwei Spezialitätenrestaurants, eines an Land und eines auf dem Wasser. Daneben ein Gemeinschaftsgebäude, ein Spa, einen Empfangspavillon, einen Gästesteg sowie Unterkünfte für das Hauspersonal.
Ortsspezifische Architektur
Der proaktive Ansatz von Kuma und seinem Team zur Erhaltung der Umwelt besteht auch darin, dass die Gebäude demontiert und entfernt werden können, ohne die Umwelt wesentlich zu schädigen. Die Vorfertigung spielte bei der Verwirklichung dieses Ziels eine entscheidende Rolle, da der Eingriff in das empfindliche Ökosystem der Insel damit minimal bleibt.
Beim Design der Ummahat-Anlagen hat sich Kengo Kuma & Associates – wie schon Foster + Partners – von den in der umgebenden Natur vorkommenden Elementen inspirieren lassen: Flache Strandhäuser mit sanft gewölbten Dächern sowie spiralförmige Wasservillen, die einen Rundum-Blick auf das Meer bieten.
Das Gelände ringsum ist flach und so ähneln auch die Strandvillen fast schon „earthships“. Die „Erdschiffe“ sind Passivhäuser, bei denen zumeist Abfallstoffe wie Autoreifen oder Glasflaschen zum Aufbau der Wände durch Befüllung mit Erde verwendet werden. Häufig wirken sie wie in die Erde versenkt.
Symbiose mit der Umgebung
Die Dächer der Ummahat 9-3 Strandhäuser wölben sich sanft sodass sie sich kaum vom gewellten Sandboden unterscheiden lassen. Und sie gewährleisten die Privatsphäre der Gäste. Der Grundriss der Gebäude folgt dem natürlichen Profil und der Geometrie der Küstenlinie, mit geschwungenen, organischen Formen, die sich in die Wüstenlandschaft einfügen.
Der Entwurf für die vorgelagerten Seevillen wurde von der reichen Korallenwelt im Meer der Insel inspiriert. Ihr spiralförmiges Volumen erhebt sich anmutig aus dem Meer und bietet den Gästen einen ungehinderten Blick zum Horizont. Auch eines der beiden Spezialitätenrestaurants wird auf dem Wasser angesiedelt und in seiner Form von den Korallenriffen geprägt sein.
Nachhaltige, langlebige Materialien
Bei den Materialien wurde darauf geachtet, dass möglichst wenig Beton verwendet wird. Deshalb kommen vorgefertigte Systeme zum Einsatz. Hauptbaustoff ist Holz und Lehmputz. Beides verleiht der Architektur Wärme und Sanftheit.
Das verwendete Fichtenholz wurde das wegen seiner Beständigkeit in einer stark salzhaltigen Umgebung ausgewählt. Der Lehmputz lässt die Gebäude noch stärker in Verbindung mit ihrer Umgebung gehen. Die Dacheindeckung besteht aus natürlichen Zedernholzschindeln. Auch sie sind hochresistent gegen raue Umweltbedingungen, bringen aber auch ästhetische Qualitäten ein.
Fertigung mit Schweizer Know-How
Den Bau der Freiformdächer aus Holz übernimmt der Schweizer Holzbauexperte Blumer-Lehmann AG. Der gleichnamige Holzbau-Pionier Hermann Blumer, ebenfalls Schweizer, der als „Godfather des modernen Holzbaus“ gilt, hat allerdings keine geschäftlichen Verbindungen mit Blumer-Lehmann.
Der Auftrag umfasst die Planung, Herstellung und Lieferung sämtlicher Holzbauteile für das gesamte Hotel, die Überwasser- und Strandvillen, das Spa- und Fitnessgebäude, die Restaurants und das Ankunftsgebäude.
Außerdem werden die Schweizer den technischen Support und die Überwachung bereitstellen, die für den reibungslosen Aufbau vor Ort erforderlich sind. „Unsere Fertigungsmethoden werden dazu beitragen, Baulärm sowie unnötige Boden- und Fahrzeugbewegungen und Abfall zu reduzieren“, erklärt CEO Katharina Lehmann.
Maximierte Schattenflächen
In einem Klima wie jenem am Roten Meer sind Schatten und Belüftung natürlich von entscheidender Bedeutung. Die Überdachung mit großen Auskragungen maximiert die Schattenfläche über den ganzen Tag hinweg.
Im Inneren der Gebäude erwartet die Gäste eine ruhige Atmosphäre mit minimalistischem Interieur. Akzente setzen die sanfte Beleuchtung und die subtile traditionelle Handwerkskunst.
Im Café bekommt man hochqualitativen, frisch gebrühten Kaffee von Baristas serviert. Dahinter liegt das Restaurant, in dem die Küchenchefs Menüs zusammenstellen, bei denen einem schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammenläuft. Zur Zubereitung werden Zutaten aus der Region verwendet.
Es soll bei Ummahat 9-3 aber laut Presseaussendung um mehr gehen, als „nur“ Entspannung und gutes Essen. „Wir möchten auch einen Raum für Verbindung und Gemeinschaft schaffen.“
8.000 Hotelzimmer und 1.000 Wohnimmobilien
Bis 2030 werden auf den 22 Inseln 8.000 Hotelzimmer und mehr als 1.000 Wohnimmobilien gebaut. Das erste Resort des Megaprojekts ging im Jahr 2023 an den Start. Das RSG-Portfolio wird in der Endausbaustufe insgesamt 50 Resorts umfassen.
Thuwal Private Retreat wird ebenfalls 2024 als Einzelhotel-Destination eröffnet, eine erste Phase des Projekts AMAALA mit acht Resorts ist für 2025 anberaumt. In Ummahat befinden sich übrigens bereits etliche andere exklusiven Resorts, etwa das St. Regis Red Sea Resort und Nujuma, A Ritz-Carlton Reserve.
Dem Vernehmen nach hat sich der Bauträger The Red Sea Development Company (TRSDC) verpflichtet, bis zum Jahr 2040 einen Nettonutzen von 30 Prozent für den Naturschutz zu erzielen. Dies soll erreicht werden, indem etwa die weltweit größte Fernkälteanlage entsteht. Sie wird rund um die Uhr mit erneuerbaren Energien betrieben.
Text: Linda Benkö
Fotos: kkaa / Nicola Maniero
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